Oft wird Europa in zwei Teile geteilt. Kulturell, aber auch in den Köpfen. In Westeuropa, welches wir gerne als die Wiege, der europäischen Kultur ansehen und in das oft nicht so beachtete Osteuropa, welches von “anderen Europäern” bewohnt wird, den sogenannten Slawen.
Dort wird auch ein anderes Alphabet genutzt: das „Kyrillische“. Die Sprache ist auch ganz anders (… da versteht man kein einziges Wort!). Außerdem haben die auch einen anderen Glauben. …ach, wirklich? – JA! Die meisten sind „orthodox” und als trinkfest gelten diese Slawen nebenbei auch.
Leider reichen bei vielen Menschen, welche sich nicht mit dem “anderen Teil Europas” beschäftigen, die Vorurteile wirklich nicht weiter, obwohl das letzte zum Teil sogar zufällig stimmt. Das bestätige ich als Slawe 😊😅
Doch Gott sei Dank gibt es da noch mehr zu wissen und vieles zu entdecken. Beispielsweise dass, die Slawen aus vielen verschiedenen Nationen und Völkern bestehen, darunter die: Russen, Weißrussen, Polen, Tschechen, Slowaken, Ukrainer und natürlich den ehemaligen Jugoslawen. Zu diesen zählen die: Slowenen, Kroaten, Bosnier, Serben, Montenegriner, Nordmazedonier und ihre Nachbarn die Bulgaren.
Slawen Karte
Betrachtet man die Slawen außerdem als eine “Einheit” bzw. als ein großes Volk, mit demselben Ursprung (was sie auch sind, wie ihr später noch erfahrenen werdet). So zählen Sie ca. um die 330 Millionen Einwohner, was knapp die Hälfte der 746 Millionen Europäer (Stand 2021) ist.
In diesem Beitrag soll es jedoch nicht darum gehen, bestimmte Vorurteile über das Trink oder Essverhalten unserer östlichen Nachbarn aus der Welt zu schaffen. Viel mehr geht es mir, um wichtigere Themen.
Und zwar, aus welchem Gebiet diese Menschen abstammen, über dessen Geschichte und Vergangenheit, die wenigsten etwas wissen und das, obwohl genau diese Menschen einen Großteil Europas besiedeln und zu dessen Siedlungsgebieten sogar weite Teile Deutschlands und ein Großteil Griechenlands einmal zählten.
Daneben erfahrt ihr, was es mit der Donauzivilisation (“Alteuropa”) auf sich hat und lernt einiges über die Vinča–Kultur und die älteste Schrift der Welt. In die Geheimnisse der slawischen Mythologie werdet ihr natürlich auch eingeweiht.
Was erfahrt Ihr alles und wie ist der Beitrag aufgebaut?
Vorab. Ich verspreche euch, Ihr werdet Informationen erhalten, welche ihr nie zuvor gehört habt und die faszinierend und zugleich unglaublich klingen. In diesem Beitrag möchte ich einen groben Überblick über die Slawen und Ihre Mythen geben, woher Sie kommen, wer Sie sind und das ganze dann in einzelnen Themen genauer behandeln. Sozusagen werden alle weiteren Beiträge auf diesem aufbauen.
In Bezug auf die faszinierenden Fakten!
Hier eine Kostprobe 😉
Slawen und Germanen
Deutsche Städte, slawischen Ursprungs
Fangen wir doch mal bei der Hauptstadt an. Berlin geht auf das alte slawische Wort: Brla bzw. Brlin, Barlin zurück. Was auf die sumpfige Umgebung Berlins (z.B. Spreewald, Seen …) hindeutet. Auf bosnisch und anderen slawischen Sprachen heißt das Wort bis heute noch Bara. So dient das Berliner Wappentier, der Bär, nur dazu einen Bezug zum Namen aufzubauen.
Weitere Städte wären z.B.: Chemnitz – Kamenica / Erfurt – Brod / Oldenburg – Stari Grad. Das heutige Bundesland Brandenburg hieß beispielsweise Branibor.
Glaubt mir, ich könnte ewig so weiter machen, denn bis ins 12. Jahrhundert hinein, war der Großteil der Bevölkerung, östlich der Elbe, slawischen Ursprungs. Davon zeugen unzählige Toponyme bis heute. Außerdem berichten viele Autoren, vom 7. bis 12. Jahrhundert über Slawen in diesem Teil Europas, welche uns heute als gute Quelle dienen können.
Eine der beeindruckendsten Hinterlassenschaft der Slawen in Deutschland ist sicherlich die Jaromarsburg auf Kap Arkona auf der Insel Rügen. Diese war als Kultstätte dem vierköpfigen Kriegsgott Svantovit / Svetovit gewidmet. Die Lage der Burg am Hügel des Kaps ist überwältigend.
Slawen in Deutschland – Quellen
Eine der bekanntesten Quellen, welche über Slawen in Deutschland im frühen Mittelalter berichtet, ist die Fredegar-Chronik (7. Jahrhundert) , sowie der Chronist Einhard (770 im Maingau; † 14. März 840 Kloster Obermulinheim) welcher eine bedeutende Biografie über Karl den Großen verfasste.
Als verlässliche historische Quellen können auch viele arabische Autoren dieser Zeit dienen, da diese oft von Slawen besiedelte Gebiete bereisten. Einige dieser Chronist stammen sogar vom Hof des Kalifen von Córdoba. Zu nennen ist hier beispielsweise Ibrahim Ibn Yaqub. Im Arabischen wurden die Slawen als Saqaliba ( ṣaqāliba, arabisch صقالبة) bezeichnet.
Zur Verdeutlichung, hier eine Karte Mitteleuropas um das Jahr 895. Deutlich zu sehen, die Grenze (ebenfalls ein Wort mit slawischen Wurzeln – granica) an der Elbe. Rechts davon eine Karte der Ostdeutschen Kolonisation, welche im 19. Jahrhundert bis weit in das heutige Polen reichte und das ehemalige Preußen erfasste. Das westslawische Volk der Prusen, diente den Preußen hierbei als Namensgeber.
Ein Großteil der slawischen Bevölkerung des heutigen Deutschlands wurde bis in 17. Jahrhundert so gut wie vollständig assimiliert. Wie ihr seht, haben sogar viele heutige Deutsche, allen voran die, welche seit mehreren Generationen östlich der Elbe beheimatet sind, slawische Wurzeln. Einzige Ausnahme bilden die Lausitzer Sorben, welche, wie der Name es bereits verrät, in der Lausitz zu finden sind. Die Namensähnlichkeit mit den Serben kommt nicht von ungefähr.
Doch um die Slawen und Germanen im heutigen Deutschland und außerhalb wird es in einem anderen Beitrag gehen. Ein unfassbar, spannendes Thema!
Slawen: Namensherkunft und Bedeutung
Kurze Etymologie des Begriffes Slawen. Hierbei sollte man noch erwähnen, dass in den slawischen Sprachen neben dem Begriff Sloven auch der Begriff Slaven verwendet wird.
Sloven (Slowen) ist derjenige, welcher spricht, weil mit ihm das Wort (Slowo) übermittelt wird.
Slaven: Der, welcher die Feier (Slava) feiert, ist, rumreich (Slavan). Da die Slava (Feier) die direkte Verbindung zu den rumreichen Vorfahren ist.
Da hingegen sind die, welche nicht dieselbe Sprache sprechen: Nijemi, niemy (stumm), was in Nijemac, Nemac als Bezeichnung für den Deutschen übergegangen ist.
In die restlichen europäischen Sprachen, werden die Begriffe: Sclavus, Sclaveni, Sklavenoi zu dieser Zeit (6. , 7. Jahrhundert) wahrscheinlich ein Synonym für Sklaven und das, obwohl die Slawen, zu dieser Zeit als das einzige Volk gelten, welches selbst nie Sklaven gehalten hat. Dasselbe wird in alten Schriften den Illyrern zugesagt. Hier kann man bereits eine gewisse Parallele sehen.
Ein möglicher Grund könnte der frühe arianische Glauben (Frühchristentum) oder der Glauben an die alten Gottheiten sein. Was natürlich von seitens Rom nicht toleriert wurde.
Zur slawischen Mythologie, welche sich bis in die heutige Zeit erhalten hat, kommen wir später.
Die Slawen: Wer sie sind und woher sie kommen
Woher kommt dieses Volk, welches vom Adriatischen Meer bis zum Baltikum lebt und von den Steppen Sibiriens bis nach Deutschlands reicht? Der Ursprung der Slawen, ist ein Thema, welches mich persönlich immer am meisten fasziniert hat.
So einige Historiker haben sich bereits der Frage, der slawischen Urheimat angenommen und sind doch, zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Außerdem ist diese lebhafte Diskussion bei langen noch nicht abgeschlossen. Viele Thesen, welche vor ca. 50 Jahren und mehr aufgestellt wurden, finden sich zwar noch in Schulbüchern, sind jedoch seit langem überholt.
Und hier sind wir beim ersten großen Problem. Gibt es ein bestimmtes Ursprungsgebiet, aus welchem alle Slawen stammen oder nicht?
Slawen – Die ersten Belege / Erwähnungen
Slawen tauchen in antiken und früh mittelalterlichen Quellen, neben dem Begriff Slawen (Sclaveni, Sklavenoi) auch öfters unter anderen Namen auf, welche mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Darunter z. B.: Sarmati ,Veneti, Venti, Vendi, Anten, Geten [1] ( Jordanes um das Jahr 550 n. Chr.).
Erste Erwähnungen reichen bereits in das 1. Jahrhundert nach Christus.
Plinius der Ältere, Jordanes [2], Tacitus und Ptolemäus von Alexandria erwähnen das Volk der “Veneter” in verschiedenen Schreibweisen. In diesem Zusammenhang steht auch die deutschsprachige Bezeichnung “Wenden”, welche ebenfalls ein Synonym für alle Slawen ist.
” Jordanes, Getica: „Obwohl sie von einer Nation abstammen, sind sie jetzt unter drei Namen bekannt, den Veneti, Antes und Sclaveni“ (ab unastirpe exorti, tria nomina ediderunt, id est Veneti, Antes, Sclaveni. “
Als Slawen (Sclaveni, Sklavenoi) werden sie das erste Mal im 6. Jahrhundert von oströmischen (byzantinischen) Geschichtsschreibern wie: Prokopios von Caesarea, Agathias sowie in der darauffolgenden Zeit von Menander Protektor erwähnt.
[1] Jordanes: Getica 34f., Karte bei Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Aufl. Berlin 2008, S. 53.
[2] Frank A. Kmietowicz (1976). Alte Slawen. Verlag Worzalla.
Serbi / Sorben / Sarb: Ein Überbegriff für Slawen?
Die Begriffe Serb, Srb und ähnliche Synonyme werden in alten Schriften, bereits vor den Slawen erwähnt. Es ist nicht auszuschließen, dass der Begriff Serb, Sarb, Srb bezeichnend für alle Slawen stand, bevor dieser ihn abgelöst hat.
Oft werden die Serben außerdem mit den Triballern und Thrakern gleichgestellt, welche in Illyrien lebten. Schriftliche Aufzeichnungen reichen hier bis in die Antike und zu dem Vater der Geschichte, Herodot, welcher diese Völker im 5. Jahrhundert vor Chr. erwähnt. [2]
[2] Herodots (ca. 490–424 v. Chr.) Historien (4,49)
Eine sehr interessante Karte. Leider ist nirgends eine Jahreszahl zu finden. Ich würde sie ungefähr auf das 5. oder 6. Jahrhundert vor Chr. datieren. Achtet bitte auf das Territorium Griechenlands. Und denkt an die vorhin erwähnten Veneter und Triballer.
Homer (9. Jh. v. Chr.) nannte die Veneter in der Iliade Enetoi (das Griechische kannte keinen Buchstaben v). Herodot, Historiker (5. Jh. v. Chr.), beschrieb die illyrischen Veneter, sowie die Veneter am Unterlauf der Donau und im Nord adriatischen Gebiet. [3]
Somit sind höchstwahrscheinlich, die Slawen im 9. Jahrhundert gemeint, wenn die Rede von den Venetern oder Enetoi ist.
[3] Herodotus, History vol. 7 / G B Pellegrini, A L Prosdocimi, La lingua venetica, Padova 1967, V, 9.
Das sind bei langen nicht alle Toponyme / Ethnonyme, welche auf die Begriffe: Venti, Veneti, Vendi… zu finden sind.
Um noch einmal den Bezug zu Deutschland zu ziehen. Zahlreiche deutsche Ortsnamen wie Zscherben, Serbitz, Zerben, Serba, Sirbis, Serbitz, Altscherbitz oder Zerbst enthalten Hinweise auf Sorben/Serben und zeugen damit von der weit über 1000 Jahre währenden Präsenz dieses Ethnonyms.
Die Urheimat der Slawen
Eine der Haupttheorien, über die Urheimat der Slawen, steht heute von vielen Seiten schwer in der Kritik. In dieser Theorie besiedelten die Slawen ursprünglich ein undefiniertes Gebiet nördlich der Karpaten in der Ukraine, von wo aus sie sich im 6. und 7. Jahrhundert aufgemacht haben, um halb Europa zu besiedeln bzw. einzunehmen.
Mir persönlich kam diese Geschichte immer schon “zu fantastisch” vor. Ein Volk, welches aus einer undefinierten Region stammt, welche dazu noch sehr fruchtbar ist, formiert sich und nimmt ein Großteil Europas ein ohne auf große Gegenwehr zu stoßen und wischt dabei jegliche Spuren von anderen Zivilisation von dieser Welt… hmm, Okey.
In diesem Zusammenhang steht auch die sogenannte Landnahme am Balkan. Vielleicht eines der größten Mythen überhaupt, wenn wir über die Slawen sprechen. Diese Theorie bezweifele ich, neben der Christianisierung des Balkans, durch die Slawenapostel Kyrill und Method im 9. Jahrhundert am meisten.
Diesen Themen werde ich (falls gewünscht) extra Beiträge widmen.
Ich möchte hierzu noch sagen, dass ich die Möglichkeit eines “Umzugs”, einzelner Stämme und kleiner Gruppen nicht ausschließen möchte. Jedoch bezweifele ich eine Völkerwanderung in diesem Ausmaße, wie sie immer noch in vielen Schulbüchern in weiten Teilen Europas gelehrt wird. Denn diese ist von unserem heutigen Kenntnisstand überholt.
Das werde ich am Beispiel: “Der Landnahme der Slawen am Balkan” anhand von eindrücklichen Argumenten, historischen Quellen, der Linguistik und mittels DNA Analysen, (welchen Historikern und Wissenschaftler im 19. und 20. Jahrhundert nicht zur Verfügung standen) belegen.
Doch woher kommen nun die Slawen?
Halten wir uns weiter an historischen Quellen und fügen weitere Komponenten, wie archäologische Fundstücke und eine DNA-Analyse hinzu, deutet alles auf den Donauraum Südosteuropas hin.
Wenn sich alle uns bekannten Hochkulturen entlang von Flüssen wie dem Nil, dem Euphrat, dem Tigris oder den großen Strömen Indiens und Asiens entwickelt haben. Warum dann nicht auch bei uns in Europa. An der Donau?
Die Donauzivilisation – Die älteste Hochkultur Europas (vielleicht der Welt)
Für viele, die sich nicht mit dieser Thematik beschäftigten, wird das kommende höchstwahrscheinlich unglaublich faszinierend klingen.
Auf dem Gebiet des heutigen Balkan und an der Westküste des Schwarzen Meeres entdeckte man eine der frühesten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte. Die ersten Siedlungsspuren reichen nach neuesten Wissensstand bis ca. 9.000 Jahrtausend vor Chr. und mehr zurück.
Somit wäre diese Kultur, welche oft auch als “Alteuropa” oder “Donauzivilisation” bezeichnet wird, die älteste bekannte Hochkultur der Welt und bei weitem älter als die bisher uns angenommenen, ältesten Kulturen: Mesopotamiens, Sumers und des alten Ägypten.
Die Donaukultur wären von daher auch älter als die bisher ältesten europäischen Kulturen. Die Minoer (Minoische Kultur 2000 – 1600 v. Chr.) und die der Mykener, auch bekannt als Mykenische Kultur (1600 – 1200 v. Chr.).
Wieso weiß niemand davon?
Wie einmal ein bekannter französischer Forscher sagte:
Hätten wir so etwas wie Lepenski Vir oder die Vinča Kultur, wir hätten daraus ein zweites Paris gemacht!
Jetzt gelangen wir wieder zum vorausgehenden Problem. Nehmen wir die Besiedlung der Slawen im 6. und 7. Jahrhundert als eine Art Dogma oder eine psychologische Grenze, so können wir keine Verbindung zu der heutigen Bevölkerung und den Fundorten wie Lepenski Vir, Vinča, Starčevo, Vučedol (HR), Butmir (Bih) und anderen Ausgrabungen im heutigen Balkan schlagen.
Dabei gibt es eine unglaubliche Anzahl an Funden, zahlreichen Belegen, und genetischen DNA Vergleichen, die eine Kontinuität gar nicht infrage stellen, sondern die uns viele Parallelen aufweisen.
Die Vinča Kultur – und die Entstehung der Schrift
1908 entdeckte man bei Ausgrabungen in dem kleinen Ort Vinča, ca. 14 km von Belgrad entfernt, eine der größten prähistorischen Siedlungen in Europa. Benannt wurde die Kultur nach dem Fundort und gleichnamigen Dorfs. Deshalb auch der Name Vinča-Kultur.
Am Ufer der Donau entdeckte man hier eine der ersten neolithischen Siedlungen der Welt und Fundstücke unschätzbaren Werts. Um 6000 v. Chr. beginnt hier ein Stadium unglaublichen Fortschritts, den es zu diesem Zeitpunkt (soweit uns bisher bekannt) in keinem anderen Teil der Welt zu finden gibt. Dieser Fortschritt ist auch in den Bereichen: Handwerk, Bauwesen, Ackerbau, Metallverarbeitung, sowie Sprache und Schrift erkennbar.
Den Einfluss der Kultur kann man im Altgriechischen sogar noch nachweisen.
So stellten Forscher fest, dass die Vinča-Kultur, eine Vorgängerkultur der Minoischen Kultur auf Kreta sein muss. Bester Beweis ist die Vinča-Schrift, welche bis zu 40-50 % in die minoische Schrift eingeflossen ist.
Ein großer Vertreter der These, nach welcher die Vinča–Schrift die älteste bzw. erste Schrift der Welt sein soll, ist der Forscher Harald Haarmann. Dieser zählt zu den angesehensten Sprachwissenschaftlern weltweit und hat als Autor bereits über 40 Bücher veröffentlicht. Darunter auch zur Donauzivilisation und Vinča.
Neben deutschen Autoren wie Haarmann gibt es auch zahlreiche Autoren aus dem südosteuropäischen Raum selbst, welche Bücher zu Alteuropa und dessen Errungenschaften im Schriftsystem verfasst haben. Zu erwähnen wäre hier Radivoje Pešić, welcher in seinem Buch Vinčansko pismo (das Vinča Alphabet) auch interessante Verbindungen zum etruskischen und heutigen Alphabeten und Schriftsystemen schlägt.
Die neolithische Revolution
Doch nicht nur auf dem Gebiet der Schrift war Alteuropa anderen Kulturen um Jahrtausende voraus. Heute kann man mit Sicherheit sagen, dass es im südosteuropäischen Raum eine enorme Entwicklung im neolithischen Zeitalter gab.
(Neolithikum – Jungsteinzeit. Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zu Hirten- und Bauernkulturen)
Ein paar der herausragenden Leistungen Alteuropas zusammengefasst.
Es bilden sich die ältesten Großsiedlungen von Stadtgröße mit bis zu 10.000 Einwohner auf etwa 400 Hektar– bedeutend größer als Çatalhöyük in Anatolien oder die ältesten Städte Mesopotamiens.
Die Schmiede Alteuropas entwickeln Schmelzverfahren, zunächst für Kupfer, ab 4600 v. Chr. auch für Gold, sie schmelzen tonnenweise Kupfer ein und fertigen die ältesten Artefakte aus Gold in der Welt.
Die Technologie des Metallgusses (Verfahren zum Schmelzen von Kupfer) wird erstmals in Alteuropa angewandt, und zwar im ausgehenden 6. Jahrtausend v. Chr., und erst einige Jahrhunderte später auch in Anatolien.
Die ersten Brennöfen zur Herstellung hochwertiger Keramikprodukte, in denen die Temperaturen kontrolliert und reguliert werden konnten, werden in Alteuropa in Betrieb genommen.
Jahrtausende vor den Griechen wurde in Alteuropa Wein gekeltert und Olivenöl produziert, und lange vor den Griechen aßen die Alteuropäer Kirschen, Erbsen und Petersilie.
Wie man anhand der herausragenden Leistungen der Donauzivilisation erkennen kann, muss unser altes Weltbild, in welchem das antike Griechenland, als Wiege der Demokratie und Zivilisationen im Mittelpunkt steht, überdacht werden.
Den Zeitpunkt für eine Revision unserer alten Weltanschauung sieht auch der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann gekommen. Diesem Thema widmete er eines seiner neueren Werke, mit dem Titel “Wer zivilisierte die alten Griechen?”.
Doch inwieweit Wissenschaftler, Historiker und auch die breite Masse bereit sind, ein altes Glaubenskonstrukt zu ändern, welches die Fundamente, unserer Weltanschauung bildet, ist fraglich.
Und das selbst, wenn neue archäologische Funde, linguistische Gemeinsamkeiten und der genetische Fingerabdruck gar kein Zweifeln mehr zu lassen.
Slawische Mythologie
Was war ich fasziniert, als mich meine Großmutter, als kleinen Jungen zu Bett brachte und mir die fantastischsten Geschichten von Feen, mystischen Orten und mächtigen Fabelwesen erzählte, welche angeblich auf der Erde leben und zu Vorschein kommen, falls man sonstiges oder jenes tut.
Ich denke jeder der aus dem Balkan-Raum oder dem östlichen Europa stammt, kennt solche oder ähnliche Geschichten und Überlieferungen, welche nicht nur Kindern erzählt werden, sondern sogar einen festen Platz in der slawischen Kultur einnehmen und das unabhängig vom Glauben.
Zu solchen Geschichten zählten auch die Berichte über Vampire (das vielleicht international, verbreitetste slawische Wort) und den Werwolf (Vukodlak).
Vor allem im 18. Jahrhundert wurden viele Vampir-Fälle gemeldet, überwiegend aus Dörfern in Südosteuropa. Nach dem Ende des letzten Türkenkrieges 1718 waren einige Landteile, z. B. Nordserbien und ein Teil Bosniens, Österreich zugefallen. Diese Landteile wurden mit christlich-orthodoxen Flüchtlingen besiedelt, die den Sonderstatus von abgabefreien Wehrbauern hatten. Dafür sorgten sie für die landwirtschaftliche Erschließung sowie für die Grenzsicherung, sodass erstmals Vampir Berichte auch in den deutschsprachigen Raum und somit in die heutige westliche Welt gelangten.
Die slawische Mythologie stammt aus der frühesten Zeit, nahm starken Einfluss auf die griechische und römische Mythologie und findet sich sogar in unserer heutigen Zeit noch wieder. Besonders im orthodoxen Glauben haben Heilige, die Rolle von alten Gottheiten übernommen und in diesem neuen Glaubenssystem eine ähnliche Funktion erhalten, was absolut faszinierend ist.
Selbst bei der katholischen und muslimischen Bevölkerung des Balkans, hat der neue Glaube, dem alt-eingewurzelten, ein zeitgemäßes Gewand gegeben.
Slawische Gottheiten
Im Folgenden, möchte ich euch anhand von einem Beispiel zeigen, wie alte slawische Gottheiten und Bräuche ihren Weg bis in unsere heutige Zeit gefunden haben.
Perun – Gott des Donners, der Gewitter und Blitze
Eine der mächtigsten Gottheiten der alten Slawen, war Perun, bekannt als Gott des Donners und des stürmischen Himmels. Der alte Glaube an Perun hinterließ zahlreiche Spuren in den Namen von Menschen, Orten, Bergen und sogar Pflanzen, z.B. die Pflanze Perunika (Schwertlilie), die auch Bogiša (božja biljka) genannt wird, also Gottespflanze. Hier ein paar Orte, welche von Perun abgeleitet worden sind: Perunac, Perunov Brijeg (Banja Luka), Prenj, Pernik (Bulgarien), um nur einige zu nennen.
Zu seinen Symbolen zählten die Axt, die Schwertlilie und die Eiche. Unter alten Eichen wurden auch öfters Riten für Perun abgehalten und Geschenke da gelegt.
Im Christentum hat die Rolle des Peruns, der Heilige Elija (sveti Ilija Gromovnik) übernommen.
Ilindan i Aliđun
Folgendes ist besonders, für alle interessant, die ihre Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien haben.
Bei den Christen ebenso wie bei den Moslems wird heute auf dem gesamten Balkan und speziell in Bosnien und Herzegowina, der Kult / Feier des Ilija bzw. des Alija gefeiert. Im Volksmund auch bekannt als Ilindan oder Aliđun.
Dieser Kult ist wohl der beste Beweis dafür, dass die slawische Mythologie bis in die heutige Zeit hin zum Teil überlebt hat.
Gefeiert wurde ursprünglich der Sommer und die Ankunft des Regens. Der Kult entstand um den Donnergott Perun. In der christlichen Tradition feierte man anstelle von Perun, den heiligen Elija, im Volksmund bekannt als Donnerer (gromitelj).
Der heilige Elija ist in der Orthodoxie als strenger und unerschütterlicher Prediger ethischer Werte hoch angesehen, ist im Alten Testament und im Neuen Testament als Prophet präsent. Die Eigenschaften von Perun wurden im Christentum ehrfurchtgebietend übernommen und ihn in den neuen Glauben integriert.
Es wird angenommen, dass der heilige Elija nicht gestorben ist, sondern dass er lebendig in einem brennenden Streitwagen in den Himmel geflogen ist, sodass diese Szene auf den Feiertags-Ilindan-Ikonen dargestellt ist.
“Do podne Ilija, od podne Alija” – Bis zum Mittag Ilija, ab dem Mittag Alija.
In der bosniakisch-muslimischen Tradition ist der Feiertag als Aliđun (Alidschun) bekannt. Abgeleitet vom Namen Alija, der eine Variante des Namens Ilija ist. Die Aliđun (Ilindan) Feier, wird in ganz Bosnien, doch vor allem in den Orten Večići (Kotor-Varoš) und in Gerzovo bei Šipovo gefeiert.
Hier befand sich auch die Türbe des Alija Đerzelez. Dieser galt den Bosniaken als Nationalheld und Märtyrer.
Durch die einfache Übersetzung von Ilindan zu Aliđun wollten die muslimische Bevölkerung den Ursprung nicht verbergen. Bestätigt wurde dies durch den Spruch: „Bis Mittag Ilija, ab Mittag Alija“, (“do podne Ilija, od podne Alija”) der die Erinnerung der Menschen an die vorislamische Zeit Bosnien und Herzegowinas, einschließlich vieler seiner Feiertage, in Gedenken hält.
So feiert man bspw. Aliđun in Visoko und unweit davon entfernt in Ilijaš, feiern die Orthodoxen den Ilindan ebenso. Selbst die Katholiken feiern den Ilindan am 20. Juli, in etwas anderer Form. Besonders in Stolac, hat dieser Tag eine wichtige Bedeutung, da der heilige Elijah als Schutzpatron der Gemeinde gilt.
Südslawen, Jugoslawen, Balkan-Slawen
Besonders die Südslawen, also die Bewohner des ehemaligen Jugoslawiens (größtenteils), sind im Laufe der Zeit (vor allem in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts) in sehr vielen, neu gegründeten Nationen aufgegangen.
Schaut man sich die aktuelle Situation an und wirft einen Blick auf Länder wie Montenegro oder Nordmazedonien, was vor kurzem noch Mazedonien hieß, so scheint die Nationenbildung am Balkan noch nicht abgeschlossen zu sein.
Die Republika Srpska, welche als eine der Teilrepubliken von Bosnien und Herzegowina gilt, hegt ebenso Bestrebungen auf eine eigenständige Souveränität.
Serben, Kroaten und Bosnier – ein Volk? (Das Resümee)
Die aus dem 10. Jahrhundert stammende Nestor-Chronik, auch bekannt als „Erzählung der vergangenen Jahre“, ist eine der ältesten ostslawischen Schriften und eine der wichtigsten Quellen in Bezug auf die Entstehung der Kiewer Rus und der Ostslawen.
Laut dieser Chronik soll die Urheimat der Slawen das untere und mittlere Donaugebiet sein. Also zum Großteil, das Gebiet des heutigen Balkans. Von diesem Gebiet stammen auch die Kiewer Rus. Die Vorfahren der heutigen Russen, Ukrainer und Weißrussen.
Der Mönch Nestor aus Kiew berichtet auch von den Poljani / Poljanen, welche den Lebensraum des heutigen Polen besiedeln. Der Name leitet sich hier von “Polje” für das Feld ab.
Die Nestor-Chronik ist somit ein weiterer Beweis, neben den Fundstücken von Lepenski Vir und Vinca, für die Kontinuität des Donauraums als Urheimat der Slawen.
Somit könnte man festhalten, dass Ost, West- und Südslawen selben Ursprungs sind und das somit auch auf die heutigen Serben, Kroaten und Bosnier zutrifft, die leider nur allzu gern neue Entstehungsmythen suchen und auch oft erfinden.
So werden z.b. alte gemeinsame Wörter, gern durch neue ersetzt (besonders beliebt bei den Kroaten), um nur ein Beispiel zu nennen. Die Liste könnte ewig weiter geführt werden.
Nach unzähligen Büchern (jeglichen Alters), Essays, sonstigen Schriften und Vorträgern, die ich zu diesem Thema bereits gelesen und gehört habe, fällt es mir ehrlich gesagt schwer, einen einzigen Autor zu nennen, welcher bis vor dem Ersten Weltkrieg, nicht von ein und demselben Volk spricht, wenn es um die Serben, Kroaten und Bosnier geht.
Zwar gibt es diese Namen, doch verstehen sich diese eher als Synonyme für ein und dasselbe Volk und deuten nur auf die jeweilige Region hin. Geteilt hat man die Südslawen nach dem Glauben und dass vor allem im 19. und 20. Jahrhundert aus dem imperialistischen Österreich-Ungarn, welche innere Unruhen ausnutzen wollten, um leichter herrschen zu können. Deswegen sollten Zagreb und Belgrad in ständigem Konflikt miteinander stehen.
Wohl wissend, dass eine Vereinigung der Südslawen höchstwahrscheinlich zum Ende des eigenen Imperiums und zum Untergang der k.u. k. Monarchie führen würde. Was mit der Niederlage des Ersten Weltkriegs auch eingetroffen ist.
Dieses Prinzip wird auch als “Balance of the Power” (Gleichgewicht der Kräfte) bezeichnet. Einen Begriff, welchen die Briten geprägt haben und nach welchem es sich am besten regieren lässt, wenn es viele kleine (schwache) Staaten, anstelle eines anderen starken Reichs auf der geopolitischen Landkarte gibt.
Wer hierzu ein sehr gutes Buch lesen will, empfehle ich “When Ethnicity Did Not Matter in the Balkans” von John Fine, einem hoch angesehen Slawisten, aus den Staaten vor.
Wer sich außerdem etwas tiefer mit der Vergangenheit der Südslawen bzw. Jugoslawen (finde diesen Begriff sehr passend) beschäftigen möchte und das vor allem zu der Zeit des frühen Mittelalters, zu welchen es wenige Quellen gibt, dem sei “Das Königreich der Slawen” (“Kraljevestvo Slovena”, “Kingdom of the Slavs”) von Mavro Orbini empfohlen.
Fazit
Das Thema Slawen und ihre Erscheinung auf den Landkarten vor dem 6. Jahrhundert ist noch längst nicht abgeschlossen und wird heiß debattiert. Meiner Meinung nach können sie nicht zufällig vom Himmel gefallen sein, um dann auf einmal halb Europa zu besiedeln.
Auch in Bezug auf die verschiedenen Konflikte in der “slawischen Welt”, aktuell Russland – Ukraine, oder vergangene Kriege, wie den in Jugoslawien, zeigt das Thema deutlich, die absolute Sinnlosigkeit von solchen Auseinandersetzungen.
Schaut man hinter die Fassade, eröffnen sich aber auch total interessante Fragen, wie z.B.: Wer war Alexander der Große wirklich? Slawischer Makedone oder doch ein Hellene / Grieche. Eine Frage, welche bis heute nicht vollends geklärt ist und einen Streitpunkt zahlloser Diskussionen darstellt.
Jetzt seid Ihr dran. Ich freue mich auch eure Kommentare, Anregungen und Fragen. Da ich meine Landsleute kenne, weiß ich, dass es sich für viele um ein “empfindliches” Thema handelt. Die Informationen, welche ich in dem Beitrag vorgelegt habe, sind gut recherchiert und durch Quellen belegbar.
Falls ihr jedoch andere Informationen zu einem der hier genannten Themen habt, bitte ich euch darum, euer Wissen in den Kommentaren zu teilen.
Falls sich jemand lieber privat äußern möchte, gerne unter: secrectbosnia@e.mail.de📩
Schreibt mir außerdem in die Kommentare, von welchem der Unterthemen im Beitrag, ihr euch einen einzelnen Beitrag wünscht. 😉
Weitere Beiträge zu geschichtlichen Themen in Bezug auf den Balkan findet ihr hier. History
Quellen:
- Jordanes Getica 34f., Karte bei Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Aufl. Berlin 2008, S. 53.
- Florence Curta: Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, c. 500-700 A.D. Cambridge University Press, Cambridge 2001 (ausgezeichnet mit dem Herbert Baxter Adams Prize of the American Historical Association).
- Georg Schreiber: Balkan aus erster Hand. 1971 Arena Verlag, Würzburg
- Frank A. Kmietowicz (1976). Alte Slawen. Verlag Worzalla.
- Heinrich Kunstmann, Die Slaven. Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1996
- Ivo Vukcevic, Rex Germanorum, Populos Sclavorum: An Inquiry Into the Origin and Early History of the Serbs/Slavs of Sarmatia, Germania, and Illyria , 2007
37 Comments
Hallo Aleks,
bin heute zufällig auf deine Website gestoßen, und zack mal schlappe 3 Stunden deine Artikel gelesen….Vielen Dank dafür, sind tolle Berichte. V.a der Bericht über die Slawen ist sehr motivierend mehr über die Geschichte zu lesen
Liebe Grüße
Hallo Adisa,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Das Thema “Slawen” ist eine Herzensangelegenheit von mir.
Leider werden vor allem wir Südslawen in so viele, angeblich total verschiedene Völker geteilt, damit wir ja nicht ein und dasselbe sind. Das passiert auch heute noch. Dazu muss man sich nur mal Montenegro anschauen.
Wollte hier ein bisschen Licht in das Dunkel bringen.
Auch wenn ich zu diesem Thema höchstwahrscheinlich ein ganzes Buch hätte schreiben können.
Ich wünsche dir viel Spaß bei deinen weiteren “Nachforschungen”. Aber Vorsicht, Suchtgefahr!
Außerdem erwarten dich unglaubliche Fakten, die faszinierender nicht sein könnten und zum Ursprung Europas führen.
Liebe Grüße Aleks
Hallo,
sehr interessantes Thema. Schön ist auch der Verweis auf das Buch von Fine, das ich bisher noch nicht kannte. Ich hoffe dem Thema wird von der “etablierten Wissenschaft” ernster entgegengetreten, denn bisher werden die Slawen, im geschichtlichen Kontext, völlig übergangen und paradoxerweise oftmals mit den Russen gleichgesetzt. Aus diesem Grund wollte ich mich erkunden, ob es ein empfehlenswertes Buch gibt, dass sich expliit mit der Geschichte Bosniens auseinander setzt (vom Mittelalter bis 1. Weltkrieg). Ich finde recht wenig dazu.
Außerdem würde ich mich um jeden weiteren Beitrag zu den Slawen freuen. Die oben geäußerte Aussage “Leider werden vor allem wir Südslawen in so viele, angeblich total verschiedene Völker geteilt, damit wir ja nicht ein und dasselbe sind.” kann ich vollkommen unterstützen und würde sie sogar noch erweitern. Selbes wird auch mit den “Westslawen” gemacht, wobei es bei den “Südslawen” weitaus extremer ist. Im zweiten Weltkrieg wollte man aus Slowenen, Slowaken, Tschechen und Ukrainern Deutsche machen (vgl. Deutsche Propaganda aus der Zeit), heute macht man aus den Bulgaren, Türken. Mal schauen was als nächstes kommt. Zu hoffen bleibt, dass solche kritischen Sichtweisen, wie in diesem Blog ersichtlich, mehr Zuwachs finden. Uns bliebe dadurch mit großer Sicherheit so ein Debakel wie der Jugoslawienkrieg ersparrt – Jugoslawien hat ja jahrzehnte funktioniert, die Tschechoslowakei auch.
Hallo Vladko,
vielen Dank für deinen umfassenden Kommentar.
So… wo fangen wir an? Vielleicht hiermit.
-…”Ich hoffe, dem Thema wird von der „etablierten Wissenschaft“ ernster entgegengetreten,”
Dass sich die ersten bedeutende Kulturen nicht in Berlin, London oder Paris entwickeln haben, sondern in Kleinasien und auf der Balkanhalbinsel ist den meisten Forschern eigentlich bewusst. Davon zeugen etliche Funde. Jedoch hat nur Deutschland eine, sagen wir “Teil-Revision” gestattet. Natürlich aber auch aufgrund der eigenen schwer verdaulichen Vergangenheit. … “Drang nach Osten”.
– “Bulgaren und Türken”
Für die Geschichte, vielleicht noch viel entscheidender, war die Schaffung des rumänischen und griechischen Staates, sowie deren Nationenbildung.
Rumänien, welches im Folge des Krimkriegs der 1850er Jahre gegründet wurde, war Bestandteil der Frage, wie man die Slawen in ihrer Gesamtheit trennen kann, damit Russland zugleich keinen Zugang zu den warmen Gewässern im Süden erhält. Die Bevölkerung war zu diesem Zeitpunkt noch größtenteils slawisch. Eine direkte Folge der Revolution war, die Integration des lateinischen anstelle des kyrillischen und eine große “Rumänisierung” der Bevölkerung. Neue Trachten, neue Namen …
Dieses Thema wäre auch einen Beitrag wert. 🙂
Ich denke jedoch, die meisten, würde die Geschichte Griechenlands und Rumäniens schockieren.
Was Bücher zur bosnischen Geschichte betrifft. Ja, da gibt es so einige gute. Jedoch ist mir keines auf deutscher Sprache bekannt. Kannst du den jugoslawisch?
… Kroatisch, bosnisch, serbisch ist für mich immer noch eine Sprache. ✌
Liebe Grüße Aleks
Hallo,
nein ich kann leider keine der jugoslawischen Sprachen. Zum Thema Rumänien. Ja das ist korrekt, auch wenn ich hier weniger den Bezug zu Russland sehe, der jedoch auch ein ausschlaggebender Faktor gewesen sein wird, als viel mehr den Umstand, dass die Slawen auf der westlichen Balkaninsel mehr Einfluss bekamen – das bestätigte sich spätestens mit der (Neu-)Gründung Serbiens. Ähnliches haben die Kolonialmächte auch mit den Arabern gemacht – teilweise auch in China. Wie du schon gesagt hast – Balance of Power. Besser viele schwache zerstrittene slawische und arabische Völker, als jeweils ein starkes geeintes Land. Man schaue sich die Angst vor diesen Staaten an. Die Angst der “Westmächte” vor Jugoslawien, der vereinten arabischen Republik und China (das offensichtlichste Beispiel), die Angst vor der Tschechoslowakei und der Rzeczpospolita durch Russland/Sowjet Union.
Und außerdem würde ich die rumänische Tracht als slawisch bezeichnen. Sie unterscheidet sich nun wirklich nicht von der restlichen slawischen. Außerdem verwundert es mich sowieso, weshalb die Rumänen, die noch vor paar hundert Jahren Woiwoden und Bojaren hatten, aufeinmal “romanisch” sein sollen. Noch Vlad Tepes, hieß zeitgenössisch “Vladislav”.
Zum Punkt der “etablierten Wissenschaft”. Es stimmt, dass sich da etwas tut, aber um etwas zynisch zu sein – im Mittelalter waren “wir” weiter. Selbst die damaligen deutschen Geistlichen haben nie wirklich die Autochtonie der Slawen in Frage gestellt. Diese ganze Idee der slawischen Einwanderung im Frühmittelalter, bzw. der Spätantike, kam ja erst so langsam mit der Renaissance.
Hallo Vladko,
erstmal danke für deine Kommentare.
Ich freue mich immer auf einen guten Austausch mit Gleichgesinnten und ich sehe, du weißt, wovon du sprichst.
-Rumänen, Wallachen oder doch Daker?
Das Interessante an den heutigen Rumänen ist doch, dass, gerade diese, welche von den antiken Römern abstammen sollen, den vielleicht größten Widerstand gegen das römische Imperium Anfang des 1. und 2. Jahrhunderts auf der Balkanhalbinsel leisteten und erst von Kaiser Trajan vollständig unterworfen wurden. In den darauffolgenden ca. 200 Jahren unter römischer Herrschaft, beginnt die “erste Romanisierung.”
Die Menschen, welches dieses Gebiet besiedelten nannten sich selbst jedoch Daker und die Region hieß “Dacia”. Von der Eroberung Dakiens, berichtet uns doch die Trajanssäule in Rom ganze Bände.
Ich denke, der Begriff “Rumäne” setzt sich erst Mitte oder Ende des 19. Jahrhunderts entscheidend durch.
Bis zu diesem Zeitpunkt, und nach der römischen Invasion, waren diese Menschen in der Region und meist auch außerhalb als Wallachen (Vlasi) und ein kleinerer Teil als Aromunen (Cincari) bekannt.
Sehr gutes Beispiel mit Vlad Tepes. Sehr treffend 🙂
Außerdem erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass die ersten “rumänischen” Könige aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen abstammen. Als das hört sich für mich “überraschenderweise” nicht so wirklich rumänisch oder romanisch an
Man könnte auch zusammenfassend sagen, dass den heutigen Rumänen (ehemaligen Slawen, Serben), eine große antike Vergangenheit, vom Westen schmackhaft gemacht wurde. Als Beleg dafür diente natürlich die Sprache, welche auch heute noch sehr große Ähnlichkeiten zum italienischen aufweist.
Was jedoch nicht verwunderlich ist. Wer Jahrhunderte lang unter einer strengen römischen Herrschaft lebt, muss sich zwangsweise der Sprache des Besatzers bzw. der herrschenden Elite annähern, um mit dieser Handel betreiben zu können. Aber leichtgläubig, wie Slawen nun mal ebenso sind …
Dass die Rumänen Slawen und keine Römer sind, ist offensichtlich. Von der Genetik bis hin zu unzähligen Toponymen. Da gibt es keine Zweifel.
-Tracht-
Noch kurz zur Tracht.
Doch, es gibt einen kleinen, aber extrem wichtigen Unterschied.
Und zwar ist es das Fehlen der sogenannten Šajkača, einer traditionellen serbischen Kopfbedeckung, welche zuvor bei den Slawen auf der anderen Seite der Donau ebenfalls zur Tracht gehörte.
Auf deinen anderen Kommentar antworte ich dir die Tage. Dann auch mit einigen Buchempfehlungen
Das Thema Griechenland ist außerdem wirklich sehr heikel. Da vor allem die Serben die Griechen als orthodoxe Brüder sehen.
Mit den besten Grüßen
Aleks
Hallo Vladko, Schade dass Sie keine jugoslawische Sprache können. Da Sie aber mehr über Bosnien wissen möchten, empfehle ich Ihnen ein paar Autoren: Srecko M. Dzaja, Ivan Lovrenovic, Dubravko Lovrenovic, Jozo Dzambo, Emir o. Filipovic. Alles was Sie von diesen Autoren finden ist gut, sicher und sehr, sehr seriös.
LG
Franjo
@Franjo und Vladko: kenne alle die o.g. Autoren einige dieser hab ich auch durchaus gelesen. Das sind alles klassische Gesichtsschreiber, heute ist es nicht einfach “ein” Buch zu empfehlen. Ich würde an deiner Stelle im Internet weiter suchen, da gibt es sehr gute (nicht zu sehr national-gefärbte) Darstellungen.
Von Seriös würde ich nicht sprechen wenn die o.g. behaupten das Slawen im 6/7 Jhr die gebiete besiedeln. Im Westen anerkannte Autoren, würde es mMn besser beschreiben.
LG Jozo Balkanac (Joe vom Berg)
PS:
Ich wollte noch Folgendes hinzufügen. Dass die “Rumänisierung” von Rumänien (etwas paradox, ich würde es eher “Romanisierung” nennen) völlig gescheitert ist, dürfte klar sein. Man sehe sich die Geschichte der Rumänen an, und man wird bemerken – sie ist eine slawische.
Zu Griechenland: gut das ist etwas strittiger. Im Allgemeinen dürften aber die Makedonen recht haben, ich würde aber nicht soweit gehen, alle Griechen als slawische Zuwanderer zu bezeichnen (diese Theorie gibt es ja auch). Zumal die Theorie “Griechen sind zugewanderte Slawen” der Autochtonie der Slawen widerspricht.
Problematisch ist eben, dass die Sprache als wesentliches Merkmal der Slawen betrachtet wird. So wurden aufeinmal die Baltikumslawen zu Balten, die Bulgaren zu Türken und, wie du schon geschrieben hast, die Rumänen zu Rumänen. Die mir geläufige deutschsprachige Literatur in puncto Slawen ist aber keine Teil-Revision. Es stimmt, dass es im deutschsprachigen Raum Vertreter gibt, so wie Haarmann, jedoch sind sie viel weniger und haben im Vergleich zu anderen – wie Eduard Mühle – viel weniger Zulauf und Einfluss. Letzterer meint gar, die Slawen seien lediglich eine Sprachgruppe.
Noch einige Letzte Gedanken…
– Die Idee der “Rumänisierung” (ich bevorzuge aber immer noch “Romanisierung 🙂 ) ein eigenen Beitrag zu widmen finde ich gut, weil es dazu nicht wirklich viel gibt.
– Zum Thema des Buchs. Wie gesagt, ich kann kein jugoslawisch, aber sollte es keine deutsch-, bzw. englischsprachigen Bücher dazu geben, kannst du auch gerne jugoslawischsprachige empfehlen. In der heutigen Zeit dürfte das Übersetzten nicht allzu schwer fallen.
Grüße
Vladko
Hallo Vladko,
entschuldige meine späte Antwort.
Es gab viel zu tun die letzten Tage. Dazu gehörte auch das Arbeiten an neuen Texten zu solchen spannenden Themen. Letztes Mal, die Rumänen, dann nehmen wir uns heute die Griechen vor, würde ich sagen 🙂
Ich möchte mal direkt mit einer “Gegenfrage” starten.
-Wie kann ein byzantinischer Kaiser (in diesem Fall Heraklion) slawischen Stämmen eine Besiedlung der Balkanhalbinsel erlauben, wenn das “Byzantinische Reich” zu dieser Zeit (5. und 6. Jahrhundert) auf dem europäischen Kontinent, nur über einen Küstenabschnitt um Thessaloniki (Stadt und Umgebung), sowie über Konstantinopel herrscht?
Das konnte mir bisher noch niemand erklären, wenn es um das Thema der angeblichen “Landnahme der Slawen” auf dem Balken ging.
Weitere Frage:)
Können wir sagen das Griechenland eine mittelalterliche Geschichte hat bzw. Was ist die Geschichte Griechenlands im Mittelalter (500 – 1500 n. Chr.)?
– Jetzt, würden die meisten sagen. – Ja, das byzantinische Reich, ist doch klar!
Wer hat jemals behauptet, Byzanz wäre ein Vorgängerstaat /Reich vom heutigen Griechenland?
Der Begriff selbst ist eine Erfindung. Das eigentliche Byzantion war eine kleine Ortschaft, auf welcher später Konstantinopel gegründet wurde. Die Bewohner der oströmischen Reichs, was immer der tatsächliche und auch einzige Name war, nannten sich immer Römer und später auch Rhomäer. Jedoch nie “Byzantiner”.
Zu einem späteren Zeitpunkt (6. 7. Jahrhundert) überwog der hellenische Faktor, auch sprachlich. Blieb es dennoch immer das römische Reich. Davor stellten außer Römern/Latinern auch Serben/Slawen, Armenier und Hellenen die römischen Kaiser. Alle Bürger Roms eigentlich, welche das römische Recht erlangten. Konstantin der Große stammt bspw. aus dem heutigen Nis in Serbien, früher bekannt als Niscia.
Der Begriff Byzanz oder Byzantinisches Reich, ist eines jüngeren Datums und ein Produkt der sogenannten Philhellenen (größtenteils Angelsachen). Dieselben Leute haben den griechischen Mythos Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zum Leben erweckt und Griechenland während seiner Revolution (1821-1829) dem Osmanischen Reich entzogen.
Doch das nur mal am Rande, damit du dir deine Gedanken dazu machen kannst 🙂
… Ich stimme dir generell zu und würde auch nicht behaupten, dass alle heutigen Hellenen, slawischen Blutes sind. Dennoch, von ca. 8800 Ortschaften in Kontinental Griechenland, die es heute gibt, haben 3244 einen serbischen bzw. slawischen Ursprungs. Das ist fast 40 %. Und dabei wurden viele Ortschaften erst in den letzten 100 Jahren gegründet. Von daher musst der Wert noch viel höher liegen.
Die meisten davon in Thrakien, Makedonien, Epirus und Thessalien. Das erste Griechenland nach der Revolution umfasste auch nur Mittelgriechenland, sowie Attika und die Peloponnes.
Von daher wahr Zar Dusan wohl doch eher Befreier anstatt Eroberer. Ebenso wie seine Vorgänger vor ihm: Ostrojilo aus dem Hause Svevladovoći (5. Jahrhundert) und Konstantin Bodin (König von Raszien).
Doch stellen wir uns jedoch die Frage, wer Griechenland “früher” besiedelte (Vor-antike, Antike, Mittelalter, Neuzeit) und wer die Hellenen eigentlich sind, müssen wir sehr tief tauchen.
Ich denke jedoch, das ist ein einzelner Beitrag, so groß und auch interessant ist dieses Thema.
Nur ein paar Fakten über welche es sich überlegen lässt 🙂
– Woher stammen die Hellenen wirklich ab? Nördlicher Balkan, Adria?… wie oft von Ihnen selbst behauptet. Oder vielleicht: Ägypten, Arabische Halbinsel, heutiges Israel, Äthiopien?
(Black Athena: The Afroasiatic Roots of Classical Civilization Volume One: The Fabrication of Ancient Greece 1785-1985) – Nicht 100%entiger Buchtipp, aber einige Thesen sind dennoch sehr interessant und können auch sprachlich und genetisch nachgewiesen werden.
Zu den Buchtipps: Also auf deutscher Sprache gibt es nur vereinzelt einige gute Quellen, welche mir persönlich bekannt sind. Dazu zählt Heinrich Kunstmann sowie die Geschichte der Völkerwanderung
EUROPA, ASIEN UND AFRIKA VOM 3. BIS ZUM 8. JAHRHUNDERT N.CHR. von Mischa Meier.
Finde den Abschnitt über die Slawen ganz gut.
Was generell Bücher zu den Themen und ebenso der Geschichte Bosniens betrifft, so würde ich dir Scribt.com empfehlen. Da findet man wirklich so einiges.
Ich denke, viele würden dir, was die Geschichte Bosniens betrifft: Nada Klaic empfehlen.
-“Drevna Bosna” von Muamer Zukorlic soll auch gut sein. Habe ich jedoch noch nicht gelesen.
-Kraljevstvo Slovena (Il Regno degli Slavi) Das Königreich der Slawen, von Mavro Orbini. 1601 in Pesara erschienen. Vielleicht das erste Buch über eine gemeinsame Geschichte der Südslawen. Vom Vatikan auf den Index gestellt, von Westeuropäern als Romantik bzw. Myth abgestempelt.
https://www.korisnaknjiga.com/kraljevstvo-slovena-naslov-2155
… wie so oft, wenn die Slawen über ihre eigene Geschichte gesprochen und geschrieben haben und keine Neu-Komponierte aus Wien, Berlin oder Rom übernehmen wollten.
Es gibt noch vieles über das es sich zu sprechen lohnt 🙂
Mit den besten Grüßen
Aleks
Hallo Aleks,
kein Problem, ich habe auch einiges zu tun 🙂 .
kurzer Nachtrag zu deinem vorherigem Kommentar:
“das Fehlen der sogenannten Šajkača” ist etwas klein gedacht. Ich denke die Slawen sind viel vielseitiger als man bisher annimmt. Immerhin sind sie das “größte, unbekannteste Volk Europas”. Das Fehlen eines ganz bestimmten Kleidungsstücks kann unterschiedliche Gründe haben. Die Polen haben die Rogatywka/Czapka. Sie tauch nur bei den Slawen der Rzeczpospolita auf. Trotzdem sind die Tschechen auch Slawen. Ich denke du verstehst was ich meine. An sich hast du recht, aber die Schlussfolgerung ist etwas lasch. Vielmehr fällt auf, dass die rumänische Tracht auch diese weiße Kleidung zeigt, die weder Griechen noch Franken hatten.
Jetzt zum neuen:
-Der Philhellenismus war aber auch vornehmlich bei den Deutschen. Jede mir bekannte deutsche Enzyklopädie sprach bei Alexander dem Großen von einem Griechen (englische liesen die Frage offen oder schrieben “macedonian”), und allgemein war das Hellenentum eher bei den deutschen, als bei den angelsächsischen, Philosophen verankert.
-Dass viele Städte Griechenlands slawische Namen tragen heißt aber nicht, dass Griechen Slawen sind. Zwar stimmt ersteres, aber in Deutschland gibt es auch viele slawische Namen, und dennoch sind die meisten Deutschen keine Slawen. Vetreibung und Auslöschung sind nur zwei von vielen Möglichkeiten, vielleicht auch Umvolkung. Generell waren die Pelasger Slawen, die Hellenen aber nicht. Und letzere haben dann die Pelasger vertrieben. Ich persönlich halte Ägypten als die wahrscheinlichste Ortschaft für die Herkunft der Hellenen. Das denkt sich auch mit Herodot und Homer.
-Ja es gibt viele slawische Denker die für die Slawen schrieben. Orbini und Pribojević sind die bekanntesten. Die als unwissenschaftlich zu bezeichnen ist einfach dumm. Beide haben sehr wissenschaftlich gearbeitet, aber eben gegen die damalige Weltanschauung.
-“Die Serben” sind für mich ein zweischneidiges Schwert. Zum einen mag ich ihre Einstellung zum Slawentum, zum anderen wirken sie für mich aber wie Unterworfene. Wie laut sie gegen die Osmanen schimpften, so sehr unterwerfen sie sich Russland und Griechenland – sind ja alle orthodox. Ich finde es traurig was aus dem ehemaligen Jugoslawien geworden ist – Bratstvo i jedinstvo. Die Verachtung für den Islam finde ich auch schrecklich. Zwar waren die Osmanen nicht die besten Freunde der Slawen, aber vor allem die muslimischen Araber waren in einem freundschaftlichen Verhältnis zu den Slawen.
-Zudem würde ich das Kyrillische nicht als slawische Schrift werten, das war eher die Glagolica. Damit will ich nur sagen, dass dei Annahme der lateinischen Buchstaben, die Polen, Tschechen und Slowenen nicht weniger zu Slawen macht, als die Kroaten, Serben und Bulgaren. Das ist mir im Beitrag zu vorgekommen.
-Ich denke auch, dass es noch viel zu besprechen gibt.
Und natürlich danke für die Buchempfehlungen.
Grüße Vladko
“Slawen seien lediglich eine Sprachgruppe.” – das ist an sich ja nicht Falsch.
Germanen sind ja auch “nur” eine Sprachgruppe, mittlerweile ist ja kein Geheimnis mehr das die Slawen ca 30% der “Deutschen” ausmachen. Preußen – als die mächtigsten (zumindest militärisch), sind ja ein Slawischer Stamm. Namen wie Leipzig, Berlin und viele mehr sind slawisch.
Das gilt auch für andere Sprachgruppen. Von genetischer Verwandtschaft ist aus verschiedenen Gründen sehr schwer zu sprechen. ist auch nicht zielführend.
Fakt ist das die Slawen die meisten Europäer sind und das ein nennenswerter teil der Welt von Slawen beherrscht wurde und wird.
Hallo Josip,
natürlich ist es an sich nicht falsch, dass die Slawen eine Sprachgruppe sind. Aber sie auf das zu beschränken führt aus meiner Sicht zu großen Problemen. Du hältst ja viel von den Jugoslawen, und hast offenbar ein Faible für Sport. Das alles sei dir gegönnt. Nur bleibt die Frage, inwiefern man dann von Slawen reden kann. Du erwähntest einmal Nowitzki. Ist der Slawe? Er ist für mich offensichtlich Slawe, alleine schon des Namens wegen. Aber eigentlich dann doch nicht. Er spricht Deutsch, kein Polnisch oder ähnliches. Er lebt nicht in einem slawischen Land, er hat eine andere Kultur. Kurz: jeder halbwegs integrierter Slawe, ist dann keiner mehr. Es gab hunderte Slawen die Mitglieder der NSDAP waren. Waren sie Slawen, oder schon Deutsche?
Was ich sagen will ist, man braucht eine Basis und muss diese zuende denken. Was macht dich zum Slawen? Deine Sprache, dein Wohnort, dein Selbstverständnis? Das halte ich für nicht zielführend. Das würde die Identität “fluide” machen, und wozu das führst sehen wir in der derzeitigen Geschlechterdebatte.
Und dann noch der Umkehrfall. Friedrich II. “der Große” von Preußen, ist wohl der bekannteste preußische König und Idol vieler Deutscher gewesen. Dasselbe kann man über Maria Theresia bei den Österreichern sagen. Beide schrieben zum Großteil auf Französisch, was sie aus Sicht eines Historikers in 1000 Jahren zu Franzosen machen würde. Kopernikus schrieb ausschließlich Latein (Bildungssprache), ist also ein alter Römer.
Ich möchte nicht beurteilen inwiefern genetische Verwandtschaft möglich ist, aber zielführender ist sie meines Erachtens allemal. Würden sich die Jugoslawen als ein Volk betrachten und sich nicht nur über ihre Sprache definieren, könnten sie in 100 Jahren noch als Jugoslawen betrachtet werden. Würde das auch für die Sprache gelten? Neue Wörter, Einflüsse anderer Sprachen, etc. verändern Sprache nuneinmal. Sprache ist also kein Garant für eine Einheit.
Ich habe mich mit mittelalterlichen Schriftquellen beschäftigt, v. a. den Westslawen betreffend. Mir ist kein Chronist bekannt, weder ein slawischer noch ein deutscher, der die Slawen über ihre Sprache definiert. Im Gegenteil: die slawschen Chronisten schufen mehere Geschichten die zwar nicht von einer genetischen Verwandtschaft (die Genetik ist ja nicht allzu alt), jedoch von Blutsverwandtschaft schreiben. Nestor, Dlugosz, Kadłubek, Cosmas von Prag um nur vier bei Namen zu nennen. Für den einen waren es die drei Brüder Lech, Cech und Rus, für den anderen der Stammvater Leszko. Weitere Chroniken wie bspw. die Hussiten Chronik benennen diese Verwandtschaft nicht, sondern setzen sie bereits vorraus.
Grüße
Vladko
Hallo Vladko,
ich verstehe, was du meinst.
-Unwahrscheinlich, dass ein Kleidungsstück, wie die Šajkača in diesem Fall so ausschlaggebend ist.
Trachten werden in einem Volk, sehr selten geändert, im Vergleich zur Sprache beispielsweise,
da es dafür keinen Grund gibt.
Ich wollte damit nur verdeutlichen das, dass Ablegen der Šajkača, zum “Neu-komponierten Rumänen” dazu gehört hat.
-Sind die heutigen Griechen Slawen?
Also, wie bereits erwähnt, war die Bevölkerung Griechenlands, Anfangs des 19. Jahrhunderts noch ziemlich heterogen.
Der Großteil der serbischen/slawischen Bevölkerung wurde entweder assimiliert oder ist zum Großteil ausgewandert, vor allem ins heutige Nordmazedonien oder weiter nach Australien.
Nur Gott weiß, wie lange diese Menschen in diesem Gebiet gelebt haben.
Dieser Prozess wurde sehr durch die Ankunft “neuer Griechen” (Pontos) aus Kleinasien nach Ende des Griechisch/Türkischen Kriegs beschleunigt. Viele der über 1,5 Millionen Griechin aus der Türkei, die in die neue Heimat gekommen sind, konnten ja nicht einmal Griechisch sprechen bzw. fühlten sich überhaupt nicht, wie irgendwelche Griechin. Währen Sie nicht orthodox gewesen, hätte sie bestimmt auch niemand so bezeichnet.
Reiseberichterstatter, die noch Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts bei Athen vorbeikamen, berichten von einem größeren Dorf, mit ca. 5000 Einwohnern, der Großteil davon Albanisch.
Die Shqiptaren haben in dieser Hinsicht das Schicksal der meisten Slawen Griechenlands geteilt und wurden ebenfalls assimiliert.
– Gut ist die Erwähnung mit dem Kyrillischen und Glagolitischen Schrift.
Kyrill und Method sollen ja innerhalb von 20. Jahren zusammen mit ihren Schülern, beide Alphabete entworfen haben
und konnten so den Slawen endlich die heilige Schrift übermitteln. … interessant.
Wieso? … ja aus gutem Willen natürlich. Hatten sie doch serbische Nachbarn in ihrem Viertel in Thessaloniki.
Die Geschichte von Kyrill und Method liest sich meiner Meinung nach, wie ein guter Roman.
So wie viele andere griechische Geschichten. Ob man die alle glauben kann, bleibt fraglich.
Ist nicht gerade wenig, was dagegen spricht.
Ich veröffentliche demnächst einen Beitrag, welcher die bosnische Geschichte behandelt und auch leichter verdaulich ist. heheh
Schau gern vorbei 🙂
Pozdrav Aleks
Hallo Aleks!
“Wenden”, in Kärnten die “Windischen”, bezeichnet in diesem Kontext konkret die slawische Minderheit. Da gibt es jedoch auch Brüche innerhalb der kärntner Slawen. Die einen sehen sich selbst als kärntner Slowenen. Andere grenzen sich selbst als “Windische” gegen die kärntner Slowenen ab. Letztere betonen damit ihre Zugehörigkeit zum österreichischen Kulturkreis, wärend die anderen ihre Zugehörigkeit zum slawischen Kulturkreis betonen. Die Vorfahren der einen haben das NS-Regiem angenommen, die anderen waren im Widerstand.
Das aber nur als Randnotiz.
So viel ich weiß ist “Wenden” ein Analogon zu “Nijemi”. Denn es wird im deutschen Großraum auch für andere Anderssprachige verwendet.
Serben, Kroaten und Bosnier: Nationalistische Tendenzen haben sich ja auch erst spät im 18. Jahrhundert entwickelt und waren im osmanischen Reich unbekannt. Deshalb wird man früher auch keine Hinweise auf die drei Ethnien finden. Zwar gab es diese Begriffe, wie du sagst, sie wurden jedoch allenfalls im geographischen und nicht im ethnischen Sinn gebraucht. Das war dann m.e. auch das Grundproblem in Titos Idee eines nationalisten slawischen Konzepts. Er versuchte ein slawisch nationalistisches Bewusstsein zu schaffen, was wohl nie gelang, weil sich die jeweiligen nationalen Gesinnungen (serbisch, kroatisch, slowenisch usw.) nicht auf eine “höhere Ebene” transformieren ließen. Bosnien ist vermutlich zu divers, damit sich sich ein bosnisches Nationalbewusstsein bilden konnte.
Der Usprung der Slawen ist tatsächlich ein schwarzes Loch ;-)))
Wenn die Expansion im 7. Jhdt erfolgte, müsste es Verdrängungseffekte gegeben haben. Davon ist mir jedoch nichts bekannt. Und die Völkerwanderung war ja schon vorbei. Mir erscheint deine These einer breiten slawischen Bevölkerung zumindest von den Venetern bis zu den Thrakern deutlich plausibler.
Ich finde deine Arbeit wirklich klasse. Vielleicht hast du einmal Zeit und Muse das Thema aus dem Blog in ein Youtube Format zu überführen.
😉
Hallo Otmar,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Jetzt habe ich über das Kärntner-Land auch wieder das dazu gelernt : )
… du triffst es auf den Punkt. Mit Titos Zeit und der “höheren Ebene”.
Das war ein Versuch, die Bevölkerung zusammenzuschweißen, der andere war, jeden nationalen Faktor so klein, wie möglich halten, um so nationalistische Tendenzen im kein zu ersticken. Am Beispiel Serbiens z.B. die Schaffung der autonomen Provinzen: Kosovo und Vojvodina. Aber auch auf Kosten der religiösen Freiheit natürlich.
Die Slawen:
… in der Tat. Ich meine, wir sprechen hier vom 7. Jahrhundert n. Chr. und nicht 7000 davor.
Offiziell (ein Großteil der Historiker, besteht auch heute noch diese Theorie) tauchen die Slawen ja, irgendwo hinter den Karpaten auf, um dann denn Großteil Europas zu besiedeln. Innerhalb von paar Jahren und das ohne Gegenwehr.
Denn große Schlachten und weitere Verdrängungen zu dieser Zeit sind uns ja nicht bekannt.
Deswegen habe ich auch das Beispiel mit den Begriffen: Sclavus, Sclaveni, Sklavenoi eingebracht, welches zu demselben Zeitpunkt für Sklaven benutzt wird.
– Also, was nun?! Super-Eroberer, welche alle zu vorigen Kulturen und deren Sprachen und Städte vom Erdboden fegen, ohne dass uns ein einziger Hinweis auf diese erhalten bleibt oder Sklaven.
Ich denke, diese Entstehungs- und Herkunftsgeschichte wurde damals von einigen imperialen Köpfen nicht ganz zu Ende gedacht : )
Ich arbeite aktuell an einem neuen Format namens “Balkanbuddy”. YouTube und Website.
Hier werde ich mehr zu der Geschichte der Balkanländer in Kombination mit Reisezielen machen.
Danke nochmals für deinen Kommentar, ich sehe du weißt, wovon du sprichst 🙂
Hast du vielleicht eine Idee, was wir als tatsächliches Herkunftsgebiet der Germanen nehmen können.
Denn da gibt es auch etliche Mythen. Habe mich einmal an das Thema ran gemacht, ist aber echt nicht easy.
Einige meinen ja, die Wahl Aachens als Hauptstadt bzw. Kaiserpfalz Karl des Großen und ihre Lage könnte ein Indiz dafür sein, dass die Germanen im frühen Mittelalter, noch weiter westlich gelebt haben.
p.S fand die Geschichten und Mythen über die Varusschlacht und Arminius immer sehr faszinierend.
Liebe Grüße Aleks
West Europa möchte am liebsten nicht wissen von denn Slawen. für sie sind das Menschen zweite klasse, obwohl viele Slawische Wurzeln haben. Sie atakieren die Slawische Völker immer. Eines Tages werden die Slawen wieder da sein
Hallo Antic,
dem stimme ich größtenteils zu.
Die Slawen werden oft ausschließlich mit dem Osten in Verbindung gesetzt.
Und der Osten verstehen die meisten: Putins Russland, Kommunismus, Eiserner Vorhang etc.
Wie reich die slawische Kultur auch in anderen Gegenden ist, z. B. in Tschechien oder am gesamten Balkan wissen die wenigsten.
Die wenigsten beschäftigen sich auch mit der slawischen Kultur und den Menschen, obwohl die Slawen, betrachtet man sie als eine große Familie,
Immer noch die größte Bevölkerung Europas stellen und einen immensen Einfluss auf die europäische Kultur hatten.
Pozdrav Aleks
Ich bin mir sicher sie sind schon da 🙂 Ich kenne keine deutsche/österreichische Region wo die nicht sind. Schweden und Australien sind auch nicht ausgenommen 🙂
Der Tennisspieler Zverov Alex ist ein prächtiges Beispiel (Zver = Biest ), ebenso Nowitzki ( = der Neue) (beides offensichtlich nicht germanische Namen).
Deren “Art” ist aber in der Regel so das die sich gut integrieren (nicht assimilieren aber integrieren) und niemanden stören. s. Beispiel München wo > 10% alle Einwohner Jugos sind. Aber niemand hat in München Probleme mit Kroaten oder Bosniaken usw. ganz im Gegenteil ohne die kannst alle Krankenhäuser in München zu machen 🙂
Hi, cao, bok, zdravo… und alles anderer zum Beginn.
Aleks bin grad über deine Homegage gestolpert, bei der Recherche für eine Reisegruppe! Tolle Berichte, Fotos und geschichtliche Hinweise und Bezüge. Bin sehr interessiert an meiner eigenen Identität inmitten der völkischen, sprachlichen Zuschreibungen von außen. Finde deine Schreibweise und Bezüge zu Quellen, Inspirationen und persönlichem Gedankengut passend auf den Punkt gebracht und mir gefällt dein offener Zugang und offene Kommunikation wenn es um die Viel-Völker oder das Ein-Gemein-Volk der Slaven geht.
Das hier ist doch nicht nur ein Hobby? Was hast du studiert oder gemacht, um mit deinem Wissen hier zu landen? Bin nur neugierig und freue mich, mehr Zeit auf dieser Seite zu verbringen.
pozdrav, Josi
Bok Josipa,
… alle anderen Begrüßungen gehen natürlich auch in Ordnung 🙂
Vielen Dank für dein positives Feedback und ich stimme dir zu.
Gerade am Balkan sind wir viel zu oft Opfer der nationalistischen Politik unserer Leader.
Doch wenn man sein Blickfeld etwas vergrößert, dann sieht man, dass uns Völker wie die Bulgaren bspw. sprachlich und kulturell sehr nah sind.
Das trifft auch auf alle anderen Slawen zu.
Es gab auch öfters die Idee, sie Slawen näher anzunähern. Panslawismus wurde das genannt, es gab auch einige Kongresse.
Versuche hier nur meinen Beitrag aufgrund meines Wissens zu leisten und die Menschen aufzuklären.
Damit die Brüderlichkeit und Gleichheit siegt und nicht der Nationalismus 🙂
Werfe doch gerne mal einen Blick auf Balkanbuddy
https://www.youtube.com/@Balkan_Buddy/featured
Versuche das ganze etwas in das YouTube Format einzubinden und habe bereits einige Videos veröffentlicht.
So zb. zu König Tomislav von Kroatien.
Weitere Videos folgen.
Freue mich auf deine Kommentare.
Lijep Pozdrav Aleks 🙂
@Josipa: Falls mal Interesse Jajce (Königsstadt ehemalige) zu sehen und die Region zu bereisen kann ich gerne was sehr preiswertes anbieten. Unterkunft und Verpflegung sowie zu gewissen Zeiten eine Reiseführung von einem Doktor der sich da super auskennt. Sehr interessante Region, von Illyren, über Römer usw. Die Natur ist auch Prächtig. Unterkunft in den höhst gelegenen Dorf in der Jajce-Opcina. Grandiose Aussichten.
jlucic13@gmail.com
LG Jozo Balkanac (Joe vom Berg)
wenn man das alles so liest kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass es Slawen waren welche als erste Menschen überhaupt Steine ins Meer geworfen haben.
Hallo Leonidas,
soweit würde ich nicht gehen. Dennoch hat die Berliner und Wiener Schule, Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts
alles daran gegeben, den Slawen die Fähigkeit der Eigenstaatlichkeit abzuerkennen, um ihre eigenen imperialistischen Ideologien zu verbreiten.
So haben auch einige dieser Thesen Einzug in unsere Geschichtsbücher und somit auch in das Schulsystem gehalten.
Meiner Meinung nach ist eine Geschichtsrevision längst überflüssig.
Liebe Grüße Aleks 🙂
Sehr provokativ. Zumindest hätten Sie (die Slawen) das Meer wählen können. Von der Adria, Baltikum, Schwarzes Meer, Nordmeer bis zum Pazifik.
Bisschen Spaß muss sein
LG Jozo Balkanac ( Joe vom Berg)
Hi,
sehr cooler Beitrag und ich in froh, dass du hier an einigen Stellen die Quellen offen formulierst, wie z.b. Harald Haarmann, der ja selber auch in seinen Büchern viel Wert auf die Quellen legt und diese auch transparent darlegt. Ich habe einige seiner Bücher gelesen, vor allem “Weltgeschichte der Sprachen” würde ich empfehlen. Auch sehr cool, dass du die Nestor Chronik und Marvo Orbini nennst, welche zwei wichtiger Chroniker waren die für die Historiographie der Slawen sehr wichtig sind. Vielleicht wäre es auch interessant ein wenig mehr auf die Illyrer einzugehen, die ja auch angeblich gegen Alexander d. G. gekämpft haben sollen, oder die Triballen die unter anderem von ihm auch zurückgeschlagen worden sind, nachdem es Philipp der 2. nicht geschafft hat. Alles in allem finde ich das aufrollen des Themas sehr gut behandelt. Lg aus Wien
Hi Mihailo,
danke für dein Feedback.
Zu dem bzw. diesen Themen gibt es leider sehr viel Unwissen oder falsches Wissen. Muss man es wirklich so sagen.
Vom Westen her, welcher den Slawen die Fähigkeit zur Selbststaatlichkeit abgesprochen hat, aber auch von den Slawen selbst.
Man muss ja nur einen Blick auf den Balkan werfen. Kommt nicht selten vor, dass von kroatischer und bosniakischer Seite die Herkunft bei den Goten und Iranern gesucht wird,
um bloß die gemeinsamen slawischen Wurzeln zu negieren. Obwohl, jedem offensichtlich.
Alles in allem ein unglaublich interessantes Thema.
Grüße nach Wien, wo der Balkan beginnt, wie man ja sagt.
Habe nur vergessen, welcher Bezirk es noch genau war.
Pozdrav Aleksandar
Lieber Aleks, wo du es erwähnst. Es wäre sehr cool auch einen Beitrag zum Balkan und Balkaner zu machen, würde gerne auch helfen.
Ich bin in München aufgewachsen und hab mich immer ein bisschen für meine “Balkanische Herkunft” geschämt. Ist längst nicht mehr so. Ich finde es aber super spannend wie der Schotte als Highlander etwas sehr cooles ist und der Balkaner (selbe Bedeutung wie Highlander, Balkan = Berg = Planina) und wenn wir bedenken das die Schotten ja “nur” die Engländer als Gegner hatten und die Balkaner das Römische, Osmanische und Weströmische (Habsburger) Reich.
Wundere mich das nicht mehr über diese “Riesen” und deren “Heldentaten” bekannt ist.
LG Jozo Balkanac (Joe vom Berg)
Aleks: TOP Bericht! Freue mich mehr zu erfahren! Danke, das du dir die Mühe gemacht hast. Echt toll ! Gespannt auf “mehr”!
Hallo, sehr interessanter Artikel. Danke. In der Schule habe ich gelernt, dass Polen erst seit ca. 900 nach Christus existiert. Die neusten Funde zeigen aber etwas anderes. Es gab schon vor Christus eine Zivilisation auf diesem Gebiet (Lachia).
Pozdrawiam, Magdalena
Hallo,
im Westen gilt höchstens 960 n. Chr. als gesichtertes Gründungsdatum Polens. Aber diese These bröckelt immer mehr. Robert F. Barkwoski geht in seinem Werk “Die Piasten und die Anfänge des polnischen Staates” davon aus, dass Mieszko I. “nur” erbte. Mit Hilfe von Ziemowit, Leszek und Ziemomysł kann man bis 850 n. Chr. erweitern. Jedoch blockt man das gerne damit, dass es damals nur die Polanen, nicht die Polen gab.
Dass bereits vorher eine Zivilisation existierte ist eindeutig. Jedoch betrifft das nicht die Frage, ob es damals schon einen Staat gab, der sich als Polen verstand. Bei Piast gibt es bspw. eine interessante Parallele zu den Abodriten, wo ein Verwalter auch eine wichtige Rolle spielte. Bei den Abodriten sieht man das Staatswesen bereits 804 unter Drasco als geschaffen.
Man muss sich aber immer fragen, was man daraus ziehen kann. Barkowski sieht Mieszko I. zwar nicht als Gründer des polnischen Staatswesen, aber als Gründer eines dem Westen (also Rom) bekannten Staates.
Grüße
Vladko
Die Krux ist in der Tat, dass allein das “gefühlte” Identitätsgefühl entscheidend für die Einordnung von Völkergruppen ist. Deutlich wird auch, dass die Ostslawen in der westlichen Welt anerkannt werden, während die östlichen Slawen zu recht als Bedrohung wahrgenommen werden, da es ja noch nie eine gemeinsame Identität gab und diese auch nicht gewollt ist. Die Trennung von Ethnien muss leider als elemtarer Bestandteil für eine Friedenssicherung betrachtet werden. Der Balkan hat deutlich gezeigt, dass ethnische Minderheiten mit Machtstreben zum Krieg führen und weltweit Länder gern als Stellvertreterkriege der Großmächte benutzt werden. Die Menschheitsgeschichte hat gezeigt, dass der Mensch eben nicht zu einer dauerhaften Toleranz gegenüber anderen fähig ist. Westeuropa kann deshalb mit anderen Völkergruppen handeln, aber dabei sollte es dann aus Sicherheitsfragen auch belassen werden. Tolerante Verständigung bleibt dann auch – trotz Aufklärungsversuche – ein frommer Wunsch.
Finde deinen Beitrag sehr gelungen! Das Einzige was vollkommen daneben ist, ist der Begriff „Nordmazedonier“. So ein Volk hatte und wird nie existieren, denn der Name eines Landes bestimmt nicht automatisch den Titel einer Nation. Als sich Mazedonien zu Nordmazedonien umbenannte, blieben die Mazedonier weiterhin Mazedonier und keine Nordmazedonier. Die sogenannten „Nordmazedonier“ stehen nirgendwo im Prespa-Abkommen drin. Somit find ich diesen neuerfundenen/inoffiziellen Begriff ziemlich beleidigend für alle Mazedonier, weil die Umbenennung des Landes zum Einen gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wurde und zum Anderen sich dadurch Unwissende einbilden eine ganze Ethnie umzubenennen.
Hallo Vasil,
erstmal danke für deinen Kommentar und dein Feedback.
Bin bei dir. Ich habe mich bei dem aktuellen Namen bedient, um keine zusätzlichen Verwirrungen bei den Lesern zu schaffen.
Vor allem bei Dehnen, welche nicht so tief in der Materie sind. Danke für die Klarstellung.
Generell bin ich schon etwas davon genervt, dass alle an Mazedonien (ich nenne es lieber Makedonien) und den Mazedoniern zerren.
Also die Albaner, Serben und Griechen. Alle, welche ihre Ansprüche gelten machen wollen. Allen voran die Griechen und das meiste davon unberechtigt.
Welcher Ethnie Aleksandar der Große tatsächlich angehört hat, ist bis heute nicht geklärt.
Wer sagt, die Slawen hätten vor dem 7. Jahrhundert nicht im Gebiet des heutigen Mazedonien gelebt, soll mir deren Hinterlassenschaften in ganz Nordgriechenland und Thessaloniki erklären. Ich denke die Toponyme der Ortschaften, Gewässer und Berge gehen in die tausende.
Außerdem gibt es da noch Bila Zora. Einen Ort, welchen es bereits in der Antike und zu Zeiten König Phillips gab.
Griechisch hört sich das für mich nicht an 🙂
Liebe Grüße und Pozdrav Aleks
Lieber Aleks,
sehr schöner Beitrag. Arheo-Genetik und neue Erkenntnisse in diesem Zusammenhang könnten (falls nicht verfälscht dargestellt) endlich diese Diskriminierung der Slawen (eigentlich Slowenen, kommt ja von Slovo=Wort, Buchstabe, gr. Logos) beenden.
Freut mich sehr das es interessierte zu dem Thema gibt. Ich bin der Auffassung das einige von den Illyrern nach den letzten Illyrischen Aufstand (9-6B.C.) nach der großen Niederlage (übrigens einer der schwierigsten Kriege für die Römer) die Donau flussabwärts und dann den Don, Dnjepr etc. Flussaufwärts gezogen sind. So kamen die Illyrer bzw. Slawen in die Gegend von Ukraine, Polen, Russland und sogar bis nach Skandinavien. Hab einige sehr interessante Hinweise gefunden. Buch ist geplant.
Ich möchte auch mitteilen das es eigentlich zwei Österreicher (österreichisch-stämmige) waren die diese Trennung in den Südslawischen Ländern nach Religion eingeführt haben. Die großen Bischöfe Josip STADLER und Josip STROSSMYER: NUR KATOLIKEN SIND KROATEN. Bis zu diesen zwei österreichischen Agenten waren alle Intellektuellen der Auffassung das wir ein Volk sind und eine Sprache sprechen (s. heute Beispiel in der Diaspora – alle sagen NAS jezik =unsere Sprache (kein montenegrisch, kroatisch, bosnisch, serbisch usw).
Es sollte auch nicht vergessen werden das die damalige Habsburgerregierung die Benutzung der Bezeichnung ILLYRER verboten hat, so groß war die Angst von den Jugos und es galt eine Einigung zu jeden Preis zu verhindern. Trotzdem ist am Ende Österreich mehr “Jugoslwenisiert” worden als andersrum. Von der unübersehbaren Dominanz im Sport mal abgesehen.
Kleine Frage zum Schluss: Wie viele der National-Mannschaften in der Welt haben einen Jugo als Besten Spieler aller Zeiten gekürt. Zum Start nenne ich nur Karabatic und Zlatan Ibrahimovic :). Sport ist aus Krieg entstanden und es wäre logisch anzunehmen das diejenigen die heute so gut im Sport sind nachkommen von exzellenten Kriegern sind.
LG vom Balkan (Balkan = Berg, Balkaner = Bergmensch)
Jozo vom Berg 🙂
Hallo Aleks,
Ich bin zufällig auf deine Web Seite gestoßen, da ich immer wieder über das Slawentum recherchiere. So ist es auch für mich eine Herzensangelegenheit, leider nicht mit dem Wissen auf deinem Niveau aber ich lerne gerne und das hat mir nochmal viel Erkenntnisse gebracht.
Ich fühle mich sehr zu unserer Ethnie verbunden und so habe ich 9 slawische Länder schon bereist. Ich selbst, bzw meine Familie stammen aus Serbien (Kosovo, Montenegro und sogar vom heutigen Nordalbanien lt. Dokumente-diese sind bei der ersten „velika srpska seoba“ von Debra nach Kosovo gezogen).
Es ist unglaublich und es erfüllt mich noch mehr Herz zu sehen wie ähnlich wir alle sind, unabhängig von der Konfession. Wir haben eine gewisse Verbindung zueinander die kein anderes Volk hat. Das habe ich gleich gespürt und die Menschen dort auch, egal in welchem slawischen Land ich war (Russland, Ukraine, Weißrussland war ich nocht nicht) Die Gesichtszüge ähneln auch sehr, trotz der weiten Differenz zwischen ost-west und den süd Slawen, diese gleiche Güte und Charakteristika haben wir. Klar hat jedes Land seine Merkmale, die Tschechen sind zb nicht so temperamentvoll wie die Serben aber ich fühlte mich in jedem dieser Länder Zuhause.
Ich hoffe sehr dass sich die Slawen vereinen oder zumindest Frieden schließen, vor allem auf dem Balkan. Wieso gerade wir Süd Slawen? War der Einfluss westlicher Mächte und der Religionen zu stark? Weil ich finde das Slawen sehr stabil und unerschütterlich sind, familiär und loyal gegenüber seinesgleichen sind.
Ich finde aber auch dass (nicht weil ich es bin) die Serben am meisten danach streben die slawische Identität zu erhalten und ihre Nachbarn, trotz Kriege, als Geschwister sehen. Kannst du das nachvollziehen? Und wieso ist es so?
Ich wünschte wir könnten uns alle vereinen. Leider ist das ein großes (immer schon gewesen) Dorn in den Augen anderer westlicher Volksgruppen.
Möge lang unser Volk leben und jeder einzelne Slawe Früchte tragen. Vielen Dank für deinen tollen Bericht und alles Gute
Pozdrav Aleksandra
Hallo Aleksandra,
ich bin zwar nicht Aleks aber sollte er sich dafür entscheiden diesen Kommentar freizugeben, dann wird er wohl nichts dagegen haben wenn ich was dazu sage.
Grundsätzlich teile deine Meinung, möchte aber erwähnen dass wir die slawische Frage nicht isoliert betrachten dürfen. Ein so ausgeprägtes Gemeindschaftsgefühl das du den Slawen attestierst, zumindest habe ich das so in deinem dritten Absatz verstanden, gilt nicht nur für die Slawen. Da ich in Deutschland aufgewachsen bin, weiß ich von starken Gemeindschaftsgefühlen unter Arabern, Türken und anderen. Wieso das so ist kann man sicherlich auf verschiedene Weisen versuchen zu erklären. Eine für mich plausible Ansicht findet sich in der Forschung zur Neuesten Geschichte. Die Gründung von Nationalstaaten verlief auf der ganzen Welt völlig konträr zu Westeuropa. Nationalstaaten des Westens entstanden durch Unionen (Deutschland, Italien, Frankreich) während andere Staaten, sowohl slawische aber auch später noch die arabischen, afrikanischen und der Großteil der asiatischen, durch Seperationen entstanden. Aus Bayern, Baden und Brandenburg wurde Deutschland, aus der Rzeczpospolita hingegen wurde Polen, Litauen, Weißrussland und die Ukraine. Im Umkehrschluss war es vorher dem Slawen egal ob er nun Pole, Litauer, Weißrusse oder sonst ein Slawe war, es war oft vielmehr eine Gesellschaftsschicht. Der ruthenische Adel verstand sich als polnisch, während sich der Bauer aus Polen als Ruthene verstand.
Hier liegt eventuell auch ein Ansatz um deine Fragen zu beantworten. Der Westen ist aus Sicht der Slawen ein anzustrebendes Ideal. Darum bedient man sich ihrer Nationalitätendefinitionen. Zugegebenermaßen ist mein bestes Wissen im Bezug auf die Westslawen. Und hier streitet man sich, war Kopernikus Pole oder Tscheche? Mickiewicz war Pole oder Litauer? Das sind Fragen die keinen Sinn ergeben, weil die Unterteilung sinnlos ist. Sowas funktioniert für Westeuropa, aber nicht für die Slawen. Bei den Südslawen dürfte Tesla ein ähnliches Streitthema hergeben.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist in meinen Augen Religion. Hier wieder die Rzeczpospolita, wo Christen jeder Konfession (Katholiken, Kalvinisten, Hussiten, Orthodoxe, Polnische Brüder, usw.) friedlich mit Juden und Muslimen leben konnten. Es geht, aber die Dosierung macht das “Gift”. Wenn man möchte, dass sich ein Staat über das Slawentum definiert, muss dieses an erster Stelle stehen. Wenn Religion das zentrale Merkmal eines Staates bildet, was bei den Slawen in meinen Augen am meisten Russland betrifft, dann definiert sich dieser Staat religiös. Eine Union, ob nun als Staat oder Bündnis, basiert auf einer gemeinsamen Idee. Wie gesagt, ich kann die Südslawen nur tangieren. Fundierteres Wissen hat Aleks.
Grüße
Vladko