Slawonien, gibt es da was zu sehen? Und wo liegt eigentlich dieses Slawonien?

Wie sehr freut man sich, wenn der Urlaub in Kroatien immer näher rückt und man sich in Gedanken bereits an die wunderschönen Städte und Strände in Dalmatien und Istrien träumt. Doch mittlerweile stellt sich vielen Kroatien Urlaubern die Frage: Wie sieht eigentlich dieses Kroatien jenseits von Zagreb, Split und Dubrovnik aus? 

Hat Kroatien noch mehr zu bieten, als seine sonnenverwöhnte Küste und seine unzähligen Inseln? In diesem Beitrag will ich euch genau bei solchen Fragen helfen und euch auf eine Reise durch Slawonien – Kroatiens unbekannten Osten mitnehmen.

 

Wo liegt Slawonien?

Slawonien Felder
Weizenfelder in Slawonien

 

Lässt man Zagreb hinter sich und fährt in Richtung Osten, nähert man sich Kroatiens Kornkammer Slawonien. Die Region erstreckt über 150 km von Ost nach West und liegt zwischen Ungarn im Norden und Bosnien im Süden. Im Osten grenzt Slawonien an die serbische Provinz Vojvodina.

Slawonien besteht zum Großteil aus Flachland der pannonischen Tiefebene und ist vor allem wegen seines sehr fruchtbaren Bodens bekannt. Wie einmal ein Bekannter zu mir sagte: “Wenn du nur ein Samenkorn in diese Erde legst, fängt es sofort an zu wachsen”.

 

Slawonien Landschaft 

Begibt man sich auf eine Reise, durch diesen unbekannten Teil Kroatiens, wird man neben den endlos goldenen Feldern, an dehnen je nach Jahreszeit: Weizen, Roggen, Sonnenblumen oder Tabak angepflanzt wird, auch viele Weinanbaugebiete sehen.

Das Klima, sowie die  fruchtbaren Böden Slawoniens, bieten die besten Bedingungen für den Weinanbau. Zu den bekanntesten Weinanbaugebieten zählen: Ilok, an der serbischen Grenze und Kutjevo, dessen Weinberge- und Weinkeller, zu den ältesten Europas gehören.

 

Slawonien Landschaft

 

Beide Ortschaften haben mehrere Weingüter und produzieren einen Spitzenwein, der auch bei Kennern hohes Ansehen genießt.  Neben dem großartigen Wein, trägt auch die lokale Küche mit dazu bei, das Slawonien, auch kulinarisch sehr viel zu bieten hat.

Außerdem konnte sich die Region, über Jahrhunderte, ihre eigenen Traditionen bewahren und ist besonders für die Musik der „Tamburica“ (Mandoline) und die aufwändigen Trachten bekannt.

 

Slawonien Städte 

Slawonien Städte
Das Stadtzentrum von Osijek

 

Die größte Stadt Slawoniens ist Osijek (im Beitrag weiter unten). Die letzte Volkszählung in Kroatien liegt schon viele Jahre zurück, deswegen ist es schwer genaue Einwohnerzahlen, zu den jeweiligen Städten zu ermitteln.

 

Weitere größere Städte wären: Slavonski Brod unweit der bosnischen Grenze, Vinkovci, das schöne Požega. Virovitica, Našice (dt. Naschize), Vukovar, an der östlichen Grenze zu Serbien. Đakovo, das bekannt ist als “Das Herz Slawoniens”. Und das für seinen Wein bekannte Kutjevo

 

Slawonien Karte

Hier noch eine Karte von Slawonien. Der hell violette Teil, ist die Baranja. Slawonien umspannt somit den ganzen östlichen Teil Kroatiens.

Slawonien Sehenswürdigkeiten- Kroatiens unbekannter Osten
Slawonien Karte, Tomobe03, CC BY-SA 3.0

 

Kulen aus Slawonien

Kulen-aus-Slawonien

Echten Kulen aus Slawonien, sollte man bei einer Reise, durch den Osten Kroatiens unbedingt probieren. Slawonien ist bekannt für eine Reihe an kulinarischen Köstlichkeiten, doch der Kulen nimmt dabei eine besondere Rolle ein und gilt als Kroatiens leckerste Wurst. 

 

Die größte Stadt Slawoniens: Osijek 

Kathedrale von Osijek
Peter und Paul Kathedrale am Hauptplatz in Osijek

 

Die größte Stadt in Slawonien und zugleich Verwaltungssitz ist Osijek. Die Stadt galt in ihrer Geschichte, zu Zeiten des Österreich-Ungarischen Reichs als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum dieser Region. Neben Städten wie Prag, Wien oder Budapest, galt Osijek als Zentrum der Sezession und ist auch heute noch ein wahres Jugendstiljuwel in Sachen Architektur.

Es ist wirklich unglaublich wie viele dieser Prachtbauten die Zeit überstanden haben. Bei einem Spaziergang wird deutlich, welchen Reichtum die ertragreichen Felder von Slawonien ihren Besitzern damals erbracht haben müssen.

 

Osijek Architektur
Kino Urania, Architekt Viktor Axmann, 1912

 

Ein Großteil, der Häuser, weist einen sehr hohen Reichtum an Dekorationen und zahlreiche Details und Motive aus der slawonischen Flora und Fauna auf. Leider ist der Zustand vieler Häuser und Bauwerke nicht der beste, aber irgendwie macht das auch den Charme dieser Stadt aus.

Was Osijek außer seinem sehenswerten Zentrum noch so zu bieten hat, erfahrt ihr hier.

 

Osijek Sehenswürdigkeiten

Die Europäische Avenue

Osijek Jugendstil
Osijek Europäische Avenue

 

Eine der wohl beeindruckendsten Straßen Osijeks, ist die „Europska Avenija“ (Europäische Avenue), die zwischen Oberstadt (Zentrum) und Festungsanlage (Tvrđa) liegt.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließen wohlhabende Händler, Kaufleute und Großgrundbesitzer Osijeks, diese prächtigen Bürgerhäuser von bekannten Architekten errichten. Inspiriert wurden sie dabei von anderen Zentren des Jungendstils, wie Budapest oder Wien.

Die meisten, der Häuser werden heute als Kliniken oder Verwaltungsgebäude genutzt. Der Zustand der Gebäude wechselt von frisch saniert bis sanierungsbedürftig. Bei einem Besuch in Osijek, sollte man auf jeden Fall einen Spaziergang entlang der Prachtallee machen. Die farbenfrohen Fassaden mit ihren floralen Ornamenten und prächtigen Eingängen erfreuen nicht nur Jugendstilbegeisterte.

 

Jugendstil in Osijek

Haus Sekulić, Bauherr Wilim Carl Hofbauer, 1906

Sezession in Osijek

 

 

Haus Povischil, Bauherr Ante Slaviček, 1904

Jugendstil in Osijek

 

Die Stadt weist an sich einen sehr geschlossenen Architekturstil im Zentrum auf, der zum Großteil dem Jugendstil, Historismus und dem Barock zugeschrieben werden kann.

Die Stadt sowie die kroatische Regierung ist sich dem kulturellen Erbe durchaus bewusst. Deswegen wurden zu den bedeutendsten Bauwerken und Straßenzügen, Informationstafeln errichtet. Dennoch steht der Tourismus in Osijek, sowie in ganz Slawonien noch relativ am Anfang. Jeder Besucher wird von den sehr warmherzigen Slawoniern, herzlich willkommen geheißen.

 

Osijek Tvrđa

Die alte Festung, genannt Tvrđa, ist so etwas wie die Altstadt von Osijek. Die Befestigungsanlage wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet und sollte zur Verteidigung gegen Angreifer der Stadt dienen. Obwohl von den Stadtmauern und den Stadttoren nur die Teile am Drau Ufer erhalten geblieben sind , gibt es innerhalb der ehemaligen Festung einiges zu besichtigen.

 

Imposante Kirchen werden durch kleine, schmucke Barockstraßenzüge, mit noch imposanteren Verwaltungsgebäuden verbunden. Zentraler Punkt ist der Trg Sv. Trojstva, (Platz der heiligen Dreifaltigkeit) auf dem sich, eine Vielzahl von Cafés befinden.

 

Der Palast des slawonischen Generalkommandos (heute Universität Osijek)

 

200 Kuna Geldschein
Beides abgebildet auf dem kroatischen 200 Kuna Schein

 

Hauptplatz in der Altstadt von Osijek, Slawonien
Hier eine weitere Ansicht des Platzes mit dem Archäologischen Museum Osijeks im Hintergrund.

 

Essen in Osijek

Wer im Tvrđa-Viertel, zufällig vom Hunger überwältigt werden sollte, dem sei das alt- slawonische Restaurant “Kod Ruze“ (Franje Kuhaca 25) zu empfehlen.

Eine der besten Adressen der Stadt, wenn es um traditionelles Essen geht.

Hier die “Slavonska Plata“. Ich denke, das Bild spricht für sich.

 

Bosnien

Hierbei sei noch zu erwähnen, dass die Preise bei einem Restaurant oder Café Besuch deutlich unter den Preisen liegen, die man vielleicht von der kroatischen Küste gewohnt ist. Einen Kaffee kann man schon ab 8 Kn (ca.1 EUR) schlürfen. Ein deftiges Essen gibt es bereits für 50 Kn (ca. 6,50 EUR).

Bei “Kod Ruze“ liegen die Preise etwas darüber, dafür erhält man aber auch erstklassige Qualität und einen hervorragenden Service. 

 

Das grüne Osijek

Osijek wird von dem Fluss Drau (Drava) durchzogen, der die Stadt teilt.

Die komplette Stadt befindet sich im Süden, während der Norden durch eine Fußgängerbrücke verbunden ist und eine weitflächige und Parkähnliche Landschaft, der Erholung bildet und Osijek zu einer der grünsten Städte Kroatiens macht.

 

Dazu tragen aber auch eine ganze Reihe an Parks im Stadtzentrum bei. Das südliche Drau-Ufer ist außerdem, der Treffpunkt, wenn es darum geht, um zu sehen und gesehen zu werden. Hier reiht sich ein Café neben das andere. Abends ist immer gut was los.

 

Slawonien – Naturpark Kopački rit

Slawonien Landschaft
Slawonien Kopacki Rit

 

In der direkten Umgebung von Osijek, ca. 10 km vom Stadtzentrum entfernt, befindet sich eines der größten und besterhaltenen Sumpfgebiete Europas. Das Kopacki Rit.

 

Der Naturpark ist vor allem wegen seiner Flora und Fauna, aber auch wegen der ca. 290 Vogelarten bekannt, die den Naturpark besiedeln. Er zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Schönheit, der Landschaft, sowie durch seine biologische Vielfalt aus, die auch Insekten und Fische beheimatet.

 

In dem Gebiet mündet die Drau in die Donau. Je nach Wasserstand formen und verändern die Gewässer, der beiden Flüsse ständig das Erscheinungsbild dieses Feuchtgebietes. Der Park bietet einen Fahrradverleih, Bootfahrten, Vogelbeobachtungen und andere Aktivitäten an.

Eine Tageskarte kostet 10 Kn (ca. 1,40 EUR).

 

Weitere Informationen unter: www.pp-kopacki-rit.hr

Osijek Aktuell

Nichts ist perfekt, so hat auch Osijek aktuell einige Probleme zu bewältigen.

Durch die Privatisierungen am Ende, der Jugoslawien-Ära und die damit verbunden Umstrukturierungen, haben viele Arbeitnehmer, ihre Arbeitsplätze verloren. Osijek hat das im Vergleich zu anderen Städten Kroatiens, besonders stark getroffen.

 

Dazu kommt noch der Krieg, der 90er Jahre, der auch in und um Osijek gewütet hat und viele Bewohner der Stadt dazu bewog, in andere Regionen oder sogar andere Länder auszuwandern. Außerdem suchen besonders gut qualifizierte, junge Bürger der Stadt, ihr Glück in Zagreb oder in Ländern der Europäischen Union.

 

Osijek Drau
Die Drava in Osijek (Drau) Nick Savchenko, CC BY-SA 2.0

 

All das sind Faktoren die zu einer, recht hohen Auswanderungen geführt haben. Die Folgen sind bei einem Spaziergang, durch Osijek sichtbar. Immer wieder trifft man auf Leerstand oder Häuser, die entweder zu verkaufen oder zu vermieten sind.

 

Hinzu kommt, das die Stadt eine immense dichte an architektonisch wertvollen Häusern hat, so das Sanierungen, seitens der kroatischen Regierung ihre Zeit brauchen. Außerdem wurde nach dem Krieg, der Tourismus, zuerst auf die immer beliebte Adriaküste fokussiert und in Slawonien wurde relativ wenig investiert. Zum Glück hat die Regierung das immense Potenzial erkannt und ist nun dran Osijek wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen.

 

Mir hat die Stadt bei meinem letzten Besuch im Sommer 2020 trotz einiger Probleme, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Und ich denke, das wird sie dir auch. Viel Spaß in Osijek.

 

Hier noch ein paar Impressionen, sowie ein Übernachtungstipp

Heutiges Amtsgericht von Osijek, erbaut 1898

Bosnien

Der Postpalast, erbaut 1912

Der Postpalast in Osijek, Slawonien
Der Postpalast ist ein herausragendes Beispiel des Jugendstils in Osijek.

 

Das Kroatische Nationaltheater

Bosnien

 

Übernachten in Osijek

Wer ganz im Stil, der damaligen Zeit in Osijek residieren möchte, dem sei das Hotel Waldinger zu empfehlen. Es gibt zwar günstigere Möglichkeiten eine Nacht in der Stadt zu verbringen, dennoch sind die Preise vollkommen in Ordnung. Ein Einzelzimmer gibt es im Hauptgebäude ab 58 EUR.

 

Für sein Geld erhält man ein Zimmer in Toplage, unweit der Kathedrale und direkt im Zentrum der Stadt. Ein Frühstück im mondänen Speiseraum, sowie das Flair der damaligen Zeit ist im Preis mit enthalten.

 

Das Hotel versprüht mit seiner klassischen Ausstattung und den hochwertigen Möbeln, sehr viel Charme. Im hinteren Bereich, befindet sich noch eine schlichtere, jedoch sehr moderne Pension. In dieser gibt es, das Einzelzimmer, bereits ab 48 EUR pro Nacht. Die Pension verfügt zudem über einen zauberhaften Garten.

Das Hotel beherbergt außerdem, ein Restaurant mit gehobener Küche, sowie ein kleines Fitnesscenter.

www.waldinger.hr, Zupanijska 8, 031-250 450

 

Anreise nach Osijek

Osijek ist mit Zagreb und anderen Großstädten in Kroatien mit direkten Zug- und Buslinien verbunden. Die Hauptstadt Zagreb liegt 280 km entfernt. Dank der gut ausgebauten kroatischen Autobahn, erreicht man die Stadt innerhalb von 2,5 Stunden. Außerdem verfügt Osijek über einen kleinen Flughafen, der durch Fluglinien mit Zagreb, Rijeka, Split und Dubrovnik verbunden ist.

 

Ich hoffe euch hat der Beitrag gefallen. Bei Fragen zu Slawonien oder weiteren Reisezielen am Balkan, schreibt mir gerne eine Nachricht.  🙂

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Hi, ich bin Aleks, der Gründer von A Secret Called Bosnia, dem ersten Blog ausschließlich über Bosnien und den Balkan. Du willst nach Bosnien oder auf den Balkan reisen? Dann bist du hier genau richtig ✓

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