Man nehme Begriffe wie nachhaltiger Urlaub, kombiniere diese mit so einem unbekannten Reiseziel, wie den bosnischen Bergen und erhalte das perfekte Erlebnis für alle die fern ab des Massentourismus, Ruhe und die pure Freiheit in einer atemberaubenden Naturkulisse genießen wollen und das ganze inklusive Sternenhimmel-Beobachtung und Abenden vor knisternden Lagerfeuern.
Meistens fangen große Ziele, mit einer kleinen Idee an. So auch im Fall von Niko und Carina.
In diesem Gastbeitrag erzählen die beiden, was es mit ihrem Projekt Bujadljivice Mountain Lodge auf sich hat und warum nachhaltiger Urlaub in den bosnischen Bergen perfekt für einen Digital Detox ist. Für alle die sich in Zukunft mehr dem nachhaltigen Reisen widmen wollen und gleichzeitig eine der schönsten Regionen Bosniens entdecken möchten, ist dieser Beitrag wie maßgeschneidert.
Nachhaltiger Bergurlaub in Bosnien
Es gibt viele Arten von Urlaube(r)n und alle haben ihre Berechtigung. Da wären zum Beispiel die 5-Sterne-All-Inklusiv-Urlauber, die es lieben sich um nichts kümmern zu müssen, außer vielleicht sich zu entscheiden, in welchem der angebotenen Restaurants sie zu Abend essen. Dann gibt es die Partylöwen, die es nicht erwarten können von Club zu Club zu ziehen bis die Sonne aufgeht.
Wir selbst zählen uns eher zum Typ Camper. Wir lieben es mit unserem VW-Bus (Nein, leider kein schicker Oldtimer, sondern eher so die Kategorie funktioneller Werkstatttransporter.) neue Orte zu entdecken und Land, Leute und Traditionen (vor allem kulinarische) kennen zu lernen.
Dazwischen gibt es natürlich jede Menge Abwandlungen und unterschiedliche Ausprägungen und wenn es darum geht, welcher Art von Gästen es bei uns in der Bujadljivice Mountain Lodge in Bosnien gefällt, kann man dies sicher nicht auf einen bestimmten Urlaubstyp pauschalisieren. Keinen Strom zu haben, schreckt aber erst einmal viele ab. Kalt duschen muss man trotzdem nicht. Für all die, die sich eher zur Kategorie entspannte/r und nachhaltiger Naturliebhaber/in zählen fühlen sich bei uns wie zu Hause.
„Hier sieht es aus wie in einer Herr-der-Ringe-Kulisse.“
... hören wir Gäste regelmäßig sagen. Und das trifft es eigentlich ganz gut. Vor allem das Hochland, welches wir mit unserem Jeep auf einer steinigen Schotterpiste durchqueren, bevor wir etwa 5 km weiter die letzten 400 m zu Fuß zu unserem Haus absteigen. Wenn wir erzählen, dass wir bei uns am Haus keinen Strom haben, hört sich das für die meisten, ausgehend von unseren westlichen Standards, erst einmal anstrengend an. Ist es aber gar nicht.
Digital Detox – Die digitale Entgiftung für Teilzeit-Aussteiger
Wir kochen auf Gas oder mit Feuer, heizen unsere Badeöfen mit Holz und Solarlampen erhellen uns die Abende. Wer einmal einen Sternenhimmel (fernab von allen Störlichtern) erlebt hat, bei dem man mit bloßem Auge die Milchstraße sehen kann, oder wer bei knisterndem Lagerfeuer den Wildtieren in Bäumen und Unterholz lauscht, vergisst schnell die fehlende Elektrizität und fängt an alle Vorteile eines nachhaltigen Urlaubs zu genießen.
Klar, wer überhaupt nicht auf sein Smartphone (außer vielleicht zum Fotografieren) und Internet verzichten kann/mag, der wird bei uns wohl eher nicht glücklich werden. Wir haben meist kein Netz und auch keinen Internetempfang. Doch sogar diejenigen, die sich ein paar Tage ohne erreichbar zu sein überhaupt nicht vorstellen konnten, haben es nach kürzester Zeit genossen. Nicht zuletzt, weil es bei uns jede Menge Alternativen zum heiß geliebten Smartphone gibt.
Zeit zum Entschleunigen
Selbstverständlich ist die Umgebung prädestiniert zum Wandern, sowie die große Holzplattform zum Sport und/oder Yoga machen. So manche/r hat (ganz freiwillig – wir schwören!) das Holzhacken für sich entdeckt oder wollte sein eigenes, erstes Brot im Pizzaofen backen. Wie wäre es ansonsten einfach mal nichts zu tun oder endlich das vor langer Zeit gekaufte Buch zu lesen? Wer möchte, dem heizen wir den Badezuber ein, um beim Blick in die Berge für einen entspannten Tages ausklang zu sorgen.
Natürlich bieten wir für die Aktiveren nach Absprache auch Tagesausflüge an: Zum Beispiel ein erfrischendes Bad im Bergsee auf 1500 m Höhe, während wir den Grill anschüren oder ein Ausflug zu den Wasserfällen, des nahe gelegenen Nationalparks mit anschließendem Forellen essen. Und wer gerne etwas vom „echten“ Leben im ca. 12 km entfernten Bosansko Grahovo mitbekommen möchte, den nehmen wir gerne zu unserem Lebensmitteleinkauf in den Dorfladen mit oder lassen uns Abends ein Spanferkel oder Lamm am Spieß in einer ganz besonderen Location drehen.
Wie alles begann …
2009 reiste Niko zum ersten Mal als Erwachsener wieder an den Ort, an dem seine Vorfahren jahrhundertelang lebten, bis sie aufgrund des Bosnien Krieges 1995 fliehen mussten. Er fand dort ein heruntergekommenes Haus vor, eine nicht bewohnbare Ruine. Von der Location und dem Ausblick war er so begeistert, dass er sich vornahm zurückzukommen.
Und nicht nur das. Er beschloss vor dem Haus eine große hölzerne Plattform an drei Bäumen zu errichten, um einmal im Jahr sein Zelt dort aufzuschlagen und Urlaub zu machen, dem stressigen Lehreralltag entfliehen und inmitten dieser wunderschönen Umgebung die Natur zu genießen und Zeit mit sich selbst zu verbringen, war der Plan.
Die Plattform errichtete er mit Hilfe eines Freundes im darauffolgenden Jahr, wenngleich dies ein kräftezehrendes Projekt war. Denn mehr als zwanzig bis zu sieben Meter lange Balken, zig Betonblöcke sowie Aggregat und allerhand andere Werkzeuge galt es zu Fuß und per Hand über den steinigen Weg, hunderte Meter hinabzutragen oder zu -ziehen.
Noch während der ersten Nacht in seinem Zelt, in der es draußen wie aus Eimern schüttete, merkte er, dass das nicht ganz so romantisch war, wie in seinen Vorstellungen und entschied sich, doch das Haus zu renovieren. Ein paar Jahre darauf, die Renovierung war schon in vollem Gange, lernten wir uns kennen und lieben.
Niko verbeamteter Lehrer, ich Projektleiterin in der Marketing- und Eventbranche. Doch unsere Ideen eines erfüllten Lebens stimmten von Anfang an überein. Schnell waren wir an einem Punkt angelangt, an dem wir erkannten, dass weniger tatsächlich mehr für uns ist. Wir wurden uns bewusst darüber, dass der Ort an dem wir am glücklichsten waren, immer hier in den Bergen Bosniens an unserem Häuschen war.
Projekt „Nachhaltige Unterkunft”
Das Haus zu sanieren war jedoch langwieriger als gedacht. Wir erlebten viele herbe Rückschläge und die schlechte Infrastruktur sowie in der Umgebung kaum verfügbares Baumaterial machten es nicht leichter. Heute blicken wir voller Stolz auf die drei einfachen Gästezimmer im oberen Stockwerk. Eine kleine, gemütliche Innenküche für die kalten Tage, sowie ein angrenzendes Bad befinden sich im unteren Stockwerk.
Doch auch dabei blieb es nicht. Und so haben wir uns über die Jahre hinweg, wie so manche Freunde scherzen, unser eigenes kleines Dorf errichtet, wo einst nur eine verlassene Ruine stand. Ein Jahr darauf kam die Sommerküche hinzu, in der sich seither das eigentliche gesellschaftliche Leben bei uns abspielt.
Anschließend bauten wir ein Badehaus auf Stelzen aus Naturstämmen, mit frei stehender Badewanne, von der aus man ebenso einen unvergesslichen Blick in die Berge hat wie aus dem holzbefeuerten Badezuber, in dem bis zu sechs Personen Platz finden. Das bislang letzte Objekt war letztes Jahr (2020) ein kleines A-Frame-Häuschen aus Holz, welches wir unterhalb der Plattform im Garten errichteten.
Ursprünglich als Trainer-/Guideunterkunft (bei Gruppenreisenden) gedacht, aber schon jetzt ein Renner bei allen Gästen. Dieses Jahr haben wir uns fest vorgenommen einmal durchzuschnaufen und kein neues Bauwerk zu errichten. Aber für die Zukunft haben wir auf jeden Fall noch die ein oder andere Erweiterungsidee.
Nachhaltigkeit, Tradition und Gastfreundschaft
Bei der Bewirtung unserer Gäste und beim Leben in der Natur legen wir viel Wert auf nachhaltiges und umweltbewusstes Handeln. Außerdem ist es uns bei allem was wir tun wichtig, Besuchern Land, Leute und Kultur näherzubringen. Am Haus kochen wir daher oft traditionell, mit weitestgehend saisonalen und regionalen Produkten, die wir möglichst von Landwirten aus der Region beziehen.
Wenn auch die ursprüngliche Küche sehr fleischlastig ist, können wir Vegetarier/innen, bei frühzeitiger Anmeldung, selbstverständlich für alle Mahlzeiten schmackhafte fleisch- und Fischlose Alternativen anbieten. Das Zubereiten des Sač (ein Schmorgericht unter mit Kohle bedeckter Metallkuppel) oder des Kotlic (ein Wildeintopf in einem gusseisernen Kessel) über offenem Feuer ist für viele ein Spektakel, um das sich gerne mit kühlen Getränken in der Hand versammelt wird, während die Gerichte vor sich hinschmoren. Und genau das ist es, was die Kultur für uns ausmacht, das Zusammenkommen, sich austauschen und eine gute Zeit in der Natur zu verbringen.
Für uns sucht die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Bosnier seines Gleichen. Wenn wir es schaffen, nur einen Bruchteil davon weiterzugeben, dann macht das nicht nur uns, sondern hoffentlich auch unsere Gäste glücklich und macht ihren nachhaltigen Urlaub in den bosnischen Bergen zu einer unvergesslichen Zeit.
Wer uns einmal besuchen möchte, findet die wichtigsten Informationen auf unserer Website www.mountainlodgebosnia.com. Auf unserem Instagram-Kanal mountainlodgebosnia halten wir euch auf dem Laufenden und teilen Geschichten aus dem Alltag.
Wenn ihr Fragen an uns habt oder einfach mal „Hallo“ sagen wollt, schreibt uns jederzeit gerne an, wir freuen uns immer über neue Kontakte und auf euer Feedback!
Ich hoffe, euch hat der Gastbeitrag von Niko und Carina gefallen. Eurem ersten nachhaltigen Urlaub in den Bergen Bosniens dürfte so zumindest nichts mehr im Weg stehen😀.
Weitere Beiträge zu interessante Reisezielen in Bosnien, findet ihr unter A Secret Called Bosnia.