Das kleine Gradačac ist eine sympathische und traditionsreiche Stadt und den Bosniern vor allem als, der Geburtsort des Drachen von Bosnien (Zmaj od Bosne) bekannt, einem bosnischen Unabhängigkeitskämpfer zu Zeiten des osmanischen Reichs.
Husein-Kapetan Gradaščević, so sein richtiger Name, genießt in Bosnien und Herzegowina, so etwas wie einen Legenden-Status. Von Gradačac aus begann sein Feldzug für ein unabhängiges Bosnien und hier steht auch seine Burg.
Außerdem ist Gradačac von einer prächtigen, satt grünen Landschaft mit Seen umgeben und bekannt für seinen Pflaumenanbau.
Der Drache von Bosnien (Zmaj od Bosne)
Schon zu Lebzeiten eine Legende, gilt Gradaščević heute als bosnischer Nationalheld und als eine, der wichtigsten Persönlichkeiten, der bosnischen Geschichte.
Aufgrund seines Mutes und seiner Toleranz bekam er den Namen
“Drache von Bosnien” (Zmaj od Bosne) verliehen.
Husein-Kapetan Gradaščević (geboren 1802 in Gradačac und verstorben 1834 Istanbul) war Feldherr und Großwesir des osmanischen Reichs und bei den Osmanen aufgrund seines Mutes und Eigensinns gefürchtet. Er war der Anführer eines Aufstands, dessen Ziel eine weitreichende Autonomie Bosniens innerhalb des Osmanischen Reichs war.
1831 besiegte er in einer Schlacht den Statthalter von Travnik und ließ sich daraufhin, in der Kaisermoschee in Sarajevo zum Großwesir Bosniens ernennen. Noch im selben Jahr besiegte er die Truppen des Großwesirs Mustafa Reschid Pascha auf dem Kosovo vernichtend. Aufgrund fehlenden Verhandlungsgeschicks und einer angelegten Großoffensive aus Istanbul, verließ Gradaščević Bosnien und lebte eine Zeit lang in Osijek, Kroatien.
Aus dieser Zeit stammt auch eines der wenigen Gemälde, welches zu Lebzeiten von ihm gezeichnet wurde.
Zu Friedensgesprächen reiste er über Belgrad nach Istanbul, wo ihm der Sultan eine Begnadigung und den Titel eines Paschas anbot, wenn dieser die Reformen des Sultans annehme, was er jedoch ablehnte.
Gradaščević sah Bosnien nie wieder. Es wird angenommen, dass er 1834 in Istanbul vergiftet wurde.
Der Tod von Husein-Kapetan Gradaščević
Es wird angenommen, dass sich seine sterblichen Überreste auf dem berühmten Eyüp Friedhof in Istanbul befinden. Und schon öfter wurde überlegt, diese in einer feierlichen Zeremonie zurück nach Gradačac zu holen.
Eines seiner berühmtesten Zitate stammt aus einem Gespräch mit einem mächtigen Provinz-Gouverneur und lautet so:
„Es gibt kein Bosnien mehr, und es wird auch keine Bosnier mehr geben! Husein … Du stirbst für einen Staat, der nie existiert hat und niemals existieren wird.“
Ihr irrt Euch. Es gibt Bosnien und Bosnier hier Beglerbeg. Es gab sie bereits vor Euch, und so Gott will, wird es sie auch nach Euch geben.
Drache von Bosnien
Gradačac Sehenswürdigkeiten
Neben den Legenden um den Drachen von Bosnien, bietet Gradačac noch eine sehr hübsche Altstadt und zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die man sich bei einem Besuch nicht entgehen lassen sollte.
Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, ist ganz klar die Festung, welche sich auf einem Hügel, im Zentrum der Stadt befindet und aufgrund des strahlend, leuchtenden Kapitänsturm bereits von weitem sichtbar ist.
Husein (Husejna) Moschee
Der große Feldherr und späterer Großwesir Gradaščević ließ außer der beeindruckenden Burg noch weitere Bauwerke errichten. Darunter auch die prächtige Husejna Moschee, welche zu den bedeutendsten Moscheen Bosniens zählt.
Diese befindet sich direkt vor dem Eingangstor zum Festungsberg und wurde 1826 erbaut. Aufgrund des farbenprächtigen Inneren, welches jeden Besucher ins Staunen versetzt, stellt die Moschee einen vielleicht noch größten architektonischen Beitrag dar, insbesondere wenn man bedenkt, dass es sich um eine der größten Moscheen in Bosnien handelt.
Früher umfasste sie noch eine Bibliothek. Jedoch stellte diese bereits 1883 ihren Betrieb ein und das Schicksal der Büchersammlung ist unbekannt. Außerdem gibt es mehrere Nišan-Grabsteine im Harem der Moschee, von dessen einer dem Sohn des Großwesirs, Mohamed gewidmet ist.
Zu erwähnen gilt noch: Dass die Moschee aktuell renoviert wird und ich nur durch einen glücklichen Zufall in ihr inneres kommen konnte. Die Renovierungsarbeiten sollen jedoch bereits noch dieses Jahr abgeschlossen werden.
Das Geburtshaus von Hussein-Kapitän Gradaščevic
Das Haus wurde 1786 erbaut und ist eines der besten Beispiele für ein gut erhaltenes traditionelles Stadthaus aus osmanischer Zeit in Gradačac. Heute ist das Haus ein Familienmuseum und der Eingang zu seinem Inneren ist eine Rückkehr, 200 Jahre in die Vergangenheit.
Zahlreiche Generationen der angesehenen Familie Gradaščević sind in dem Haus aufgewachsen. Das Haus ist auch heute noch im Besitz der Familie und wurde im Jahre 2015 zum Nationaldenkmal erklärt.
Hazna See
Der kleine See befindet sich nur ein paar Gehminuten von der Burg entfernt. Er eignet sich zwar nicht zum Schwimmen, aber für einen Spaziergang oder ein gutes Essen im anliegenden Restaurant kann man auf jeden Fall vorbeischauen.
Am besten lässt man seinen Besuch in Gradačac allerdings mit einem Panoramablick, von der Festung auf die herrliche Altstadt ausklinken.
Ich hoffe, Euch hat der Beitrag gefallen. Falls Ihr Fragen zu Reisezielen in Bosnien und Herzegowina habt oder ihr auf der Suche nach einer individuellen Bosnien Reise mit samt Beratung seid. Steht Euch das Team von Secret_Bosnia und unsere Partner aus Bosnien gerne zur Seite. 🙂
Kontakt secretbosnia@e.mail.de
3 Comments
Hallo,
Äußerst interessant.
Man stößt auf solche Helden nur dürftig und es ist schön, dass man sie hier würdigt. Generell beeindruckt mich Bosnien dahingehend, dass es doch sehr muslimisch geblieben ist. Alleine schon wegen den Moscheen und der Kultur plane ich mal “vorbei zu schauen”. War aber tatsächlich ein “leichter verdauchliches Thema” 😀 . Mir ist bewusst, dass in dem Beitrag unter dem wir sehr aktiv diskurierten, sehr viel benannt wurde, aber tiefere Einblicke würden mich doch sehr reizen. Vielleicht hast du aber noch andere Asse im Ärmel.
Das ist aber schon ein großer Wunsch der mit viel Arbeit verbunden ist.
PS: Ich weiß nicht inwiefern Geschichte in diesem Blog eine Rolle spielen soll, aber eine Idee wäre noch, kritisch mit Quellen und Ansichten umzugehen. Jüngst kam mir wieder der Vorwurf , “dass es kein Volk der Slawen gäbe”. Wenn du dich dafür interessierst, kann ich dir, dann jedoch per Mail, einige Autoren samt Werken schicken, die mir negativ aufgefallen sind. Es ist sicherlich spannend, welche Punkte von einer dritten Person kritisiert werden 🙂 .
Grüße
Vladko
Hallo Vladko,
freut mich das du dich meldest und das dir der Beitrag gefällt.
Ideen zu Beiträgen habe ich unzählige, nur leider nicht die Zeit alle zu veröffentlichen.
Ich habe jedoch festgestellt, dass viele Menschen das Bedürfnis nach solchen Beiträgen und Dokumentationen haben.
Deshalb arbeite ich bereits an einem neuen Format, namens “Balkanbuddy” …coming soon.
Website Grundgerüst steht schon. YouTube folgt 🙂
Würde mich über eine Mail freuen, denn gerade, wenn es um den Balkan oder um die Slawen geht, schreibt jeder gerne seine eigene Geschichte.
Und das sollte man durchaus kritisch betrachten. Denn ich denke wir beide teilen dieselbe Meinung, dass große Kulturen nicht in Städten wie: Berlin, Paris oder London entstanden sind, wie es uns nur allzu gerne weiß gemacht wird. ” Das Kulturstiftende Westeuropa- und das zurückgebliebene und vom Kommunismus befallene Osteuropa” …alles klar.
Also her mit der Mail und den Autoren.
Unter Kontakt findest du alles nötige.
Liebe Grüße Aleks 🙂
It’s interesting that you didn’t mention how Austrians delivered Captain Husein against his will to Ottomans and that Ottomans made deal with Austrians and sold Bosnia for 250000 dukats