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Das kleine Gradačac ist eine sympathische und traditionsreiche Stadt und den Bosniern vor allem als, der Geburtsort des Drachen von Bosnien (Zmaj od Bosne) bekannt, einem bosnischen Unabhängigkeitskämpfer zu Zeiten des osmanischen Reichs.

Husein-Kapetan Gradaščević, so sein richtiger Name, genießt in Bosnien und Herzegowina, so etwas wie einen Legenden-Status. Von Gradačac aus begann sein Feldzug für ein unabhängiges Bosnien und hier steht auch seine Burg.

Gradačac Kapitänsturm
Der sogenannte Kapitänsturm von Gradačac

Außerdem ist Gradačac von einer prächtigen, satt grünen Landschaft mit Seen umgeben und bekannt für seinen Pflaumenanbau.

Der Drache von Bosnien (Zmaj od Bosne)

Schon zu Lebzeiten eine Legende, gilt Gradaščević heute als bosnischer Nationalheld und als eine, der wichtigsten Persönlichkeiten, der bosnischen Geschichte.

Aufgrund seines Mutes und seiner Toleranz bekam er den Namen

Drache von Bosnien” (Zmaj od Bosne) verliehen.

Der Drache von Bosnien

Husein-Kapetan Gradaščević (geboren 1802 in Gradačac und verstorben 1834 Istanbul) war Feldherr und Großwesir des osmanischen Reichs und bei den Osmanen aufgrund seines Mutes und Eigensinns gefürchtet. Er war der Anführer eines Aufstands, dessen Ziel eine weitreichende Autonomie Bosniens innerhalb des Osmanischen Reichs war.

Bosnien karte 1800, osmanisches Reich.
Alte Mappe Bosniens (rot) um das Jahr 1800. Zu dieser Zeit hieß es noch Eyâlet Bosnien, in den Grenzen des osmanischen Reichs.

1831 besiegte er in einer Schlacht den Statthalter von Travnik und ließ sich daraufhin, in der Kaisermoschee in Sarajevo zum Großwesir Bosniens ernennen. Noch im selben Jahr besiegte er die Truppen des Großwesirs Mustafa Reschid Pascha auf dem Kosovo vernichtend. Aufgrund fehlenden Verhandlungsgeschicks und einer angelegten Großoffensive aus Istanbul, verließ Gradaščević Bosnien und lebte eine Zeit lang in Osijek, Kroatien.

Aus dieser Zeit stammt auch eines der wenigen Gemälde, welches zu Lebzeiten von ihm gezeichnet wurde.

Husein kapetan Gradascevic Slika

Zu Friedensgesprächen reiste er über Belgrad nach Istanbul, wo ihm der Sultan eine Begnadigung und den Titel eines Paschas anbot, wenn dieser die Reformen des Sultans annehme, was er jedoch ablehnte.

Gradaščević sah Bosnien nie wieder. Es wird angenommen, dass er 1834 in Istanbul vergiftet wurde.

Der Tod von Husein-Kapetan Gradaščević

Es wird angenommen, dass sich seine sterblichen Überreste auf dem berühmten Eyüp Friedhof in Istanbul befinden. Und schon öfter wurde überlegt, diese in einer feierlichen Zeremonie zurück nach Gradačac zu holen.

Eines seiner berühmtesten Zitate stammt aus einem Gespräch mit einem mächtigen Provinz-Gouverneur und lautet so:

„Es gibt kein Bosnien mehr, und es wird auch keine Bosnier mehr geben! Husein … Du stirbst für einen Staat, der nie existiert hat und niemals existieren wird.“

Ihr irrt Euch. Es gibt Bosnien und Bosnier hier Beglerbeg. Es gab sie bereits vor Euch, und so Gott will, wird es sie auch nach Euch geben.

Drache von Bosnien

Gradačac Sehenswürdigkeiten

Gradacac Sehenswürdigkeiten

Neben den Legenden um den Drachen von Bosnien, bietet Gradačac noch eine sehr hübsche Altstadt und zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die man sich bei einem Besuch nicht entgehen lassen sollte.

Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, ist ganz klar die Festung, welche sich auf einem Hügel, im Zentrum der Stadt befindet und aufgrund des strahlend, leuchtenden Kapitänsturm bereits von weitem sichtbar ist.

Husein (Husejna) Moschee

Gradacac Moschee

Der große Feldherr und späterer Großwesir Gradaščević ließ außer der beeindruckenden Burg noch weitere Bauwerke errichten. Darunter auch die prächtige Husejna Moschee, welche zu den bedeutendsten Moscheen Bosniens zählt.

Diese befindet sich direkt vor dem Eingangstor zum Festungsberg und wurde 1826 erbaut. Aufgrund des farbenprächtigen Inneren, welches jeden Besucher ins Staunen versetzt, stellt die Moschee einen vielleicht noch größten architektonischen Beitrag dar, insbesondere wenn man bedenkt, dass es sich um eine der größten Moscheen in Bosnien handelt.

Bosnien

Früher umfasste sie noch eine Bibliothek. Jedoch stellte diese bereits 1883 ihren Betrieb ein und das Schicksal der Büchersammlung ist unbekannt. Außerdem gibt es mehrere Nišan-Grabsteine ​​im Harem der Moschee, von dessen einer dem Sohn des Großwesirs, Mohamed gewidmet ist.

Zu erwähnen gilt noch: Dass die Moschee aktuell renoviert wird und ich nur durch einen glücklichen Zufall in ihr inneres kommen konnte. Die Renovierungsarbeiten sollen jedoch bereits noch dieses Jahr abgeschlossen werden.

Das Geburtshaus von Hussein-Kapitän Gradaščevic

Bosnien

Das Haus wurde 1786 erbaut und ist eines der besten Beispiele für ein gut erhaltenes traditionelles Stadthaus aus osmanischer Zeit in Gradačac. Heute ist das Haus ein Familienmuseum und der Eingang zu seinem Inneren ist eine Rückkehr, 200 Jahre in die Vergangenheit. 

Zahlreiche Generationen der angesehenen Familie Gradaščević sind in dem Haus aufgewachsen. Das Haus ist auch heute noch im Besitz der Familie und wurde im Jahre 2015 zum Nationaldenkmal erklärt.

Hazna See

Bosnien

Der kleine See befindet sich nur ein paar Gehminuten von der Burg entfernt. Er eignet sich zwar nicht zum Schwimmen, aber für einen Spaziergang oder ein gutes Essen im anliegenden Restaurant kann man auf jeden Fall vorbeischauen.

Am besten lässt man seinen Besuch in Gradačac allerdings mit einem Panoramablick, von der Festung auf die herrliche Altstadt ausklinken.

Ich hoffe, Euch hat der Beitrag gefallen. Falls Ihr Fragen zu Reisezielen in Bosnien und Herzegowina habt oder ihr auf der Suche nach einer individuellen Bosnien Reise mit samt Beratung seid. Steht Euch das Team von Secret_Bosnia und unsere Partner aus Bosnien gerne zur Seite. 🙂

Kontakt secretbosnia@e.mail.de

Oft wird Europa in zwei Teile geteilt. Kulturell, aber auch in den Köpfen. In Westeuropa, welches wir gerne als die Wiege, der europäischen Kultur ansehen und in das oft nicht so beachtete Osteuropa, welches von “anderen Europäern” bewohnt wird, den sogenannten Slawen.

Dort wird auch ein anderes Alphabet genutzt: das „Kyrillische“. Die Sprache ist auch ganz anders (… da versteht man kein einziges Wort!). Außerdem haben die auch einen anderen Glauben. …ach, wirklich? – JA! Die meisten sind „orthodox” und als trinkfest gelten diese Slawen nebenbei auch.

Leider reichen bei vielen Menschen, welche sich nicht mit dem “anderen Teil Europas” beschäftigen, die Vorurteile wirklich nicht weiter, obwohl das letzte zum Teil sogar zufällig stimmt. Das bestätige ich als Slawe 😊😅

Doch Gott sei Dank gibt es da noch mehr zu wissen und vieles zu entdecken. Beispielsweise dass, die Slawen aus vielen verschiedenen Nationen und Völkern bestehen, darunter die: Russen, Weißrussen, Polen, Tschechen, Slowaken, Ukrainer und natürlich den ehemaligen Jugoslawen. Zu diesen zählen die: Slowenen, Kroaten, Bosnier, Serben, Montenegriner, Nordmazedonier und ihre Nachbarn die Bulgaren.

Slawen Karte

Slawen Karte
Slawische Staaten in Europa. Ostslawen, Westslawen, Südslawen @WikiCommons

Betrachtet man die Slawen außerdem als eine “Einheit” bzw. als ein großes Volk, mit demselben Ursprung (was sie auch sind, wie ihr später noch erfahrenen werdet). So zählen Sie ca. um die 330 Millionen Einwohner, was knapp die Hälfte der 746 Millionen Europäer (Stand 2021) ist.

In diesem Beitrag soll es jedoch nicht darum gehen, bestimmte Vorurteile über das Trink oder Essverhalten unserer östlichen Nachbarn aus der Welt zu schaffen. Viel mehr geht es mir, um wichtigere Themen.

Und zwar, aus welchem Gebiet diese Menschen abstammen, über dessen Geschichte und Vergangenheit, die wenigsten etwas wissen und das, obwohl genau diese Menschen einen Großteil Europas besiedeln und zu dessen Siedlungsgebieten sogar weite Teile Deutschlands und ein Großteil Griechenlands einmal zählten.

Daneben erfahrt ihr, was es mit der Donauzivilisation (“Alteuropa”) auf sich hat und lernt einiges über die VinčaKultur und die älteste Schrift der Welt. In die Geheimnisse der slawischen Mythologie werdet ihr natürlich auch eingeweiht.

Bosnien

Was erfahrt Ihr alles und wie ist der Beitrag aufgebaut?

Vorab. Ich verspreche euch, Ihr werdet Informationen erhalten, welche ihr nie zuvor gehört habt und die faszinierend und zugleich unglaublich klingen. In diesem Beitrag möchte ich einen groben Überblick über die Slawen und Ihre Mythen geben, woher Sie kommen, wer Sie sind und das ganze dann in einzelnen Themen genauer behandeln. Sozusagen werden alle weiteren Beiträge auf diesem aufbauen.

In Bezug auf die faszinierenden Fakten!

Hier eine Kostprobe 😉

Slawen und Germanen

Deutsche Städte, slawischen Ursprungs

Fangen wir doch mal bei der Hauptstadt an. Berlin geht auf das alte slawische Wort: Brla bzw. Brlin, Barlin zurück. Was auf die sumpfige Umgebung Berlins (z.B. Spreewald, Seen …) hindeutet. Auf bosnisch und anderen slawischen Sprachen heißt das Wort bis heute noch Bara. So dient das Berliner Wappentier, der Bär, nur dazu einen Bezug zum Namen aufzubauen.

Weitere Städte wären z.B.: Chemnitz – Kamenica / Erfurt – Brod / Oldenburg – Stari Grad. Das heutige Bundesland Brandenburg hieß beispielsweise Branibor.

Glaubt mir, ich könnte ewig so weiter machen, denn bis ins 12. Jahrhundert hinein, war der Großteil der Bevölkerung, östlich der Elbe, slawischen Ursprungs. Davon zeugen unzählige Toponyme bis heute. Außerdem berichten viele Autoren, vom 7. bis 12. Jahrhundert über Slawen in diesem Teil Europas, welche uns heute als gute Quelle dienen können.

Kap Arkona, Slawen Gott
Die Jaromarsburg auf Kap Arkona in Rügen. Gewidmet als Kultstätte dem vierköpfigen Gott Svantovit / Svetovit –
dem All sehenden.

Eine der beeindruckendsten Hinterlassenschaft der Slawen in Deutschland ist sicherlich die Jaromarsburg auf Kap Arkona auf der Insel Rügen. Diese war als Kultstätte dem vierköpfigen Kriegsgott Svantovit / Svetovit gewidmet. Die Lage der Burg am Hügel des Kaps ist überwältigend.

Slawen in Deutschland – Quellen

Eine der bekanntesten Quellen, welche über Slawen in Deutschland im frühen Mittelalter berichtet, ist die Fredegar-Chronik (7. Jahrhundert) , sowie der Chronist Einhard (770 im Maingau; † 14. März 840 Kloster Obermulinheim) welcher eine bedeutende Biografie über Karl den Großen verfasste.

Als verlässliche historische Quellen können auch viele arabische Autoren dieser Zeit dienen, da diese oft von Slawen besiedelte Gebiete bereisten. Einige dieser Chronist stammen sogar vom Hof des Kalifen von Córdoba. Zu nennen ist hier beispielsweise Ibrahim Ibn Yaqub. Im Arabischen wurden die Slawen als Saqaliba ( ṣaqālibaarabisch صقالبة) bezeichnet.

Zur Verdeutlichung, hier eine Karte Mitteleuropas um das Jahr 895. Deutlich zu sehen, die Grenze (ebenfalls ein Wort mit slawischen Wurzeln – granica) an der Elbe. Rechts davon eine Karte der Ostdeutschen Kolonisation, welche im 19. Jahrhundert bis weit in das heutige Polen reichte und das ehemalige Preußen erfasste. Das westslawische Volk der Prusen, diente den Preußen hierbei als Namensgeber.

Karte Europas Jahr 1000

Ein Großteil der slawischen Bevölkerung des heutigen Deutschlands wurde bis in 17. Jahrhundert so gut wie vollständig assimiliert. Wie ihr seht, haben sogar viele heutige Deutsche, allen voran die, welche seit mehreren Generationen östlich der Elbe beheimatet sind, slawische Wurzeln. Einzige Ausnahme bilden die Lausitzer Sorben, welche, wie der Name es bereits verrät, in der Lausitz zu finden sind. Die Namensähnlichkeit mit den Serben kommt nicht von ungefähr.

Doch um die Slawen und Germanen im heutigen Deutschland und außerhalb wird es in einem anderen Beitrag gehen. Ein unfassbar, spannendes Thema!

Slawen: Namensherkunft und Bedeutung

Kurze Etymologie des Begriffes Slawen. Hierbei sollte man noch erwähnen, dass in den slawischen Sprachen neben dem Begriff Sloven auch der Begriff Slaven verwendet wird.

Sloven (Slowen) ist derjenige, welcher spricht, weil mit ihm das Wort (Slowo) übermittelt wird.

Slaven: Der, welcher die Feier (Slava) feiert, ist, rumreich (Slavan). Da die Slava (Feier) die direkte Verbindung zu den rumreichen Vorfahren ist.

Da hingegen sind die, welche nicht dieselbe Sprache sprechen: Nijemi, niemy (stumm), was in Nijemac, Nemac als Bezeichnung für den Deutschen übergegangen ist.

In die restlichen europäischen Sprachen, werden die Begriffe: Sclavus, Sclaveni, Sklavenoi zu dieser Zeit (6. , 7. Jahrhundert) wahrscheinlich ein Synonym für Sklaven und das, obwohl die Slawen, zu dieser Zeit als das einzige Volk gelten, welches selbst nie Sklaven gehalten hat. Dasselbe wird in alten Schriften den Illyrern zugesagt. Hier kann man bereits eine gewisse Parallele sehen.

Ein möglicher Grund könnte der frühe arianische Glauben (Frühchristentum) oder der Glauben an die alten Gottheiten sein. Was natürlich von seitens Rom nicht toleriert wurde.

Zur slawischen Mythologie, welche sich bis in die heutige Zeit erhalten hat, kommen wir später.

Die Slawen: Wer sie sind und woher sie kommen

Slawen Aussehen
Slawische Trachten weisen meistens florale Muster auf. In diesem Falle eine ukrainische Tracht.
credits go to: Insta: etnophoto_by_svitlanalysceva

Woher kommt dieses Volk, welches vom Adriatischen Meer bis zum Baltikum lebt und von den Steppen Sibiriens bis nach Deutschlands reicht? Der Ursprung der Slawen, ist ein Thema, welches mich persönlich immer am meisten fasziniert hat.

So einige Historiker haben sich bereits der Frage, der slawischen Urheimat angenommen und sind doch, zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Außerdem ist diese lebhafte Diskussion bei langen noch nicht abgeschlossen. Viele Thesen, welche vor ca. 50 Jahren und mehr aufgestellt wurden, finden sich zwar noch in Schulbüchern, sind jedoch seit langem überholt.

Und hier sind wir beim ersten großen Problem. Gibt es ein bestimmtes Ursprungsgebiet, aus welchem alle Slawen stammen oder nicht?

Slawen – Die ersten Belege / Erwähnungen

Slawen tauchen in antiken und früh mittelalterlichen Quellen, neben dem Begriff Slawen (Sclaveni, Sklavenoi) auch öfters unter anderen Namen auf, welche mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Darunter z. B.: Sarmati ,Veneti, Venti, Vendi, Anten, Geten [1] ( Jordanes um das Jahr 550 n. Chr.).

Erste Erwähnungen reichen bereits in das 1. Jahrhundert nach Christus.

Plinius der ÄltereJordanes [2], Tacitus und Ptolemäus von Alexandria erwähnen das Volk der “Veneter” in verschiedenen Schreibweisen. In diesem Zusammenhang steht auch die deutschsprachige Bezeichnung “Wenden”, welche ebenfalls ein Synonym für alle Slawen ist.

Jordanes, Getica: „Obwohl sie von einer Nation abstammen, sind sie jetzt unter drei Namen bekannt, den Veneti, Antes und Sclaveni“ (ab unastirpe exorti, tria nomina ediderunt, id est Veneti, Antes, Sclaveni. “

Als Slawen (Sclaveni, Sklavenoi) werden sie das erste Mal im 6. Jahrhundert von oströmischen (byzantinischen) Geschichtsschreibern wie: Prokopios von CaesareaAgathias sowie in der darauffolgenden Zeit von Menander Protektor erwähnt.

 [1] Jordanes: Getica 34f., Karte bei Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Aufl. Berlin 2008, S. 53.

[2]  Frank A. Kmietowicz (1976). Alte Slawen. Verlag Worzalla.

Serbi / Sorben / Sarb: Ein Überbegriff für Slawen?

Die Begriffe Serb, Srb und ähnliche Synonyme werden in alten Schriften, bereits vor den Slawen erwähnt. Es ist nicht auszuschließen, dass der Begriff Serb, Sarb, Srb bezeichnend für alle Slawen stand, bevor dieser ihn abgelöst hat.

Oft werden die Serben außerdem mit den Triballern und Thrakern gleichgestellt, welche in Illyrien lebten. Schriftliche Aufzeichnungen reichen hier bis in die Antike und zu dem Vater der Geschichte, Herodot, welcher diese Völker im 5. Jahrhundert vor Chr. erwähnt. [2]

[2] Herodots (ca. 490–424 v. Chr.) Historien (4,49)

Eine sehr interessante Karte. Leider ist nirgends eine Jahreszahl zu finden. Ich würde sie ungefähr auf das 5. oder 6. Jahrhundert vor Chr. datieren. Achtet bitte auf das Territorium Griechenlands. Und denkt an die vorhin erwähnten Veneter und Triballer.

Europa in der Antike Karte
Friedrich Wilhelm PUTZGERs historischer Schul-Atlas, 29. Auflage, Bielefeld u. Leipzig 1905, Tafel 2.
Triballer Karte

Homer (9. Jh. v. Chr.) nannte die Veneter in der Iliade Enetoi (das Griechische kannte keinen Buchstaben v). Herodot, Historiker (5. Jh. v. Chr.), beschrieb die illyrischen Veneter, sowie die Veneter am Unterlauf der Donau und im Nord adriatischen Gebiet. [3]

Somit sind höchstwahrscheinlich, die Slawen im 9. Jahrhundert gemeint, wenn die Rede von den Venetern oder Enetoi ist.

[3] Herodotus, History vol. 7 / G B Pellegrini, A L Prosdocimi, La lingua venetica, Padova 1967, V, 9.

Das sind bei langen nicht alle Toponyme / Ethnonyme, welche auf die Begriffe: Venti, Veneti, Vendi… zu finden sind.

Um noch einmal den Bezug zu Deutschland zu ziehen. Zahlreiche deutsche Ortsnamen wie Zscherben, Serbitz, Zerben, Serba, Sirbis, Serbitz,  Altscherbitz oder Zerbst enthalten Hinweise auf Sorben/Serben und zeugen damit von der weit über 1000 Jahre währenden Präsenz dieses Ethnonyms.

Die Urheimat der Slawen

Eine der Haupttheorien, über die Urheimat der Slawen, steht heute von vielen Seiten schwer in der Kritik. In dieser Theorie besiedelten die Slawen ursprünglich ein undefiniertes Gebiet nördlich der Karpaten in der Ukraine, von wo aus sie sich im 6. und 7. Jahrhundert aufgemacht haben, um halb Europa zu besiedeln bzw. einzunehmen.

Slawen Wanderung Karte
Karte über eine heute stark infrage gestellte Expansion der Slawen .

Mir persönlich kam diese Geschichte immer schon “zu fantastisch” vor. Ein Volk, welches aus einer undefinierten Region stammt, welche dazu noch sehr fruchtbar ist, formiert sich und nimmt ein Großteil Europas ein ohne auf große Gegenwehr zu stoßen und wischt dabei jegliche Spuren von anderen Zivilisation von dieser Welt… hmm, Okey.

In diesem Zusammenhang steht auch die sogenannte Landnahme am Balkan. Vielleicht eines der größten Mythen überhaupt, wenn wir über die Slawen sprechen. Diese Theorie bezweifele ich, neben der Christianisierung des Balkans, durch die Slawenapostel Kyrill und Method im 9. Jahrhundert am meisten.

Diesen Themen werde ich (falls gewünscht) extra Beiträge widmen.

Bosnien

Ich möchte hierzu noch sagen, dass ich die Möglichkeit eines “Umzugs”, einzelner Stämme und kleiner Gruppen nicht ausschließen möchte. Jedoch bezweifele ich eine Völkerwanderung in diesem Ausmaße, wie sie immer noch in vielen Schulbüchern in weiten Teilen Europas gelehrt wird. Denn diese ist von unserem heutigen Kenntnisstand überholt.

Das werde ich am Beispiel: “Der Landnahme der Slawen am Balkan” anhand von eindrücklichen Argumenten, historischen Quellen, der Linguistik und mittels DNA Analysen, (welchen Historikern und Wissenschaftler im 19. und 20. Jahrhundert nicht zur Verfügung standen) belegen.

Doch woher kommen nun die Slawen?

Halten wir uns weiter an historischen Quellen und fügen weitere Komponenten, wie archäologische Fundstücke und eine DNA-Analyse hinzu, deutet alles auf den Donauraum Südosteuropas hin.

Wenn sich alle uns bekannten Hochkulturen entlang von Flüssen wie dem Nil, dem Euphrat, dem Tigris oder den großen Strömen Indiens und Asiens entwickelt haben. Warum dann nicht auch bei uns in Europa. An der Donau?

Die Donauzivilisation – Die älteste Hochkultur Europas (vielleicht der Welt)

Donauzivilisation Fundstücke
Fundstücke in Lepenski Vir, Serbien
@https://www.serbia.travel/de/vidi-srbiju/die-kultur/arch-ologische-fundst-tten

Für viele, die sich nicht mit dieser Thematik beschäftigten, wird das kommende höchstwahrscheinlich unglaublich faszinierend klingen.

Auf dem Gebiet des heutigen Balkan und an der Westküste des Schwarzen Meeres entdeckte man eine der frühesten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte. Die ersten Siedlungsspuren reichen nach neuesten Wissensstand bis ca. 9.000 Jahrtausend vor Chr. und mehr zurück.

Somit wäre diese Kultur, welche oft auch als “Alteuropa” oder “Donauzivilisation” bezeichnet wird, die älteste bekannte Hochkultur der Welt und bei weitem älter als die bisher uns angenommenen, ältesten Kulturen: Mesopotamiens, Sumers und des alten Ägypten.

Die Donaukultur wären von daher auch älter als die bisher ältesten europäischen Kulturen. Die Minoer (Minoische Kultur 2000 – 1600 v. Chr.) und die der Mykener, auch bekannt als Mykenische Kultur (1600 – 1200 v. Chr.).

Wieso weiß niemand davon?

Lepenski Vir Museum
Ausgrabungen in Lepenski Vir und Teil des heutigen Museums.

Wie einmal ein bekannter französischer Forscher sagte:

Hätten wir so etwas wie Lepenski Vir oder die Vinča Kultur, wir hätten daraus ein zweites Paris gemacht!

Jetzt gelangen wir wieder zum vorausgehenden Problem. Nehmen wir die Besiedlung der Slawen im 6. und 7. Jahrhundert als eine Art Dogma oder eine psychologische Grenze, so können wir keine Verbindung zu der heutigen Bevölkerung und den Fundorten wie Lepenski Vir, Vinča, Starčevo, Vučedol (HR), Butmir (Bih) und anderen Ausgrabungen im heutigen Balkan schlagen.

Dabei gibt es eine unglaubliche Anzahl an Funden, zahlreichen Belegen, und genetischen DNA Vergleichen, die eine Kontinuität gar nicht infrage stellen, sondern die uns viele Parallelen aufweisen.

Die Vinča Kultur – und die Entstehung der Schrift

Vinca-Kultur Fundstücke
Eine in Vinca ausgegrabene Figurine

1908 entdeckte man bei Ausgrabungen in dem kleinen Ort Vinča, ca. 14 km von Belgrad entfernt, eine der größten prähistorischen Siedlungen in Europa. Benannt wurde die Kultur nach dem Fundort und gleichnamigen Dorfs. Deshalb auch der Name Vinča-Kultur.

Am Ufer der Donau entdeckte man hier eine der ersten neolithischen Siedlungen der Welt und Fundstücke unschätzbaren Werts. Um 6000 v. Chr. beginnt hier ein Stadium unglaublichen Fortschritts, den es zu diesem Zeitpunkt (soweit uns bisher bekannt) in keinem anderen Teil der Welt zu finden gibt. Dieser Fortschritt ist auch in den Bereichen: Handwerk, Bauwesen, Ackerbau, Metallverarbeitung, sowie Sprache und Schrift erkennbar.

Den Einfluss der Kultur kann man im Altgriechischen sogar noch nachweisen.

So stellten Forscher fest, dass die Vinča-Kultur, eine Vorgängerkultur der Minoischen Kultur auf Kreta sein muss. Bester Beweis ist die Vinča-Schrift, welche bis zu 40-50 % in die minoische Schrift eingeflossen ist.

Die älteste Schrift der Welt
Die sogenannten Tontafeln von Tărtăria (Rumänien) werden auf etwa 5500–5300 v. Chr. datiert und enthalten Vinča Symbole.

Ein großer Vertreter der These, nach welcher die VinčaSchrift die älteste bzw. erste Schrift der Welt sein soll, ist der Forscher Harald Haarmann. Dieser zählt zu den angesehensten Sprachwissenschaftlern weltweit und hat als Autor bereits über 40 Bücher veröffentlicht. Darunter auch zur Donauzivilisation und Vinča.

Donauzivilisation Buch

Neben deutschen Autoren wie Haarmann gibt es auch zahlreiche Autoren aus dem südosteuropäischen Raum selbst, welche Bücher zu Alteuropa und dessen Errungenschaften im Schriftsystem verfasst haben. Zu erwähnen wäre hier Radivoje Pešić, welcher in seinem Buch Vinčansko pismo (das Vinča Alphabet) auch interessante Verbindungen zum etruskischen und heutigen Alphabeten und Schriftsystemen schlägt.

Die neolithische Revolution

Doch nicht nur auf dem Gebiet der Schrift war Alteuropa anderen Kulturen um Jahrtausende voraus. Heute kann man mit Sicherheit sagen, dass es im südosteuropäischen Raum eine enorme Entwicklung im neolithischen Zeitalter gab.

(Neolithikum Jungsteinzeit. Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zu Hirten- und Bauernkulturen)

Ein paar der herausragenden Leistungen Alteuropas zusammengefasst.

Es bilden sich die ältesten Großsiedlungen von Stadtgröße mit bis zu 10.000 Einwohner auf etwa 400 Hektar– bedeutend größer als Çatalhöyük in Anatolien oder die ältesten Städte Mesopotamiens.

Die Schmiede Alteuropas entwickeln Schmelzverfahren, zunächst für Kupfer, ab 4600 v. Chr. auch für Gold, sie schmelzen tonnenweise Kupfer ein und fertigen die ältesten Artefakte aus Gold in der Welt.

Die Technologie des Metallgusses (Verfahren zum Schmelzen von Kupfer) wird erstmals in Alteuropa angewandt, und zwar im ausgehenden 6. Jahrtausend v. Chr., und erst einige Jahrhunderte später auch in Anatolien.

Die ersten Brennöfen zur Herstellung hochwertiger Keramikprodukte, in denen die Temperaturen kontrolliert und reguliert werden konnten, werden in Alteuropa in Betrieb genommen.

Jahrtausende vor den Griechen wurde in Alteuropa Wein gekeltert und Olivenöl produziert, und lange vor den Griechen aßen die Alteuropäer Kirschen, Erbsen und Petersilie.

Wie man anhand der herausragenden Leistungen der Donauzivilisation erkennen kann, muss unser altes Weltbild, in welchem das antike Griechenland, als Wiege der Demokratie und Zivilisationen im Mittelpunkt steht, überdacht werden.

Den Zeitpunkt für eine Revision unserer alten Weltanschauung sieht auch der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann gekommen. Diesem Thema widmete er eines seiner neueren Werke, mit dem Titel “Wer zivilisierte die alten Griechen?”.

Wer zivilisierte die alten Griechen?

Doch inwieweit Wissenschaftler, Historiker und auch die breite Masse bereit sind, ein altes Glaubenskonstrukt zu ändern, welches die Fundamente, unserer Weltanschauung bildet, ist fraglich.

Und das selbst, wenn neue archäologische Funde, linguistische Gemeinsamkeiten und der genetische Fingerabdruck gar kein Zweifeln mehr zu lassen.

Slawische Mythologie

Slawische Mythologie
Die Svantovit-Feier auf der Insel Rügen. Bild: Alfons Mucha – Das slawische Epos

Was war ich fasziniert, als mich meine Großmutter, als kleinen Jungen zu Bett brachte und mir die fantastischsten Geschichten von Feen, mystischen Orten und mächtigen Fabelwesen erzählte, welche angeblich auf der Erde leben und zu Vorschein kommen, falls man sonstiges oder jenes tut.

Ich denke jeder der aus dem Balkan-Raum oder dem östlichen Europa stammt, kennt solche oder ähnliche Geschichten und Überlieferungen, welche nicht nur Kindern erzählt werden, sondern sogar einen festen Platz in der slawischen Kultur einnehmen und das unabhängig vom Glauben.

Zu solchen Geschichten zählten auch die Berichte über Vampire (das vielleicht international, verbreitetste slawische Wort) und den Werwolf (Vukodlak).

Vor allem im 18. Jahrhundert wurden viele Vampir-Fälle gemeldet, überwiegend aus Dörfern in Südosteuropa. Nach dem Ende des letzten Türkenkrieges 1718 waren einige Landteile, z. B. Nordserbien und ein Teil Bosniens, Österreich zugefallen. Diese Landteile wurden mit christlich-orthodoxen Flüchtlingen besiedelt, die den Sonderstatus von abgabefreien Wehrbauern hatten. Dafür sorgten sie für die landwirtschaftliche Erschließung sowie für die Grenzsicherung, sodass erstmals Vampir Berichte auch in den deutschsprachigen Raum und somit in die heutige westliche Welt gelangten.

Die slawische Mythologie stammt aus der frühesten Zeit, nahm starken Einfluss auf die griechische und römische Mythologie und findet sich sogar in unserer heutigen Zeit noch wieder. Besonders im orthodoxen Glauben haben Heilige, die Rolle von alten Gottheiten übernommen und in diesem neuen Glaubenssystem eine ähnliche Funktion erhalten, was absolut faszinierend ist.

Selbst bei der katholischen und muslimischen Bevölkerung des Balkans, hat der neue Glaube, dem alt-eingewurzelten, ein zeitgemäßes Gewand gegeben.

Slawische Gottheiten

Im Folgenden, möchte ich euch anhand von einem Beispiel zeigen, wie alte slawische Gottheiten und Bräuche ihren Weg bis in unsere heutige Zeit gefunden haben.

Perun – Gott des Donners, der Gewitter und Blitze

Perun der Donnergott
Max presnyakov, Перун.1998г.Perun

Eine der mächtigsten Gottheiten der alten Slawen, war Perun, bekannt als Gott des Donners und des stürmischen Himmels. Der alte Glaube an Perun hinterließ zahlreiche Spuren in den Namen von Menschen, Orten, Bergen und sogar Pflanzen, z.B. die Pflanze Perunika (Schwertlilie), die auch Bogiša (božja biljka) genannt wird, also Gottespflanze. Hier ein paar Orte, welche von Perun abgeleitet worden sind: Perunac, Perunov Brijeg (Banja Luka), Prenj, Pernik (Bulgarien), um nur einige zu nennen.

Zu seinen Symbolen zählten die Axt, die Schwertlilie und die Eiche. Unter alten Eichen wurden auch öfters Riten für Perun abgehalten und Geschenke da gelegt.

Im Christentum hat die Rolle des Peruns, der Heilige Elija (sveti Ilija Gromovnik) übernommen.

Eichenhain
Eichenhain, Michail Klodt, 1863

Ilindan i Aliđun 

Folgendes ist besonders, für alle interessant, die ihre Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien haben.

Bei den Christen ebenso wie bei den Moslems wird heute auf dem gesamten Balkan und speziell in Bosnien und Herzegowina, der Kult / Feier des Ilija bzw. des Alija gefeiert. Im Volksmund auch bekannt als Ilindan oder Aliđun.

Dieser Kult ist wohl der beste Beweis dafür, dass die slawische Mythologie bis in die heutige Zeit hin zum Teil überlebt hat.

Gefeiert wurde ursprünglich der Sommer und die Ankunft des Regens. Der Kult entstand um den Donnergott Perun. In der christlichen Tradition feierte man anstelle von Perun, den heiligen Elija, im Volksmund bekannt als Donnerer (gromitelj).

Bosnien
Der heilige Elija in einem brennenden Streitwagen. Eine häufige Darstellung.

Der heilige Elija ist in der Orthodoxie als strenger und unerschütterlicher Prediger ethischer Werte hoch angesehen, ist im Alten Testament und im Neuen Testament als Prophet präsent. Die Eigenschaften von Perun wurden im Christentum ehrfurchtgebietend übernommen und ihn in den neuen Glauben integriert.

Es wird angenommen, dass der heilige Elija nicht gestorben ist, sondern dass er lebendig in einem brennenden Streitwagen in den Himmel geflogen ist, sodass diese Szene auf den Feiertags-Ilindan-Ikonen dargestellt ist.

“Do podne Ilija, od podne Alija” – Bis zum Mittag Ilija, ab dem Mittag Alija.

In der bosniakisch-muslimischen Tradition ist der Feiertag als Aliđun (Alidschun) bekannt. Abgeleitet vom Namen Alija, der eine Variante des Namens Ilija ist.  Die Aliđun (Ilindan) Feier, wird in ganz Bosnien, doch vor allem in den Orten Večići (Kotor-Varoš) und in Gerzovo bei Šipovo gefeiert.

Hier befand sich auch die Türbe des Alija Đerzelez. Dieser galt den Bosniaken als Nationalheld und Märtyrer.

Alija Đerzelez
Eine Darstellung Alija Đerzelez, links im Bild

Durch die einfache Übersetzung von Ilindan zu Aliđun wollten die muslimische Bevölkerung den Ursprung nicht verbergen. Bestätigt wurde dies durch den Spruch: „Bis Mittag Ilija, ab Mittag Alija“, (“do podne Ilija, od podne Alija”) der die Erinnerung der Menschen an die vorislamische Zeit Bosnien und Herzegowinas, einschließlich vieler seiner Feiertage, in Gedenken hält.

So feiert man bspw.  Aliđun in Visoko und unweit davon entfernt in Ilijaš, feiern die Orthodoxen den Ilindan ebenso. Selbst die Katholiken feiern den Ilindan am 20. Juli, in etwas anderer Form. Besonders in Stolac, hat dieser Tag eine wichtige Bedeutung, da der heilige Elijah als Schutzpatron der Gemeinde gilt.

Südslawen, Jugoslawen, Balkan-Slawen

Besonders die Südslawen, also die Bewohner des ehemaligen Jugoslawiens (größtenteils), sind im Laufe der Zeit (vor allem in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts) in sehr vielen, neu gegründeten Nationen aufgegangen.

Schaut man sich die aktuelle Situation an und wirft einen Blick auf Länder wie Montenegro oder Nordmazedonien, was vor kurzem noch Mazedonien hieß, so scheint die Nationenbildung am Balkan noch nicht abgeschlossen zu sein.

Die Republika Srpska, welche als eine der Teilrepubliken von Bosnien und Herzegowina gilt, hegt ebenso Bestrebungen auf eine eigenständige Souveränität.

Serben, Kroaten und Bosnier – ein Volk? (Das Resümee)

Die aus dem 10. Jahrhundert stammende Nestor-Chronik, auch bekannt als „Erzählung der vergangenen Jahre“, ist eine der ältesten ostslawischen Schriften und eine der wichtigsten Quellen in Bezug auf die Entstehung der Kiewer Rus und der Ostslawen.

Laut dieser Chronik soll die Urheimat der Slawen das untere und mittlere Donaugebiet sein. Also zum Großteil, das Gebiet des heutigen Balkans. Von diesem Gebiet stammen auch die Kiewer Rus. Die Vorfahren der heutigen Russen, Ukrainer und Weißrussen.

Der Mönch Nestor aus Kiew berichtet auch von den Poljani / Poljanen, welche den Lebensraum des heutigen Polen besiedeln. Der Name leitet sich hier von “Polje” für das Feld ab.

Die Nestor-Chronik ist somit ein weiterer Beweis, neben den Fundstücken von Lepenski Vir und Vinca, für die Kontinuität des Donauraums als Urheimat der Slawen.

Nestor-Chronik
Ausschnitt aus der Radziwiłł-Chronik. Einem Teil der Nestor-Chronik.

Somit könnte man festhalten, dass Ost, West- und Südslawen selben Ursprungs sind und das somit auch auf die heutigen Serben, Kroaten und Bosnier zutrifft, die leider nur allzu gern neue Entstehungsmythen suchen und auch oft erfinden.

So werden z.b. alte gemeinsame Wörter, gern durch neue ersetzt (besonders beliebt bei den Kroaten), um nur ein Beispiel zu nennen. Die Liste könnte ewig weiter geführt werden.

Nach unzähligen Büchern (jeglichen Alters), Essays, sonstigen Schriften und Vorträgern, die ich zu diesem Thema bereits gelesen und gehört habe, fällt es mir ehrlich gesagt schwer, einen einzigen Autor zu nennen, welcher bis vor dem Ersten Weltkrieg, nicht von ein und demselben Volk spricht, wenn es um die Serben, Kroaten und Bosnier geht.

Zwar gibt es diese Namen, doch verstehen sich diese eher als Synonyme für ein und dasselbe Volk und deuten nur auf die jeweilige Region hin. Geteilt hat man die Südslawen nach dem Glauben und dass vor allem im 19. und 20. Jahrhundert aus dem imperialistischen Österreich-Ungarn, welche innere Unruhen ausnutzen wollten, um leichter herrschen zu können. Deswegen sollten Zagreb und Belgrad in ständigem Konflikt miteinander stehen.

Wohl wissend, dass eine Vereinigung der Südslawen höchstwahrscheinlich zum Ende des eigenen Imperiums und zum Untergang der k.u. k. Monarchie führen würde. Was mit der Niederlage des Ersten Weltkriegs auch eingetroffen ist.

Dieses Prinzip wird auch als “Balance of the Power” (Gleichgewicht der Kräfte) bezeichnet. Einen Begriff, welchen die Briten geprägt haben und nach welchem es sich am besten regieren lässt, wenn es viele kleine (schwache) Staaten, anstelle eines anderen starken Reichs auf der geopolitischen Landkarte gibt.

Wer hierzu ein sehr gutes Buch lesen will, empfehle ich “When Ethnicity Did Not Matter in the Balkans” von John Fine, einem hoch angesehen Slawisten, aus den Staaten vor.

Balkan Konflikte buch

Wer sich außerdem etwas tiefer mit der Vergangenheit der Südslawen bzw. Jugoslawen (finde diesen Begriff sehr passend) beschäftigen möchte und das vor allem zu der Zeit des frühen Mittelalters, zu welchen es wenige Quellen gibt, dem sei “Das Königreich der Slawen” (“Kraljevestvo Slovena”, “Kingdom of the Slavs”) von Mavro Orbini empfohlen.

Fazit

Das Thema Slawen und ihre Erscheinung auf den Landkarten vor dem 6. Jahrhundert ist noch längst nicht abgeschlossen und wird heiß debattiert. Meiner Meinung nach können sie nicht zufällig vom Himmel gefallen sein, um dann auf einmal halb Europa zu besiedeln.

Auch in Bezug auf die verschiedenen Konflikte in der “slawischen Welt”, aktuell Russland – Ukraine, oder vergangene Kriege, wie den in Jugoslawien, zeigt das Thema deutlich, die absolute Sinnlosigkeit von solchen Auseinandersetzungen.

Schaut man hinter die Fassade, eröffnen sich aber auch total interessante Fragen, wie z.B.: Wer war Alexander der Große wirklich? Slawischer Makedone oder doch ein Hellene / Grieche. Eine Frage, welche bis heute nicht vollends geklärt ist und einen Streitpunkt zahlloser Diskussionen darstellt.

Bosnien

Jetzt seid Ihr dran. Ich freue mich auch eure Kommentare, Anregungen und Fragen. Da ich meine Landsleute kenne, weiß ich, dass es sich für viele um ein “empfindliches” Thema handelt. Die Informationen, welche ich in dem Beitrag vorgelegt habe, sind gut recherchiert und durch Quellen belegbar.

Falls ihr jedoch andere Informationen zu einem der hier genannten Themen habt, bitte ich euch darum, euer Wissen in den Kommentaren zu teilen.

Falls sich jemand lieber privat äußern möchte, gerne unter: secrectbosnia@e.mail.de📩

Schreibt mir außerdem in die Kommentare, von welchem der Unterthemen im Beitrag, ihr euch einen einzelnen Beitrag wünscht. 😉

Weitere Beiträge zu geschichtlichen Themen in Bezug auf den Balkan findet ihr hier. History

Quellen: 

  • Jordanes Getica 34f., Karte bei Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Aufl. Berlin 2008, S. 53.
  • Florence Curta: Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, c. 500-700 A.D. Cambridge University Press, Cambridge 2001 (ausgezeichnet mit dem Herbert Baxter Adams Prize of the American Historical Association).
  • Georg Schreiber: Balkan aus erster Hand. 1971 Arena Verlag, Würzburg
  • Frank A. Kmietowicz (1976). Alte Slawen. Verlag Worzalla.
  • Heinrich Kunstmann, Die Slaven. Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1996
  • Ivo Vukcevic, Rex Germanorum, Populos Sclavorum: An Inquiry Into the Origin and Early History of the Serbs/Slavs of Sarmatia, Germania, and Illyria , 2007

Ivo Andrić (1892–1975) gilt zweifelsohne neben Autoren wie Mehmed Meša Selimović und Miroslav Krleža, als einer der größten Schriftsteller Bosniens und des Ehemaligen Jugoslawien. Für sein literarisches Meisterwerk: „Die Brücke über die Drina”(1945) erhielt Ivo Andrić  1961 den Nobelpreis für Literatur. Ein Grund dafür: “Die epische Kraft, mit der er Motive und Schicksale aus der Geschichte seines Landes gestaltet”.

Der Nachwelt hinterließ der Nobelpreisträger außer “Na Drini Ćuprija” (der serbokroatische Titel seines Meisterwerks), Romane wie: “Wesire und Konsuln” und “Omer-Pascha Latas”. Was Andric jedoch von vielen Schriftstellern seiner Zeit unterscheidet: Als Diplomat des Königreich Jugoslawien, führte er selbst ein spektakuläres Leben wie aus einem Roman.

Er war beispielsweise der einzige Mensch, der Gavrilo Princip den Attentäter von Sarajevo und Adolf Hitler persönlich kannte. Beide sind uns heute als Auslöser, der Weltkriege bekannt. Seine Romane beschäftigen sich mit der bosnischen Geschichte und dem Nebeneinander zwischen Orient und Okzident. In diesem Beitrag möchte ich ein paar seiner bekanntesten Bücher vorstellen, die auch Jahrzehnte nach ihrer Erscheinung fesseln und als Meisterwerke der Weltliteratur gelten. 

Die-Brücke-über-die-Drina-in-Visegrad
Die Mehmed-paša Sokolović Brücke in Visegrad spielt die Hauptrolle in dem Roman” Die Brücke über die Drina”

Ivo Andrić Kurzbiografie

Geboren am 9.Oktober 1892 in Travnik, damaligen Kaiserreich Österreich-Ungarn (heutiges Bosnien) als Sohn einer katholischen Handwerkerfamilie. Nach Beendigung der Grundschule in Višegrad, wo er bei Pflegeeltern lebte, besuchte er das Gymnasium in Sarajevo. Der kleinen Stadt Višegrad widmete er später sein literarisches Meisterwerk. Schon früh zeigte sich Andric‘s literarische Begabung. Während seiner Zeit in Sarajevo gehörte er der national gesinnten Vereinigung “Mlada Bosna” (junges Bosnien) an, zu deren Zielen die Gründung eines jugoslawischen Staates gehörte.

Nach Abschluss des Gymnasiums folgten verschiedene Studien, darunter in Zagreb und Wien. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er als Mitglied von Mlada Bosna zu einem Jahr Haft verurteilt. Gavrilo Princip welcher das Attentat von Sarajevo begangen hatte, war ebenfalls ein Mitglied, der Organisation. 

Leben als Schriftsteller und Diplomat

1918 erschien sein erstes Buch Ex Ponto. 1919 zieht er von Zagreb nach Belgrad und findet schnell Anschluss in der Belgrader Literaturszene. 1920 tritt er ins Außenministerium ein und war zwischen den Jahren 1920 und 1923 in den Konsulaten im Vatikan, Bukarest, Triest und Graz tätig. 1924 wurde er an Universität Graz mit einer Arbeit über „Die Entwicklung des geistigen Lebens in Bosnien unter der Einwirkung der türkischen Herrschaft“ promoviert.

Andric blieb bis 1941 im diplomatischen Dienst. Eine seiner letzten Stationen war die des jugoslawischen Gesandten in Berlin. Als Nazi-Deutschland 1941 in Jugoslawien einfiel, kehrte Andric nach Belgrad zurück und lebte dort während des Zweiten Weltkriegs in Abgeschiedenheit. Zu dieser Zeit schuf Ivo Andric drei seiner größten Romane: “Die Brücke über die Drina”“Wesire und Konsuln” und “Das Fräulein”. Seit 1945 beschäftigt er sich ausschließlich mit dem Schreiben. 1961 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Ivo Andric starb am 13. März 1975 in Belgrad. 

Ivo Andric Geburtshaus und heutiges Museum in Travnik
Ivo Andric Geburtshaus und heutiges Museum in Travnik

Ivo Andrić Bücher

Hier nun eine Auswahl seiner 4 besten Bücher.

1. Die Brücke über die Drina 

Ivo Andric Buch Die Brücke über die Drina

Die Brücke über die Drina ist das bekannteste Buch Ivo Andric‘s und ein Klassiker der Weltliteratur. Das monumentale, historische Epos machte ihn zu einem der größten Schriftsteller Bosniens und des Ehemaligen Jugoslawien und seinen Namen unvergesslich.

Den Mittelpunkt, der Erzählung, bildet die Mehmed-Paša Sokolović Brücke in Višegrad. Seit Jahrhunderten ist sie ein Treffpunkt für Menschen von beiden Ufern, ist Trennlinie und Bindeglied zwischen Orient und Okzident. In seinem Meisterwerk entrollt Ivo Andrić ein gewaltiges Zeitpanorama vom Bau der Brücke im 16. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg und dessen Zerstörung.

Ein super Buch wenn man mehr über die Geschichte Bosniens erfahren möchte aber auch, um die noch immer andauernden Konflikte, der Region besser zu verstehen.

2. Wesire und Konsuln

Ivo Andric Wesire und Konsuln

Klappentext ©

Anfang des 19. Jahrhunderts gerät die bosnische Kleinstadt Travnik ins Visier der Weltmächte. Bosnien, wie fast der ganze Balkan, gehört zum Osmanischen Reich, hier residiert ein Wesir des Sultans. Als ein französischer und ein österreichischer Konsul in die Stadt entsandt werden, wird sie zum Schauplatz internationaler Diplomatie. Beide buhlen in erbitterter Konkurrenz um die Gunst des Sultans, halten es aber letztlich nur miteinander aus. Dieser 1942 vollendete Roman ist ein Meisterwerk der Erzählkunst, eine Liebeserklärung an Ivo Andric’ s Heimat Bosnien und eine zeitlose Bühne der Welt.

3. Omer Pascha Latas

Ivo-Andric-Omer-Pascha-Latas

Klappentext ©

Ein umfassendes Epos des Nobelpreisträgers Ivo Andric über Macht, Identität und Islam im osmanischen Bosnien und Istanbul des 19. Jahrhunderts. Omer Pasha Latas spielt im Sarajevo des 19. Jahrhunderts, wo Muslime und Christen in unruhiger Nähe leben und gleichzeitig einen gemeinsamen Groll gegen die weit entfernte osmanische Herrschaft hegen. Omer ist der Seraskier, (Oberbefehlshaber) der Armeen des Sultans, und als das Buch beginnt, kommt er aus Istanbul an, um Sarajevos Landbesitzer zur Strecke zu bringen, eine Aufgabe, die er mit seiner üblichen Wildheit und Effizienz erfüllt.

Und doch ist die Expedition des Seraskiers nach Bosnien auch für ihn eine Zeit der Abrechnung: Er wurde auf dem Balkan geboren, ein Serbe und ein Subjekt des Österreichisch-Ungarischen Reiches, ein kluger Junge, der der finanziellen Schande seines Vaters entkam, indem er weglief und zum Islam konvertierte. Jetzt, auf dem Höhepunkt seiner Macht, leitet er eine Armee von Außenseitern, Abenteurern und Ausgestoßenen aus ganz Europa und Asien, und doch bleibt er überall ein Fremder.

Bei Omer Pasha Latas handelt es sich um eines von Andrics letzteren Werken, das zu seinem Tod im Jahr 1975 noch nicht ganz vollendet war. Packendes Buch um einen Generalissimus des Osmanischen Reichs.

4. Im Brand der Welten: Ivo Andric. Ein europäisches LebenBiografie –

Ivo Andric Biografie

Das letzte Buch ist nicht von Ivo Andrić selbst aber dafür über ihn. Der deutsche Autor Michael Martens schuf mit: “Im Brand der Welten” eine sehr gute Biografie über das spannende Leben von Andric.

Klappentext ©

Michael Martens zeigt in seiner meisterlich geschriebenen Biografie einen außergewöhnlichen Lebensweg nach: Es führt von der Kindheit in Bosnien über das Attentat von Sarajevo 1914 bis zu Andrics Zeit als Diplomat des Königreichs Jugoslawien in Hitlers Berlin. Diesen bewegten Zeiten folgen Jahre im von den Deutschen okkupierten Belgrad, als Andric in völliger Zurückgezogenheit die großen Romane schreibt, die ihm Weltruhm einbringen werden – selten hat es ein bemerkenswerteres Dichterleben gegeben.

Der Andrić-Preis

Der Andrić-Preis (Andrićeva nagrada) ist einer der renommiertesten, serbischen Literaturpreise und wird seit 1975, dem Todesjahr von Ivo Andrić, jedes Jahr an dessen Todestag an einen Autor der serbischen Sprache verliehen. Die Ivo Andrić-Stiftung, welche den Preis vergibt, wurde auf der Grundlage von Andrićs letztem Wunsch gegründet.

Die Brücke über die Drina in Višegrad

Durch seinen Roman verhalf Ivo Andric der Kleinstadt im Osten Bosniens zu Weltruhm. Die Stadt liegt in der Republika Srpska (dem serbischen Teilstaat), etwa zehn Kilometer von der Grenze Serbiens entfernt. Im Zentrum von Višegrad spannt sich die Mehmed-paša Sokolović Brücke, mit ihren elf Spitzbögen, über das Smaragd grüne Wasser der Drina.

Na Drini Cuprija

Auftraggeber war Sokollu Mehmed Pascha (Mehmed-paša Sokolović), Großwesir und einer der mächtigsten Männer des osmanischen Reichs zu damaliger Zeit. Sokolović, der selbst aus einem Dorf bei Višegrad  stammt, kam als Zehnjähriger in die Knabenlese (Janitscharen) und wollte mit dem Bau der beeindruckenden Brücke seiner Heimat einen Dienst erweisen. Das Bauwerk zählt seit 2007 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist die wichtigste Sehenswürdigkeit in der schönen Stadt Višegrad.

Ivo Andrić Zitate (Citati)

Zum Abschluss noch ein paar von Ivo Andrić bekanntesten Zitaten.

  • “Čoveka ćete najbolje upoznati ako ga posmatrate kako se ponaša kad se nešto deli besplatno.”

“Sie werden eine Person am besten kennenlernen, wenn Sie beobachten, wie sie sich verhält, wenn etwas kostenlos geteilt wird.”

  • “Od svega što ljudi grade i izgrade, nema ništa bolje i vrijednije od mostova.”

„Von allem, was der Mensch baut und aufbaut, gibt es nichts Besseres und Wertvolleres als Brücken.“

  • “Da je šutnja snaga, a govorenje slabost, vidi se po tome što starci i deca vole da pričaju.”

“Das Schweigen Stärke ist und Reden Schwäche. Das sieht man auch daran, dass Alte und Kinder gern erzählen.”

  • “Ništa nije teže ni strašnije nego gledati svet oko sebe očima bivše lepotice.”

“Nichts ist schwieriger oder beängstigender, als die Welt um sich herum mit den Augen einer früheren Schönheit zu betrachten.”

Ich hoffe, euch hat der Beitrag, über einen der bekanntesten, bosnischen Schriftsteller gefallen. Falls ihr Fragen zu Bosnien haben solltet, könnt ihr mir gern eine Mail schreiben. Weitere Beiträge über den Balkan findet ihr hier. 🙂

Jugoslawien, manche verbinden es mit Nostalgie, die anderen mit Zerfall. Doch …

What do you know about Jugoslavija??? 

In diesem Beitrag findest du die 16 wichtigsten und skurrilsten Fakten über das Ehemalige Jugoslawien. 

 

1. Wann wurde Jugoslawien gegründet?

Der erste jugoslawische Staat wurde im Jahre 1918 unter dem Namen “Königreich Jugoslawien” gegründet und bestand bis 1941. Das Königreich wird auch oft als “erstes Jugoslawien” bezeichnet. Ein anderer Name lautete: Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen.

Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (abgekürzt SFRJ) wurde 1945 unter Marshall Josip Broz Tito und seinen Partisanen gegründet und bestand bis April 1992. (das Jugoslawien, welches sich die meisten erinnern).

 

2. Jugoslawien Flagge

Jugoslawien Flagge

 

3. Welche Länder gehörten zu Jugoslawien?

Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro, Mazedonien (heutiges Nordmazedonien). Die autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo hatten einen Sonderstatus.

 

Jugoslawien Länder

 

4. Jugoslawien Karte

Jugoslawien Karte
wikicommons, CC BY-SA 3.0

 

 

5. Was war die Hauptstadt Jugoslawiens?

Die Hauptstadt war Belgrad (Beograd). Die heutige Hauptstadt Serbiens. 

Jugoslawien Hauptstadt

 

6. Warum wurde Jugoslawien gegründet?

Zusammengefasst: Um alle südslawischen Völker zu einem Staat zu vereinen. 

 

7. Welche Sprache wurde in Jugoslawien gesprochen?

Serbokroatisch (srpskohrvatski), was zu den südslawischen Sprachen gehört. Nach Ende des Jugoslawienkrieges, werden die Sprachen als Kroatisch, Bosnisch, Serbisch bezeichnet um sich von den jeweiligen Nachbarn und der gemeinsamen Vergangenheit zu distanzieren.

 

8. Welche Religionszugehörigkeit hatte die Bevölkerung Jugoslawiens?

Jugoslawien war ein Vielvölkerstaat, in dem Angehörige unterschiedlicher Religionen lebten. Die Slowenen und Kroaten gehörten fast alle der katholischen Kirche an. Die Serben und Montenegriner waren griechisch-orthodox. Denn Großteil, der muslimischen Bevölkerung stellten die: Bosniaken, Kosovo-Albaner und die Bewohner Sandzaks (ebenfalls als Bosniaken bezeichnet). Unter der deutschen und der ungarischen Minderheit gab es einige Protestanten. Außerdem gab es eine kleine jüdische Minderheit.

 

9. Jugoslawien Währung

Jugoslawien Währung

Die Währung des Königreiches Jugoslawien, sowie der SFRJ, war der jugoslawische Dinar. Er war in 100 Para unterteilt. 

 

10. Wie groß war Jugoslawien?

Es umfasste ein Gebiet von ca. 255.950 km².

 

11. Wie viele Einwohner hatte Jugoslawien?

Es hatte kurz vor dem Zerfall 1991, ca. 23,1 Millionen Einwohner. 1991 gab es 19 Großstädte.

 

12. Josip Broz Tito

Tito war Staatschef (1945 bis 1980) , der sozialistischen Republik und ist auch heute noch für viele Bewohner, der Nachfolgerstaaten und Jugo-Nostalgiker so etwas wie eine Legende. Zu Zeiten der SFRJ, wurde ein richtiger Personenkult um Josip Broz betrieben, den man auch als Titoismus bezeichnete. Keine andere Persönlichkeit wird so stark mit dem ehemaligen Jugoslawien in Verbindung gesetzt wie er. Tito gilt auch als Mitbegründer, der Bewegung der Blockfreien Staaten.

 

 

 

Tito Jugoslawiens Staatschef
Josip Broz Tito. Staatsoberhaupt Jugoslawiens aus Lebenszeit.

 

 

12.Kozarčanka

Kozarcanka

 

Das Foto, der Kozarčanka (was so viel wie Frau aus Kozara bedeutet), ist im sozialistischen Jugoslawien zu einer Ikone geworden. Das berühmte Foto wurde vom Fotografen Žorž Skrigin in Nordbosnien im Winter 1943/44 aufgenommen und zeigt eine lächelnde Partisanin, die eine Titovka-Mütze und ein Gewehr über der Schulter trägt.

Der echte Name der Frau ist Milja Marin, eine bosnische Serbin, die aus einem Dorf am Fuße des Berges Kozara stammt. Das Bild der Kozarčanka zierte viele Schulbücher, Kriegsmonografien und Poster. Die echte Identität Milja Marins war vielen Jugoslawen nicht bekannt.

 

13. Flugzeugkaverne Željava

Flugzeugkaverne Željava

 

Bei der Nr. 13 handelt es sich um einen wirklich skurrilen Ort und einem genialen Lost Place. Die Flugzeugkaverne Željava an der bosnisch-kroatischen Grenze war die größte Flugzeugkaverne Europas. 

Der ehemalige Luftwaffenstützpunkt wurde zwischen den Jahren 1957 und 1970, nahe dem Dorf Željava, westlich von Bihac und unweit des Plitvicer Nationalparks erbaut. Die jugoslawische Regierung investierte, schätzungsweise 6 Milliarden Dollar in das Projekt. Was es zugleich zu einem der größten und teuersten Militärprojekte Europas machte. 

 

Flugzeugkaverne Zeljava innen
CC BY-SA 4.0

 

Der unter dem Namen Objekat 505 bekannte Komplex, fasste bis zu 80 MiG-21-Kampfflugzeuge, 110 Piloten, sowie 1400 Luftwaffensoldaten. Die Konstruktion sollte einem Atomangriff mit einer Sprengkraft von 20 bis 30 Kilotonnen standhalten. Zum Schutz der Anlage wurde außerhalb der Kaverne eine Garnison mit 5000 Soldaten errichtet und bis zum Ausbruch, der Jugoslawienkriege genutzt. Die Anlage umfasste ein Tunnelsystem von rund 3,5 km.

Mehr als 30 Tage lang, hätten tausende von Soldaten, isoliert von der Außenwelt hier leben können.

Mit dem Rückzug der jugoslawischen Volksarmee aus Bosnien 1991 wurde die Kavernenanlage und die Pisten mit insgesamt 56 Tonnen Sprengstoff gebrauchsunfähig gemacht. Einige Bereiche im Inneren sind mit PCB kontaminiert. Teile der Pisten und des Außengeländes sind immer noch stark vermint.

 

14. Olympische Winterspiele 1984

 

Die Olympischen Winterspiele 1984 wurden vom 8. bis 19. Februar 1984 in Sarajevo, Jugoslawien (heute Bosnien und Herzegowina) ausgetragen. Es handelte sich um die ersten Olympischen Winterspiele in einem sozialistischen Land.

 

15. Zastava  

Der einstige Automobilhersteller Zastava war der größte auf dem Balkan. Zastava gilt, als einziger, osteuropäisches Autohersteller wessen Fahrzeuge, auch einige Jahre erfolgreich in die USA exportiert wurden. Besonders bekannt war der Zastava Yugo, der auch heute noch in den USA und auf dem Balkan Kultstatus genießt. 

Zastava Yugo
Maciej Dembiniok, CC BY-SA 3.0

 

16. Der Jugoslawien Krieg

Der grausame Krieg forderte viele Opfer und gehört zu den schlimmsten Ereignissen in Europa nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Es handelt sich jedoch eher um eine Reihe von Kriegen in Ex-Jugoslawien.

Im Einzelnen handelte es sich um den 10-Tage-Krieg in Slowenien (1991), den Kroatien Krieg (1991–1995), den Bosnienkrieg (1992–1995), den kroatisch-bosniakischen Krieg (1992–1994) im Rahmen des Bosnienkriegs, den Kosovokrieg (1998–1999) und den albanischen Aufstand in Mazedonien (2001).

 

Ich hoffe, euch hat der Beitrag gefallen und Ihr konntet was über die Geschichte Jugoslawiens lernen. Falls ihr Fragen zum Beitrag haben solltet, könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben. Weitere Beiträge findet ihr hier.🙂

Mit seinem Appell “Tod dem Faschismus, Freiheit für das Volk!” prägte Stjepan Filipović Generationen von Menschen im ehemaligen Jugoslawien. Viele kennen noch heute die Parole Smrt fašizmu, sloboda narodu!  Wie es auf Serbokroatisch heißt. Doch die wenigsten kennen die Geschichte dahinter. Ich möchte sie euch in diesem Beitrag gerne erzählen. 

 

Stjepan Filipović – Symbol des Antifaschismus

Kennt ihr Menschen, die im Angesicht des Todes wahren Mut zeigten? Stjepan Filipović war definitiv einer von Ihnen! Kurz vor seinem letzten Atemzug, ballte er seine Fäuste, streckte Sie in dem Himmel und sprach Worte die Generationen von Menschen, ob jung oder alt, prägen sollten. Denn bereits kurz nach seinem Tod, galt die Parole “Tod dem Faschismus, Freiheit für das Volk!” Smrt fašizmu, sloboda narodu! Als Slogan der Wiederstands- und Volksbefreiungsbewegung unter den jugoslawischen Partisanen und später in ganz Jugoslawien.

Zu diesem Zeitpunkt war Stjepan Filipović bereits ein Nationalheld. Das berühmte Foto, welches nur wenige Momente vor seiner Hinrichtung am 22. Mai 1942  entstand, hängt heute im Eingang, der Vereinten Nationen in New York. Es gilt als eine der denkwürdigsten Erinnerungen an den Antifaschismus.

 

Stjepan Filipović
Die Parole an einer Wand in Split, 1943

Sein Leben

Filipović war Kroate und wurde als zweites von fünf Kindern des Anton und der Ivka Filipović aus dem dalmatinischen Opuzen, im Januar 1916 geboren. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebte er in Mostar und Kragujevac.

Nach dem Balkanfeldzug der deutschen Wehrmacht und der Zerschlagung Jugoslawiens im Jahr 1941, begab sich Filipović in das von einer Kollaborationsregierung geführte Serbien, um den kommunistischen Aufstand zu unterstützen. Filipović war Kommandant der Partisaneneinheit Tamnavsko-Kolubarski in Valjevo. In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember 1941 wurde er in Trbosilju von regierungstreuen Tschetniks festgenommen. Nach Folterungen kam er in ein serbisches Gefangenenlager in Šabac.

 

Stjepan Filipovic Denkmal
Stjepan Filipovic Denkmal in Valjevo
Mazbln, Valjevo spomenik Stjepan Filipovic, CC BY-SA 3.0

 

Filipović wurde zum Tode durch Hängen verurteilt, dessen Vollstreckung für den 22. Mai 1942 anberaumt wurde. Auf dem Weg zur Hinrichtung und vor dem Galgen sagte er vor der aufgebrachten Menge:

“Worauf wartet Ihr noch? Warum ertragt Ihr das? Nehmt die Gewehre in die Hand und vertreibt diese Schurken aus dem Land. Es lebe der Befreiungskampf und unsere Verbündeten und Freunde! Es lebe die Sowjetunion, Beschützer kleiner Nationen! Nieder mit den deutschen Horden! Nieder mit den Verrätern unseres Volkes! Es lebe die Arbeiterbewegung! Wenn Ihr nur da steht und zuschaut, wird der Feind euch nacheinander aufhängen. Habt keine Angst vor dem Tod. Es ist Nichts. Ihr werdet das in wenigen Augenblicken sehen, wenn ich sterbe. Der Tod ist nicht schrecklich, wenn man weiß für was man stirbt. “

Als die Schlinge um seinen Hals gelegt wurde, hob er seine Arme und rief:

„Smrt fašizmu, sloboda narodu!“ Tod dem Faschismus, Freiheit für das Volk!

 

Bosnien
Das legendäre Foto im Militärmuseum von Belgrad
Steva Filipovic Vojni muzej, CC BY-SA 4.0

 

Genau in diesem Augenblick entstand die berühmte Fotografie, die das Vorbild für mehrere Statuen und Denkmäler lieferte. Die Stadt Valjevo widmete ihm ein 16 m hohes Denkmal dass 1960 errichtet wurde und sich heute noch an selber Stelle befindet.

 

Wappen Valjevo
Ehemaliges Wappen der Stadt Valjevo in Serbien. Ivan_VA, Grb Valjeva, CC BY 4.0

 

In seiner Heimatstadt Opuzen wurde 1968, ein ihm zu Ehren errichtetes Monument, gebaut. Dies wurde jedoch 1991 zerstört. Stjepan Filipović wurde 1949 postum zum Nationalhelden Jugoslawiens ernannt. Sein Mut bleibt unvergessen. 

 

Stjepan Filipović
Stjepan Filipović, CC BY-SA 4.0

 

Ich hoffe, ich konnte Euch ein wichtiges Ereignis jugoslawischer Geschichte näher bringen. Falls ihr Fragen zu dem Beitrag haben solltet, könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben. Weitere Beiträge über den Balkan findet ihr hier.

Ivan Meštrović: Bildhauer, Architekt, Schriftsteller. Seine beeindruckenden Skulpturen und Statuen machten ihn zu einer den herausragendsten Persönlichkeiten der Weltkunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zweifellos, zu dem bekanntesten kroatischen Künstler seiner Zeit. Selbst der große Auguste Rodin (Der Denker) sagte über Ivan Meštrović, der Zeitweise in Paris sein Schüler war:

“Meštrović war das größte Phänomen unter den Bildhauern seiner Zeit und ein größerer Bildhauer als er selbst”.

Ivan Meštrović Statue in Split
Die Statue des Bischof Grgur Ninski (Gregor von Nin) im schönen Split, Kroatien

Doch was hat ein Bildhauer mit Reisezielen am Balkan zu tun ?!

Zahlreiche seiner Werke finden sich über das ganze Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens verstreut. So auch in Städten wie Zagreb, Split und Belgrad wo sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen. Sehr bekannt sind Werke wie: die große Statue der Grgur Ninski in Split oder das Heim kroatischer bildender Künstler in Zagreb.

Viele seiner Arbeiten stehen dazu in einer atemberaubenden Umgebung (Njegoš Mausoleum) was die ohnehin schon starke Ausdruckskraft seiner Arbeit noch verstärkt. Sein außergewöhnliches skulpturales Talent zeigt sich vor allem im dramatischen Ausdruck des menschlichen Körpers und hinterlässt beim Betrachter einen bleibenden Eindruck. 

Wer Meštrović genau war und wo sich einige seiner beeindruckendsten Arbeiten befinden, die euch die Sprache rauben werden, erfahrt ihr in diesem Beitrag.  

Split Sehenswürdigkeiten Diocletian Palace
So sieht der Platz inmitten des Diokletianpalastes heute aus.

Ivan Meštrović Biografie und Meilensteine

Kindheit und Jugend

Geboren in Vrpolje (Slawonien) am 15. August 1883, gestorben am 16. Januar 1962 in South BendIndiana, USA. Meštrović wurde im kleinen Ort Vrpolje im Osten Kroatiens in der Region Slawonien geboren. Seine Eltern waren zu dieser Zeit Wanderarbeiter, welche sich auf den Feldern Slawoniens ihr Geld verdienten. 1972 errichtete Vrpolje ein kleines Gedenkmuseum für den berühmtesten Sohn des Ortes. Die Vrpolje Spomen Galerija (Gedenk Galerie), enthält 20 Skulpturen des Ausnahmekünstlers und kann besichtigt werden. Mehr Infos findet ihr hier. 

Seine Kindheit verbrachte er im dalmatinischen Dorf Otavice (62 km von Split) aus welchen seine Familie ursprünglich stammte. Schon von klein auf spielte Religiosität und Glauben eine wichtige Rolle in seinem Leben.  Im Alter von 16 Jahren erkannte der Steinmetzmeister Pavao Blinić aus Split sein Talent und nahm in als Lehrling auf.  Inspiriert durch die monumentalen Gebäude der Stadt entwickelten sich auch seine künstlerischen Fähigkeiten. Durch die Blinićs Frau lernte er das zeichnen. 

Ivan Meštrović Denkmal des Dankes an Frankreich Relief im Kalmegdan Park in Belgrad
Relief  am Denkmal des Dankes an Frankreich im Kalemegdan Park in Belgrad

Studium in Wien und erste Ausstellungen

Trotz anfänglicher sprachlicher Schwierigkeiten schaffte es der junge Ivan sich 1901 auf die Akademie der bildenden Künste in Wien einzuschreiben. 1903 und 1904 nimmt er bei Ausstellungen in Wien und Prag teil und lernt seine erste Frau Ruža Klein kennen. 1908 zog er nach Paris und schuf in zwei Jahren mehr als 50 Skulpturen von welchem ihm einige internationale Anerkennung verschafften. Auf der Weltausstellung in Rom 1911, repräsentierte Meštrović den serbischen Pavillon und gewann den ersten Preis für seine Skulptur des Prinz Marko (Kraljević Marko).

Bosnien
Abb. Ein Gipsmodel des Prinz Marko befindet sich heute im Museum in Belgrad. Orjen, CC BY-SA 3.0;

1912 wird sein Brunnen des Lebens am Platz der Republik in Zagreb installiert. Das Werk von 1905 gilt als eines seiner ersten Meisterwerke. Der Brunnen zeigt den Kreislauf des Lebens von der Geburt bis hin zum Tod und die Sehnsüchte die unser Leben begleiten mit einer unglaublichen Aussagekraft. 

Ivan Meštrović Brunnen des Lebens
Das Meisterwerk befindet sich auch heute noch in Zagreb auf dem selben Platz

Zeit zwischen den Weltkriegen 

Meštrović galt als Freund und Verfechter der jugoslawischen Idee und der Vereinigung aller südslawischen Völker in einem Staat. Deswegen wurde im auch von einer Rückkehr in das von Österreich-Ungarische besetzte Split während des Ersten Weltkriegs abgeraten. 

Nach Ende des Ersten Weltkriegs zog er nach Hause in das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und lernte die zweite Liebe seines Lebens kennen, Olga Kesterčanek, die er kurz darauf heiratete. Sie hatten vier Kinder: Marta, Tvrtko, Maria und Mate, die alle in Zagreb geboren wurden, wo sich Ivan und Olga 1922 niederließen.

Mausoleum der Familie Račić

Ivan Meštrović; Cavtat Racic
Ein Schriftzug im inneren des Mausoleum besagt: ” Wenn du das Mysterium der Liebe kennst, kannst du auch das Mysterium des Todes lösen und glaubst, dass das Leben ewig sei.“

1922 vollendete Meštrović dieses prächtige Mausoleum welches der wohlhabenden Familie Račić als letzte Ruhestätte dienen sollte.  Das Bauwerk befindet sich in der schönen Stadt Cavtat, unweit von Dubrovnik. Es dominiert den gesamten Hügel und ist aufgrund des leuchtend weißen Marmors bereits von weiten zu sehen. 

Tipp: Cavtat statt Dubrovnik für den nächsten Trip. Die Vorteile liegen auf der Hand. Das wunderschöne Cavtat bietet alles, was man für einen Traumurlaub benötigt und das ganze zu deutlich humaneren Preisen als in Dubrovnik. Da wären wunderschöne Strände, die dank der üppigen Vegetation an Zypressen und Pinienbäumen ordentlich Schatten spenden. Dank des kleinen aber bekannten Yachthafens, finden sich immer schöne Yachten in der Marina und Verleihen der Stadt eine gewisse Exklusivität ohne Arrogant zu wirken. Das beste jedoch ist: Dubrovnik liegt in Sichtweite nur 20 km entfernt und kann problemlos mit einem der Boote aus dem Hafen gegen kleines Geld erreicht werden. Diese steuern von morgens bis Abends das UNESCO-Weltkulturerbe an. Der Flughafen von Dubrovnik befindet sich auch nur 5 km entfernt. 

Cavtat
Das Mausoleum überragt das malerische Cavtat

Die 30er Jahre gelten als große Schaffenszeit im Leben von Ivan Meštrović, in der er viel reist und seine Werke auf der ganzen Welt ausstellt, mit Stationen in Brooklyn (1924), Chicago (1925) und Ägypten (1927). Zu dieser Zeit entstehen auch ein paar seiner bedeutendsten Werke darunter: Josip Juraj Strossmayer 1926, Grgur Ninski 1929 und die beeindruckenden Statuen des Bowman und Spearman in Chicago 1927.

Ivan Meštrović: The Bowman und The Spearman

Ivan Mestrovic indians Chicago

Nicht wenige halten die zwei bronzenen Kriegerstatuen welche zwei Indianer darstellen, genannt: Den Bogen- und den Schützenmann als eine seiner besten Arbeiten. Die von vielen als Chicago-Indianer bezeichneten Statuen die wie Torwächter den Grant Park in Chicago flankieren, faszinieren durch ihre fast anatomisch realistische Muskulatur.

Ein ungewöhnlicher Aspekt der Skulpturen ist, dass beiden Figuren ihre jeweiligen Waffen, Pfeil und Bogen sowie der Speer fehlen, obwohl sie die Namen Bogen- und Schützenmann tragen. Das Weglassen der Waffen war beabsichtigt und wieder ein Beweis das Meštrović vielen Künstlern der damaligen Zeit weit voraus war. Meštrović zog es vor die Waffen der Fantasie des Betrachters zu überlassen um die Aufmerksamkeit auf die Muskulatur von Mensch und Tier zu lenken. Visionär. Ein ähnliches Prinzip vollzog er bei der Statue des serbischen Nationalhelden Miloš Obilić, dem er die Arme wegließ, um den Blick auf den Torso zu lenken. 

Das Heim kroatischer bildender Künstler in Zagreb

Ivan Meštrović Pavillon Zagreb

1938 wird das Heim kroatischer bildender Künstler oder auch besser bekannt als Meštrović-Pavillon in Zagreb fertiggestellt. Es befindet sich am „Platz der Opfer des Faschismus“ im Zentrum der Hauptstadt. Das Gebäude gilt als ein Avantgarde-Projekt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und stellt einen Vorläufer bekannter Gebäude der modernen Architektur auf der ganzen Welt dar, etwa des Solomon R. Guggenheim Museums in New York City. In seiner Geschichte diente das Gebäude bereits als Kunstpavillon, Moschee, Museum der Revolution Jugoslawiens und fungiert heute wieder als Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche.

1939 

Die Arbeiten zu seinem repräsentativen Familienpalast (1931 – 1939) in Split unterhalb des Hausberges Marijan werden beendet. Heute befindet sich die Meštrović-Galerie mit einer Dauerausstellung seiner Werke in diesem Palast. Die Meštrović-Galerie gilt als eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Split. Er beginnt außerdem mit dem Wiederaufbau der Capogrosso-Festung aus dem 16. Jahrhundert (1939 – 1941) in Split, dem heutigen Crikvine-Kaštilac. Eine weitere berühmte Arbeit von ihm: Die Statue des rumänischen Königs Ferdinand I. wird in Bukarest enthüllt. Weitere Infos zur Meštrović-Galerie findet ihr hier.

Ivan Mestrovic Gallery
Der Palast des Ivan Meštrović steht in absoluter Bestlage in Split, in erster Reihe zum Meer.

Zweiter Weltkrieg und Leben in den USA 

Während der italienischen Besetzung von Teilen Dalmatiens im Zweiten Weltkrieg befindet sich Meštrović in Split, von wo aus er nach Zagreb ging. Dort wurde er jedoch vom Ustaše-Regime interniert. Mit Hilfe des Erzbischof von Zagreb Aloysius Stepinac, des Vatikans und Deutschen NS-Größen, welche Anhänger seiner Arbeit waren konnte er nur knapp, einer vorgesehen Liquidierung entgehen. 1942 stirbt seine erste Frau Ruža. 

Nach seinem Hausarrest verlässt er den unabhängigen Staat Kroatien (1941–1945) und verbringt einige Zeit in Italien und der Schweiz. Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs lädt ihn der Marschall Josip Broz Tito und die neue Regierung in Jugoslawien zur Rückkehr ein, das lehnt Meštrović jedoch ab. 

1947

Auf Einladung der American Academy of Science and Arts (eine der ältesten und angesehensten Ehrengesellschaften der Vereinigten Staaten) stellt er im Metropolitan Museum in New York als erster lebender Künstler aus, für den das Museum eine Ausstellung organisiert hat, damit wird im eine immense Ehre zum teil. Außerdem, ist er der erste Künstler kroatischer Herkunft, der im MET ausstellte. Im selben Jahr lässt sich in Syracuse, New York, nieder, wo er zum Professor an der School of Arts der Syracuse University ernannt wird.

Ivan-Meštrović USA
Ivan Meštrović Moses,1952 am Campus der Syracuse-Universität, USA. CC BY-SA 3.0

Am 14. Dezember 1951 wird er zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste in Wien ernannt. 1954 erhält er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ein Jahr später lässt er sich in South Bend, Indiana, USA, nieder und wird Professor am Aufbaustudium der Katholischen Universität Notre Dame (eine der angesehensten Universitäten der USA).

Die Zeit in den USA gilt als eine weitere große Schaffenszeit in seinem Leben. 1959 reist er für ein letztes Mal nach Kroatien um den inhaftierten Kardinal Stepinac und Tito zu treffen. Der Tod seiner Tochter Marta 1949 im Alter von 24 Jahren und der Suizid seines Sohnes Tvrtko 1961, belasteten in sehr in seinen letzten Lebensjahren. Um dessen Tod zu verarbeiteten fertigte er einige Skulpturen an. 

Tod von Ivan Meštrović

Am 16. Januar stirbt Ivan Mestrovic im Alter von 79 Jahren in South Bend, USA. Nach seinem Wunsch wird er am 24. Januar in das von ihm selbst errichtete Familiengrab in der Nähe von Otavice beigesetzt. Zu seinem letzten Wunsch äußerte er sich so:

” Hier hat alles angefangen und hier wird auch alles Enden”

Ivan Meštrović Mausoleum Otavice
Das Familiengrab in Otavice

Ivan Meštrović Arbeit und Vermächtnis

Seine Werke kombinieren verschiedene Einflüsse und sind sowohl monumental als auch poetisch. Er bildete Skulpturen aus Stein, Bronze und Holz und deckte eine Vielzahl von Themen ab. Meštrović entwickelte jedoch schon früh eine Leidenschaft für national-heroische Figuren und epische Momente aus der südslawischen Geschichte ebenso wie für religiöse Themen. Diese Elemente nahmen einen zentralen Platz in seinem Werk an.

Einen großen Teil seiner Werke (ca. 400 Skulpturen) sowie seine Ateliers und seine Anwesen in Split, stiftete er dem kroatischen Staat, anfang der 50er Jahre. 

Seine Arbeit war von einem unglaublichen Tempo geprägt. Er soll in seinem Leben über 1000 Skulpturen, Modelle und Statuen angefertigt haben. Auf die Frage seines Sohnes, wie er seine Werke so schnell vollenden kann, meinte er:

” Bevor ich den ersten Schlag auf den rohen Stein ausführe sehe ich die fertige Skulptur bereits vor meinem Auge”

Ivan Meštrović Werke 

Hier nun ein paar seiner schönsten Werke mit dazugehöriger Beschreibung sowie dem Standort. 

 Ivan Meštrović – Pobednik

Ivan Meštrović the Victor, Belgrade
Ivan Meštrović – Der Sieger. Denkmal im Kalemegdan Park in Belgrad.

Pobednik  (Der Sieger) ist ein Denkmal in der Oberstadt der Belgrader Festung, das an den Sieg Serbiens über das Osmanische Reich in den Balkankriegen sowie den Sieg über das Österreichisch-Ungarische Reich während des Ersten Weltkriegs erinnert. Es wurde 1928 errichtet und ist 14 Meter hoch. Es ist eines der berühmtesten Werke von Ivan Meštrović und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen in Belgrad sowie das bekannteste Wahrzeichen der Stadt.

Denkmal des unbekannten Soldaten auf dem Avala

Ivan Mestrovic Avala
Bild.Snežana Negovanović, Spomenik 3, CC BY-SA 3.0

Das monumentale Denkmal wurde zwischen 1934 und 1938 an der Stelle errichtet, an der ein unbekannter serbischer Soldat aus dem Ersten Weltkrieg begraben wurde.  Es befindet sich am 511 m hohen Avala Hügel 18 km südöstlich von Belgrad. Der Bau des Denkmals wurde von König Aleksandar I. Karađorđević initiiert und sollte der Erinnerung an alle Opfer des Ersten Weltkriegs und der Balkankriege gewidmet sein.  Für den Bau wurde schwarzer Granit aus Jablanica in Bosnien verwendet. Dieser verschafft dem Denkmal eine besondere Wirkung.

Bosnien
Das Denkmal des unbekannten Soldaten auf dem Avala.  Quelle: Avala-3, CC BY-SA 3.0

Bosnien
Bild: Ujambor, Avala-4, CC BY-SA 3.0

Meštrović gab dem Denkmal die Form eines Sarkophags, dazu diente im das Grab des persischen Königs Cyrus aus Pasargadae als Inspiration. Der Sarkophag ist von Karyatiden (Skulptur einer weiblichen Figur) umgeben, die alle Völker des Königreichs Jugoslawien repräsentieren. Darunter Frauen aus Slawonien der Vojvodina,  je eine Frau aus Montenegro und dem Kosovo,  Dalmatien und Zentralserbien sowie eine mazedonische und eine slowenische Frau.

Ivan Meštrović – Geschichte der Kroaten, 1932

Ivan Meštrović - Geschichte der Kroaten Statue in Zagreb
Ivan Meštrović – Geschichte der Kroaten Statue in Zagreb gilt als eines seiner bekanntesten Werke.

Die Figur stellt eine sitzende Frau in einer Tracht aus dem dalmatinischen Hinterland dar.  In ihrem Schoß hält sie eine massive Steinplatte, auf der der Name des glagolitischen Alphabets gedruckt ist. Der ältesten slawischen Schrift. Die Figur symbolisiert die fürsorgliche Mutter. Das Buch das nationale Erbe und die Geschichte der Kroaten. 

Standort: Trg Republike Hrvatske 14, (Platz der kroatischen Republik) 10000, Zagreb, Kroatien. Die Statue befindet sich am Campus der Universität im Zentrum von Zagreb und ist leicht zu finden.

Denkmal des Dankes an Frankreich, 1930 Belgrad

Bosnien
Das Denkmal befindet sich im Kalemegdan Park in Belgrad Bild. PetarM, Monument to France, CC BY-SA 3.0

Das Denkmal wurde am 11. November 1930, dem 12. Jahrestag des Ersten Weltkriegs, offiziell in Anwesenheit von König Aleksandar I. Karađorđević und Königin Maria, der Delegation der französischen Regierung sowie einer großen Menschenmenge im Belgrader Kalemegdan Park enthüllt. Es wurde als eines der ersten “öffentlichen Denkmäler auf einem nationalen Territorium bezeichnet, bei dem die Wahrnehmung eines anderen (einer Nation) in einem positiven Licht dargestellt wird.

Ivan Mestrovic Monument pour la France

In den entscheidenden Kriegstagen nach den epischen Schlachten der serbischen Armee, dem gefährlichen Rückzug in ganz Albanien und der fast unvorstellbaren Leistung, die feindlichen Linien an der Saloniki-Front zu durchbrechen, war ein militärisches Bündnis und eine Freundschaft zwischen Serbien und Frankreich geschlossen worden.

Bedeutung

Die monumentale Figur, über 4 m hoch, repräsentiert Frankreich, das Serbien zu Hilfe eilt. Die ausdrucksstarke Bewegung der allegorischen weiblichen Figur, symbolisiert und verherrlicht den nationalen Geist Frankreichs und suggeriert Energie, Führung, Mut und Glauben. Das Denkmal wurde 2018 umfassend saniert.

Ivan Meštrović Relief ” Seljaci ” (Bauern) auf dem Popović-Haus am Ban Jelacic Platz in Zagreb, 1907

Bosnien

Das Njegoš Mausoleum im Lovćen-Nationalpark

Der Lovćen Nationalpark

Alle Infos zum Njegoš Mausoleum und dem Lovćen-Nationalpark findet ihr hier.

Das Ivan Meštrović Atelier in Zagreb

Das Ivan Meštrović Atelier in Zagreb.
Das Ivan Meštrović Atelier in Zagreb. Bild: Bernard Gagnon, Zagreb 01, CC BY-SA 4.0

Bei einem Besuch in Zagreb sollte man unbedingt bei Ivan Meštrovićs Atelier vorbeischauen. Das ehemalige Wohnhaus und Atelier des Meisters sind heute ein Kunstmuseum mit einer ständigen Ausstellung seiner Werke. Zu dem Komplex gehört noch ein schöner Innengarten, in dem ebenfalls Skulpturen von Meštrović ausgestellt sind.  Das Atelier befindet sich in der Oberstadt unweit der St. Markus Kirche entfernt.

Adresse: Mletačka 8, 10 000 Zagreb, der Eintritt für einen Erwachsenen beträgt 40 kn. Führungen sind ebenfalls möglich. Weitere Infos findet ihr Hier.

Ich hoffe, euch hat der Beitrag gefallen und ich konnte euch das fantastische Werk des Ivan Meštrović etwas näher bringen und euch Zugleich eine große Persönlichkeit der kroatischen und jugoslawischen Geschichte vorstellen. Bei Fragen zum Beitrag könnt ihr gerne einen Kommentar da lassen. Weitere faszinierenden Reiseziele am Balkan findet ihr hier.